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Vuelta: Primož Roglič ist der neue König von Spanien
Mit seinem vierten Erfolg krönt sich der Slowene zum Rekordsieger der Spanienrundfahrt
Madrid ist mal wieder eine Triple-Stätte. Im Vorjahr machte Sepp Kuss einen Dreifach-Sieg des niederländischen Rennstalls Jumbo-Visma perfekt. Mit ihm auf dem Podium standen Jonas Vingegaard und Primož Roglič. Der Däne hatte zuvor auch die Tour de France, der Slowene den Giro d’Italia gewonnen.
In diesem Jahr war Roglič, mittlerweile zum deutschen Rennstall Red Bull-Bora-Hansgrohe gewechselt, erneut an einem Triple beteiligt, dieses Mal an einem slowenischen. Sein Landsmann Tadej Pogačar hatte zuvor bei Giro und Tour abgeräumt. Und Roglič wirkte sichtlich gerührt, als er auf diese Komponente seines mittlerweile vierten Vuelta-Sieges angesprochen wurde. »Das ist phänomenal. Wer hätte das gedacht, dass unsere kleine Nation mal alle Grand Tours in einer Saison gewinnt«, meinte er.
Tatsächlich gelang so etwas bisher nur den zwei großen Radsport-Nationen Frankreich und Spanien. 1964 sorgten Jacques Anquetil bei Giro und Tour sowie sein ewiger Rivale Raymond Poulidor bei der Vuelta für das französische Triple. Für Spanien waren es 2008 Alberto Contador bei Giro und Vuelta sowie Carlos Sastre bei der Tour. Und auch die Spätaufsteiger aus Großbritannien konnten nur einmal alle großen Rundfahrten für sich verbuchen, nämlich 2018 mit Christopher Froome (Giro), Geraint Thomas (Tour) und Simon Yates (Vuelta). In dieser Reihe steht jetzt auch Slowenien.
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Zu verdanken hat das Land dies auch einer flächendeckenden Sportförderung der Jugend. Großtalente wie Pogačar werden früh entdeckt und begleitet. Talente, die in einem Sport ausscheiden, wie Roglič als Skispringer, bleiben dem System trotzdem weiter erhalten und reüssieren auf ganz anderem Gebiet. Der 34-jährige frühere Skiflieger ist mittlerweile eine Großfigur im Radsport. Nach seinem vierten Triumph ist er alleiniger Rekordsieger der Spanien-Rundfahrt. Auf dem Tour-Podium war er ebenfalls. Olympiasieger im Zeitfahren ist er seit den Spielen von Tokio auch.
Auf dem Weg zum Vuelta-Rekord musste Roglič zwei Krisenmomente überwinden. Auf der sechsten Etappe ließ sein Team eine Ausreißergruppe zu weit enteilen. Der Slowene wollte zwar sein Rotes Trikot abgeben – so hatte er es schon bei seinen Siegen 2020 und 2021 praktiziert, um Pressekonferenzenstress für sich und Führungsarbeit für sein Team zu vermeiden. Allerdings holte Ben O’Connor mit mehr als sechs Minuten ein wenig zu viel Vorsprung heraus. Roglič musste kämpfen, um den Australier wieder einzufangen. Tag für Tag machte er mal 30, mal knapp 60 Sekunden gut, bis er dann auf der drittletzten Etappe die Verhältnisse wieder richtigstellte und mit einem Tagessieg auf dem Alto de Moncalvillo auch die Führung übernahm.
»Jetzt will ich diesen Sieg erst einmal genießen und dann schnell nach Hause.«
Primož Roglič Vuelta-Rekordsieger
Die zweite Prüfung folgte gleich am Tag danach. Sein halbes Team klagte über Magenbeschwerden. Zwei seiner Helfer, der Kolumbianer Dani Martinez und der Österreicher Patrick Gamper, stiegen während des Rennens aus. Teamleader Nico Denz kämpfte 160 Kilometer lang allein weit hinter dem Feld gegen seinen rebellierenden Magen und das Zeitlimit. Den Kampf gegen die Eingeweide gewann er und erreichte das Ziel. Der Kampf gegen die Disqualifikation ging allerdings um 56 Sekunden verloren.
Auch Roglič ging es an diesem Tag nicht richtig gut. Um die 20 Mal habe er auf die Toilette gemusst, gestand er im Ziel. »Ich habe es auch im Magen gespürt«, sagte er. Das Team vermutete eine Lebensmittelvergiftung, weil auch Betreuer betroffen waren. In den letzten beiden Vuelta-Tagen seien dann alle, die noch da blieben, so gut es ging, separiert worden, erklärte Teamchef Ralph Denk. Roglič konnte als Tageszweiter auch das abschließende Zeitfahren standesgemäß beenden und seine Führung sogar ausbauen.
»Jetzt will ich diesen Sieg erst einmal genießen und dann schnell nach Hause«, sagte Roglič nach seinem Rekorderfolg in Spanien. Als Saisonabschluss sind für ihn noch die Lombardei-Rundfahrt im Oktober und die Straßen-WM im September geplant. Bei der Weltmeisterschaft soll – Stand jetzt – allerdings Pogačar als Teamkapitän die slowenische Erfolgsgeschichte dieser Saison weiterschreiben. Im nächsten Jahr will Roglič dann noch einmal den Sieg bei der Tour de France anpeilen, die letzte verbliebene Grand Tours, die er noch nicht gewonnen hat. Dann ist er zwar schon 35 Jahre alt. Aber Teamchef Denk sah auch jetzt bei der Vuelta noch ein siegeshungriges »Leuchten in den Augen« seines Spitzenfahrers.
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