Champions League: Die Liga der Superreichen

Zirkus Europa: Noch vier Teams mehr, undurchschaubarer Modus – in der Köngsklasse wandeln Europas beste Klubs auf neuen Pfaden

  • Sven Goldmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Die letzte Überraschung: 2004 gewinnt der FC Porto die Champions League. Torwart Vitor Baia und Jorge Costa präsentieren den Pokal, Trainer Jose Mourinho betrachtet das Geschehen scheinbar teilnahmslos aus dem Hintergrund.
Die letzte Überraschung: 2004 gewinnt der FC Porto die Champions League. Torwart Vitor Baia und Jorge Costa präsentieren den Pokal, Trainer Jose Mourinho betrachtet das Geschehen scheinbar teilnahmslos aus dem Hintergrund.

Fußball ist Fußball und doch ein bisschen anders, als der Fußball einmal war. Damals, als die Champions League noch Europapokal der Landesmeister hieß und nur Meister mitspielen durften, Neudeutsch: Champions. Von denen gibt es auch ein paar in dem vor 32 Jahren zur Champions League erweiterten Wettbewerb. Aber das Gros der Teilnehmerschaft rekrutiert sich längst aus weiter hinten platzierten Klubs der großen Ligen. Wo Champions League draufsteht, müssen nicht unbedingt Champions drinstecken.

Am Dienstag startet der europäische Fußballzirkus im neuen Gewand, mit einem schwer durchschaubaren Modus und vier Klubs mehr als im vergangenen Jahr, aber ohne allerlei Champions aus finanziell minderwertigen Ländern. Es fehlen etwa die Meister aus ganz Skandinavien, aus Irland, Rumänien, Ungarn und Bulgarien. Auch Russland ist zum dritten Mal in Folge abwesend, aber das hat andere Gründe. Dafür sind je fünf Klubs aus Italien und Deutschland dabei und immerhin je vier aus England und Spanien. Die vier finanzstärksten Ligen Europas stellen die Hälfte des Teilnehmerfeldes.

Zirkus Europa

Früher schlicht Pokal der Landesmeister, heute Champions League: ein inszeniertes Spektakel und Gelddruckmaschine des Fußballs. Sven Goldmann blickt auf den kommenden Spieltag.

Es ist systemimmanent, dass immer wieder dieselben Schwergewichte um immer höhere Millionengagen kicken. Was dem europäischen Fußball zusetzt, ist die Genügsamkeit seiner Eliten. Die Gewissheit, dass sich nichts ändern wird, dass es im kommenden Frühjahr wieder schöne Play-off-Spiele gibt mit den üblichen Verdächtigen aus London und Paris, aus Madrid und Barcelona und gerne auch aus München. Die Elite definiert dies als Planungssicherheit, als ihr natürliches Recht, im entscheidenden Moment immer unter sich zu sein. Und sie merkt nicht, dass sie dabei ein wesentliches Element vernachlässigt, nämlich den großen Vorteil, den der Unterhaltungsbetrieb Fußball in seinen Verteilungskämpfen mit Kino oder Streaming hat: Beim Fußball weiß vorher keiner, wie es am Ende ausgeht. Aber das war in der Champions League zuletzt doch eher selten der Fall, genauer gesagt, vor 20 Jahren.

Damals fand das Endspiel in Gelsenkirchen statt, und es erlebte immerhin einen Superstar, allerdings nur auf der Bank. Im Finale von 2004 kaperte José Mourinho zum ersten Mal die große Bühne. Der Portugiese trainierte den FC Porto und nutzte den Triumph zum Absprung zum FC Chelsea, dem Vorreiter jener von der Hochfinanz gesteuerten Fußballunternehmen, für die der Fachjargon den Begriff »Investorenklubs« ersonnen hat. Portos 3:0-Sieg im Endspiel gegen Monaco stand am Ende einer seltsamen Saison, in der sich Europas Granden allesamt frühzeitig verabschiedet hatten, Barcelona sogar schon im Achtelfinale des Uefa-Cups. Die Vorjahresfinalisten Turin und AC Mailand scheiterten in Achtel- und Viertelfinale an La Coruña, Bayern verabschiedete sich im Achtelfinale gegen Real und Real danach gegen Monaco.

Langer her und heute kaum noch vorstellbar. Für den FC Porto, immerhin 30-maliger Meister der Fußballnation Portugal, war übrigens kein Platz im auf 36 Mannschaften erweiterten Kreis der neuen Champions League.

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