Anschlag im Libanon: Den Terror nicht feiern

Daniel Lücking erinnert die Gewalt im Nahen Osten an den »Krieg gegen den Terror« der USA

  • Daniel Lücking
  • Lesedauer: 2 Min.
Krankenwagen mit Verwundeten vor der Notaufnahme des Krankenhauses der Amerikanischen Universität in Beirut
Krankenwagen mit Verwundeten vor der Notaufnahme des Krankenhauses der Amerikanischen Universität in Beirut

Auf Plattformen sozialer Medien freuen sich Nutzer*innen hämisch über die Sprengungen von sogenannten Pagern, da es angeblich »endlich einmal die Richtigen getroffen« habe. 2750 Kommunikationsgeräte von Hisbollah-Anhängern wurden vermutlich durch den israelischen Geheimdienst Mossad mit Sprengstoff präpariert und im Libanon zur Detonation gebracht. Sarkastische und zynische Bilder und Sprüche haben seither Hochkonjunktur. Nur wenige äußern sich kritisch zu diesem Vorfall. Das aber wäre notwendig gewesen. Denn der Angreifer konnte nicht ausschließen, mit den zeitgleich im Alltag der Menschen ausgelösten Sprengungen auch Zivilisten zu treffen. Das muss bei 2750 Sprengungen, über 3000 Verletzten und mindestens zwölf Toten jedoch der Fall gewesen sein.

Derartig unterschiedslose Angriffe sind in einer Konfliktsituation verboten, da sie nicht ausschließlich militärische Ziele treffen. Die Explosionen hätten jeden x-beliebigen Libanesen treffen können. Mehr noch: Wie will der israelische Staat absehbar stattfindende Attentate, bei denen israelische Zivilist*innen dem Terror zum Opfer fallen, glaubwürdig verurteilen, nachdem zivile Menschenleben im Nachbarland offensichtlich nachrangig behandelt wurden? Die Spirale der Gewalt ist so nicht zu durchbrechen. Sie erinnert an den »Kampf gegen den Terror«, den die USA beinahe eine Generation lang führte. Mit jedem getöteten Terroristen wachsen die Feindeslisten an.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.