Ein hungriger Magen lernt nicht gern

Andreas Fritsche verlangt warmes Mittagessen für alle Schüler

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.
Guten Appetit! Grundschüler beim Verschlingen einer Kürbisuppe
Guten Appetit! Grundschüler beim Verschlingen einer Kürbisuppe

Als ich ein Schulkind war – und das ist mehr als 40 Jahre her – mussten meine Eltern für die Schulspeisung nur ein paar Groschen bezahlen. Wir hatten nie viel Geld, aber dafür hat es immer gereicht. Die Mahlzeiten schmeckten nicht ausnahmslos gut. Aber ich war dazu erzogen, zu essen, was auf den Tisch kommt. Es herrschte keine Not mehr. Wir Kinder hatten keine Hungerjahre erlebt. Doch in der Familie war die Erinnerung daran noch präsent. Das Schulessen kostete also anders als heute in Berlin etwas. Doch es kostete nicht so unverschämt viel wie derzeit in Brandenburg. Kein Kind musste hungrig im Unterricht sitzen. Das war in einem Staat, den es nicht mehr gibt.

Nicht von ungefähr traf Brandenburgs Linke mit ihrer Volksinitiative »Schule satt« einen Nerv. Nicht von ungefähr beteiligten sich sich Wohlfahrtsverbände und die Gewerkschaft der Lehrer und Erzieher gern. Es war nicht schwer, Brandenburger davon zu überzeugen, für ein kostenloses Mittagessen an den Grundschulen zu unterschreiben. Ich habe in Ludwigsfelde beim Haustürwahlkampf des Landtagskandidaten Tobias Lübbert (Linke) beobachten können: Menschen haben für die Volksinitiative unterzeichnet, die wahrscheinlich am Sonntag eine andere Partei wählen werden – eine Partei, die sich nicht so für hungrige Kinder einsetzt.

Ein voller Magen arbeitet nicht gern, sagt der Volksmund. Aber ein hungriger Magen lernt nicht konzentriert. Es ist eine Zumutung, dass so etwas zugelassen wird. Die Linke hilft den Kindern. Ob ihr das hilft, am Sonntag die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen, ist noch die Frage. Besser wäre es, wenn es im Landtag auch künftig eine Fraktion gibt, die bei diesem wichtigen Thema nicht locker lässt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -