Steckenpferd neuen Typs

Bildungsminister schaltet Internetangebot »Kinder in Bewegung« frei

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 2 Min.
Auch in Halle (Saale) im Trend: Johanna springt auf ihrem Steckenpferd Flecki über ein Hindernis.
Auch in Halle (Saale) im Trend: Johanna springt auf ihrem Steckenpferd Flecki über ein Hindernis.

Heutzutage klemmen sich Kinder einen Stock zwischen die Beine, an dem ein Pferdekopf steckt, und springen damit über Stock und Steine. Hobbyhorsing nennt sich diese »Trendsportart«, die Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) vorgeführt wurde, als er am Mittwoch im Potsdamer »Haus des Sports« die neue Internetseite »Kinder in Bewegung« freischaltete. Diese Idee des Märkischen Turnerbunds (MTB) wird vom Bildungsministerium unterstützt.

Ziel ist es, Schülern außerunterrichtliche Sport- und Bewegungsangebote zu machen. Dabei werden Tandems aus Sportlehrern und Vereinstrainern gebildet. Die Finanzierung der Bewegungsstunden für Kinder mit besonderem Förderbedarf durch das Ministerium ist vorerst bis Ende 2024 gesichert. Es gehe um einen »niedrigschwelligen Zugang zu Bewegung«, sagte Minister Freiberg. Würde man Kinder auffordern, Sport zu treiben, bekäme man unter Umständen einen Vogel gezeigt. Vom »Hobbyhorsing« und ähnlichen Aktivitäten hingegen würden sich Kinder mitreißen lassen, da würden sie keine Aufforderung benötigen, um sich in Bewegung zu setzen.

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Freiberg sprach von »großen Defiziten«, denen es zu Leibe zu rücken gelte. Mit seinem Projekt »Kinder in Bewegung« sei der Turnerbund auf eine »enorme Resonanz« gestoßen. Es habe »umwerfend viele Rückmeldungen« gegeben.

Auf die Idee war man gekommen, als Kinder während der Corona-Einschränkungen zu Hause saßen und ihrem natürlichen Bewegungsdrang nicht oder nur ungenügend nachgeben konnten. Seitdem sind die erwähnten Bewegungstandems gebildet worden, die in wöchentlichen Bewegungsstunden Kinder vom Sofa holen.

MTB-Präsidentin Birgit Faber sprach von der Notwendigkeit, den Sport dicht an die Schule heranzuführen. An Handreichungen mangele es nicht. Das Ministerium hat unter anderem eine »Spielesammlung« zusammenstellen lassen, damit Leistungsbereitschaft, Selbstvertrauen und auch die Fähigkeit, mit Niederlagen umzugehen, bei Kindern so entwickelt werden, wie das nur im Sport möglich ist. Grundschulkinder sollten sich täglich mindestens 90 Minuten lang moderat bis intensiv zu bewegen, empfehlen Experten. Viele Kinder tun das aber nicht, was auch Fettleibigkeit zur Folge hat.

»Der Fisch schwimmt, der Vogel fliegt, das Kind turnt«, zeigte sich
Präsidentin Faber überzeugt. Wenn Kinder bewegungsfaul seien, dann habe
man ihnen die natürliche Lust am Sport abgewöhnt. Über die Anziehungskraft des »Hobbyhorsing« ist Faber verwundert, aber auch froh. Sie erzählt, dass ein Vater ihr gesagt habe, drei Pferde für seine drei Töchter könne er sich nicht leisten, diese Steckenpferde aber schon.

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