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Klimakrise: Der Süden trägt die schwerste Last
Olaf Band fordert Klimaschutzvereimnbarungen, die dem globalen Süden weiterhelfen
Der Sommer 2024 hat uns in alarmierender Weise den Ernst der Lage vor Augen geführt: Die globalen Temperaturen erreichten erneut Rekordwerte. Die Durchschnittstemperatur lag global 0,7 Grad über dem Wert der vergangenen drei Jahrzehnte. Europa erlebte eine Rekordhitze von 1,5 Grad über dem Durchschnitt. Die Klimakrise ist nicht länger zu ignorieren. Die Auswirkungen sind für Millionen Menschen spürbar.
Die Klimakrise trifft zuerst die ärmsten Teile der Weltbevölkerung, die historisch am wenigsten zur Erderwärmung beigetragen haben. Daher muss der Übergang zu einer klimafreundlichen Welt sozial gerecht gestaltet werden. Die Kosten des Wandels dürfen nicht auf die Schultern der bereits benachteiligten Menschen abgewälzt werden, so wie es momentan bereits der Fall ist.
Dabei ist der Druck von außen entscheidend. Die weltweit engagierten Bürger und Bürgerinnen, die sich in Klimastreiks und sozialen Bewegungen einbringen, sind zentral für die Ausgestaltung der aktuellen politischen Agenda. Der Klimastreik am Freitag ist ein weiteres Signal an die Politik: Die Menschen sind bereit, für drastischen und sozial-gerechten Klimaschutz kämpfen. Der zunehmende Rechtsdruck auf den Klimaschutz und den Staat verschärft die Notwendigkeit, eine klare klima-sozial-gerechte Position zu beziehen.
Olaf Bandt ist Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Die Weltgemeinschaft ist gefordert, entschlossene, zielführende Maßnahmen zu ergreifen. Doch die Realität zeigt, dass politische und wirtschaftliche Ambitionen oft unzureichend sind und wir uns nicht auf dem benötigtem 1,5-Grad-Pfad bewegen. Die UN-Klimakonferenz (COP29) in Baku/Aserbaidschan im November verdeutlicht diese Herausforderungen erneut. Während der Gipfel auf der Bühne globaler Diplomatie stattfindet, ist die Verquickung von Staat und fossiler Industrie im Gastgeberland enorm groß. Öl- und Gasexporte machen etwa 90 Prozent der aserbaidschanischen Exporte und 60 Prozent des Staatshaushalts aus. Finanzielle und politische Interessen dürfen nicht – wie exemplarisch in Aserbaidschan, aber auch schon in anderen COP-Gastgeberländern wie den Arabischen Emiraten oder Polen – auf Kosten des echten Klimaschutzes verhandelt werden.
Zum Thema: Auf in neue Klimakämpfe – Nach dem Scheitern konventioneller Klimapolitik tun sich neue Baustellen für eine Bewegung auf, die nicht aufgeben will.
Die Finanzierung der Klimakrise spielt in diesem Jahr eine bedeutende Rolle. Wer zahlt wie viel an wen für die Eindämmung und die Folgen – für den sozial gerechten Umbau unseres Energiesystems weg von allen fossilen Brennstoffen, Atom und falschen Lösungsansätzen, die nicht zu drastischen Emissionsminderungen führen. Im Kontext der internationalen Klimafinanzierung müssen die reichen Industrieländer ihrer Verpflichtung nachkommen und sich auf ein neues Klimafinanzierungsziel einigen. Da sprechen wir von jährlichen Billionen. Deutschland, als großer Emittent, muss mindestens acht Milliarden Euro jährlich als Klimafinanzierung zustimmen. Der Wandel hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft ist notwendig und möglich.
Der BUND beschreitet dafür auch den juristischen Weg. Gemeinsam mit dem Solarenergie-Förderverein Deutschland reichte er erneut eine Klimaklage gegen die Bundesrepublik ein. Denn die Bundesregierung hat es nicht geschafft, den Herausforderungen der Klimakrise und ihren verfassungsrechtlichen Pflichten gerecht zu werden.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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