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Albas Basketballer stapeln tief
Die Berliner Basketballer setzen für die neue Saison auf interne Entwicklung und bremsen die Erwartungen
Bauen – Bei der Saisoneröffnung von Alba Berlin am vergangenen Dienstag fällt dieses Wort immer wieder. Egal ob Alba-Präsident Axel Schweitzer, der betont, dass der Verein in dieser Saison auf Kontinuität baut, Sportdirektor Himar Ojeda, der auf den eigenen Werten weiter aufbauen will, oder Alba-Geschäftsführer Marco Baldi, der für den Erfolg zwar immer bis an die Grenze des Möglichen gehen will, aber nicht darüber hinaus, »damit das Haus nicht zusammenfällt, sondern weitergebaut werden kann«.
Zwei Grundregeln haben Albas Bauleiter dabei: Nachhaltig sollen die Arbeiten am Basketball-Vizemeister sein und wirtschaftlich solide. Es ist die architektonisch anspruchsvolle Umschreibung, mit der die sportliche Führung die Alba-Fans auf eine Saison einstimmen will, die erneut nicht ganz einfach werden könnte. Denn – das wissen alle Berliner*innen nur zu gut – auf einer Baustelle gibt es eigentlich immer unvorhergesehene Probleme.
Da wäre der Kader. Mit Weltmeister Johannes Thiemann und Ex-NBA-Profi Sterling Brown haben zwei absolute Säulen das Alba-Haus verlassen. Brown war in der vergangenen Saison Topscorer der Berliner. Thiemann war Kapitän, Publikumsliebling, drittbester Punktesammler und mit seiner Erfahrung besonders in engen Situationen immer ein Ruhepol im Alba-Spiel. Nach sechs Jahren in Berlin wechselte der 30-Jährige in diesem Sommer nach Japan.
Als Ersatz kamen der australische Aufbauspieler Will McDowell-White und mit Trevion Williams der beste Rebounder der Basketball-Bundesliga (BBL). Während McDowell-White als vielseitiger Spielmacher alter Schule gilt, legte der 23-jährige Williams in der letzten Saison für Ulm zu seinen 8,9 Rebounds auch noch starke 14,8 Punkte auf. Der US-Amerikaner ist als Thiemann-Nachfolger eingeplant. Dafür wird der 2,06 Meter große Center aktuell zum Power Forward umgeschult, so wie Thiemann nach seinem Alba-Wechsel 2018.
Zusätzlich setzt Alba-Sportdirektor Ojeda vor allem auf die interne Weiterentwicklung: »Ich bin sehr gespannt auf die Spieler, die im zweiten und dritten Jahr bei uns sind. Wir wissen, dass es eine ganze Weile dauern kann, sich an unsere Spielweise zu gewöhnen.« Auch der junge deutsche Kern des Teams um Jonas Mattisseck, Malte Delow, Louis Olinde und Tim Schneider soll den nächsten Schritt machen. »Tim, Jonas, Malte und Louis, die sind jetzt in einem Alter, in dem sie reifer sind und bereit sind, die nächste Generation von Führungsspielern zu sein.«
Es ist der viel beschworene Alba-Weg, den Präsident Axel Schneider bei der Saisoneröffnung so zusammenfasst: »Wir als Alba Berlin werden unsere Zukunft nicht auf dem Altar eines kurzfristigen Erfolges opfern.« Statt teure Stars zu kaufen, wollen die Berliner weiter in die Kontinuität ihres Kaders und in die breit angelegte Nachwuchsarbeit investieren. Dafür nimmt die Vereinsspitze auch in Kauf, dass die Schere zu Meister Bayern München und den europäischen Topklubs vorerst noch weiter aufgeht.
Laut Geschäftsführer Marco Baldi verfügen die Münchner, die sich für die neue Spielzeit mit Ex-Bundestrainer Gordon Herbert und Weltmeister-Center Johannes Voigtmann verstärkt haben, über einen ungefähr doppelt so hohen Etat. Auch in der Euroleague, in der Alba in der kommenden Saison mit einer Wildcard erneut dabei ist, sei man solides Schlusslicht beim Budget. »In Europa ist es generell so, dass Klubs damit leben können, im Jahr 15 bis 20 Millionen Euro zu verlieren, also mehr als unser Gesamtbudget. Das können wir nicht und werden es auch nicht«, erklärt Baldi.
Nachdem man in der vergangenen Saison mit gerade einmal fünf Siegen aus 34 Spielen in der Königsklasse des europäischen Basketballs abgeschlagen Letzter wurde, soll es nach dem Wunsch der Alba-Führung in dieser Saison trotz geringerer Mittel wieder ein besseres Ergebnis geben. »Sowohl die BBL als auch die Euroleague werden große Herausforderungen. Aber wir bauen weiter am Erfolg«, verspricht Sportdirektor Ojeda.
In der Bundesliga dürfte das in diesem Jahr vor allem bedeuten, den Platz hinter Topfavorit Bayern gegen aufstrebende Teams wie die Niners Chemnitz zu verteidigen. Die Aufbauphase vor dem ersten Saisonspiel an diesem Sonntag in Hamburg verlief dabei alles andere als rund. »Unsere Vorbereitung war nicht so, wie sie sein sollte, mit vielen körperlichen Problemen«, bemängelte Cheftrainer Israel González noch in der vergangenen Woche.
Verantwortlich dafür sind Altlasten aus der letzten Saison, in der sich Alba nach holprigem Start trotz vieler Verletzungen noch bis ins BBL-Finale kämpfte. Nach der Endspielniederlage gegen Bayern im Juni und insgesamt 83 Saisonspielen reichte die Sommerpause für viele Alba-Spieler dann nicht aus, um sich auszukurieren. González konnte deswegen bisher kaum mit seinem gesamten Team trainieren. Zwei Siege in fünf Vorbereitungsspielen zeigen, dass noch viel Arbeit vor dem Vizemeister liegt.
Zumindest eine kleine Erleichterung sollte sein, dass es in dieser Saison zwei Bundesligaspiele weniger gibt. Da Zweitligameister Karlsruhe die Auflagen für die BBL-Lizenz nicht erfüllen konnte, gibt es mit den Skylines aus Frankfurt nur einen Aufsteiger und damit nur 17 statt wie zuletzt 18 BBL-Teams.
Mit ein bisschen weniger Verletzungspech als in der vergangenen Saison, könnte dann erneut einiges möglich sein, ist sich Marco Baldi sicher. Auch wenn er sagt: »Mir gefällt eigentlich, dass wir nicht ganz so hoch eingeschätzt werden wie in den letzten Jahren.« Keine klare Zielsetzung also. Auch Cheftrainer González wollte vor dem Start am Sonntag lieber den gemeinsamen Prozess betonen: »Wir wollen besser werden, obwohl wir zwei sehr gute Spieler verloren haben.«
Vor dem Saisonstart herrscht im Alba-Haus große Einigkeit über den Bauplan für die kommende Saison. Ob die Umsetzung auch so reibungslos gelingt, muss sich erst noch zeigen.
»Wir werden unsere Zukunft nicht auf dem Altar eines kurzfristigen Erfolges opfern.«
Axel Schweitzer Alba-Präsident
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