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Bayern München: Plötzlich ist alles ganz einfach

Der FC Bayern zeigt beim 1:1 gegen Meister Bayer Leverkusen eine Menge seiner alten Stärken

  • Elisabeth Schlammerl, München
  • Lesedauer: 4 Min.
So leicht wie letzte Saison wird’s diesmal nicht: Leverkusens Florian Wirtz (M.) gestört von Münchens Min-Jae Kim (l.) und Joshua Kimmich.
So leicht wie letzte Saison wird’s diesmal nicht: Leverkusens Florian Wirtz (M.) gestört von Münchens Min-Jae Kim (l.) und Joshua Kimmich.

Vincent Kompany weiß, was sich gehört. Der Trainer des FC Bayern hielt es für seine erste Pflicht nach Schlusspfiff, die paar Meter zu seinem Kollegen Xabi Alonso zu gehen – und, ja, zu gratulieren. Klar, Bayer Leverkusen ist amtierender Meister, die Münchner nur der Herausforderer, das ist seit der vergangenen Saison erst einmal die neue Rangordnung im deutschen Fußball. Wobei bei diesem Handshake vielleicht ja auch Xabi Alonso gartuliert hat: weniger zum 1:1 in diesem Spitzenspiel der Bundesliga gegen Bayer Leverkusen oder zur Verteidigung der Tabellenführung. Sondern zu dem, was Kompany in seinen ersten zwei Monaten in München gelungen ist.

Um das hervorzuheben, genügt fürs Erste ein kurzer Rückblick. Vor einem Jahr trafen Bayern und Bayer ebenfalls früh in der Saison aufeinander, auch damals endete die Partie mit einem Remis (2:2), und doch verliefen die beiden Spiele völlig unterschiedlich. Im September 2023 überrannten die Münchner den Gegner in der Anfangsviertelstunde, konnten das Niveau aber nicht halten. Wie in den Spielen davor und auch hinterher so oft, gab es beim Rekordmeister einen unerklärlichen Leistungsabfall zu beklagen. Gegen Spitzenmannschaften wie Leverkusen, aber eben auch gegen Teams, die jahrelang Sorge hatten, gegen die Bayern unterzugehen – und oft genug auch untergegangen sind.

Das Duell am Samstag galt deshalb als Prüfstein für die Münchener Spieler, für ihren Trainer nach einem famosen Saisonstart mit 29 Toren in sieben Pflichtspielen, allerdings meist gegen Vereine, die schon früher dem FC Bayern zumeist unterlegen waren. Vielleicht hat Leverkusen darauf gehofft – womöglich auch der Rest der Bundesliga –, dass bei den Münchnern die Angst zurückkehren könnte, wenn etwas Unvorhergesehenes, Ungeplantes passiert – in den Minuten nach der Gästeführung durch Robert Andrich, dem ein von Aleksander Pavlovic unnötig verursachter Eckball vorausgegangen war, zum Beispiel.

»Sie geben Vollgas und glauben an sich.«

Xabi Alonso Trainer Bayer Levekusen über die Bayern

Aber die Bayern unter Kompany, das hat dieses Duell gezeigt, sind nicht mehr die Bayern der vergangenen Saison, sondern wieder die alten Bayern: Jene, die zehn Jahre lang mehr oder weniger deutlich die Bundesliga beherrschten. Der größte Unterschied zum vergangenen Jahr, sagte Alonso, sei »die Energie« bei den Münchnern. »Sie geben Vollgas und glauben an sich.«

Die Reaktion auf den Rückstand war eine, wie man sie viele Jahre gewohnt war vom Rekordmeister. Nur acht Minuten später fiel bereits das 1:1, passenderweise durch Pavlovic. Dass es bei diesem einen Treffer blieb, hat wiederum mit Leverkusen zu tun, das anders als in den Spielen zuletzt mit einer aufmerksamen Defensivleistung überzeugte. »Herausragend« sei die Abwehrarbeit gewesen, befand Leverkusens Kapitän Granit Xhaka. Mit dem Ball allerdings, gab er zu, »hätte man mehr machen können.« Aber dafür hätten sie das Spielgerät aber erst einmal häufiger haben müssen. Nur auf gut 30 Prozent Ballbesitz brachten es die Gäste.

Sich gegen die Offensive der Bayern mit konsequentem Abriegeln zu helfen, ist ein probates Mittel. Dass sich nun aber jene Mannschaft, die selbst über ein beachtliches Angriffspotential verfügt und von sich behaupten kann, auf Augenhöhe mit den Münchnern zu sein, auf die Defensive reduziert, bedeutet nichts Gutes für diese Bundesligasaison, zumindest nicht, wenn man auf einen ähnlichen Verlauf hofft wie im vergangenen Jahr.

»Die Freude, wie wir auftreten, die Akribie, mit der wir verteidigen, wie wir gegen den Ball agieren, den Ball zurückerobern wollen: Das macht was mit dem Gegner!«, sagt Münchens Sportvorstand Max Eberl. Es wäre übertrieben zu behaupten, der Meister hätte sich einschüchtern lassen von den dominanten Bayern, aber dass er nicht sein Spiel durchdrücken konnte, sondern reagierte auf den Gegner, sagt schon viel aus.

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Innerhalb von ein paar Wochen scheint es dem FC Bayern mit Kompany gelungen zu sein, verloren gegangenen Respekt zurückzugewinnen. Es kann aber nicht nur daran liegen, dass der neue Trainer den Spielstil mit früherem Pressing etwas modifiziert hat. Offensichtlich findet er den richtigen Ton, zumindest lobt jeder seine Kommunikation, seine Ansprache. Etwas detaillierter wurde am Samstag Innenverteidiger Min-Jae Kim, der mit seinem Kollegen Dayot Upamecano jeden der wenigen Leverkusener Vorstöße souverän klärte. Kompany, sagte der Südkoreaner, erkläre »noch viel konkreter«, was er wolle.

Konkreter als Thomas Tuchel also, unter dem Kim in seinem ersten Bayern-Jahr von einer Unsicherheit in die nächste getaumelt war. Kompany ist wohl so konkret, dass Kim besser versteht, was genau er machen soll. Der Trainer habe ihm zum Beispiel erklärt, sagte der Verteidiger, dass er den Abstand zu seinem Gegenspieler verringern müsse. Klingt doch ziemlich einfach.

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