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Champions League: Revanche nach 42 Jahren
Zirkus Europa: Zum zweiten Mal überhaupt kommt es am Mittwoch zum Duell FC Bayern München vs. Aston Villa
Es ist dem Prinzip Champions League geschuldet, dass es im europäische Fußballzirkus alle paar Wochen zu den immer gleichen Begegnungen der immer gleichen Klubs kommt. Das ist schön für die Vermarktung und nicht ganz so schön für Romantiker, die große Spiele an eine gewisse Exklusivität knüpfen. Das Duell zwischen dem FC Bayern München und Real Madrid etwa erlebte seine Premiere im Frühjahr 1976, da war der Europapokal schon 21 Jahre alt. Seitdem ist der deutsch-spanische Gipfel 30-mal ausgespielt worden. Wer fiebert da schon ernsthaft dem 31. Mal entgegen?
In der modernen Welt der ewigen Klassiker kommt es nun am Mittwoch zu einem ungewöhnlich seltenen Wiedersehen. Am zweiten Spieltag der Champions League empfängt Aston Villa den FC Bayern. Beide Klubs sind zusammen 274 Jahre alt und haben sich doch erst einmal duelliert. 1982 in Rotterdam, im Finale des Europapokals der Landesmeister.
Früher schlicht Pokal der Landesmeister, heute Champions League: ein inszeniertes Spektakel und Gelddruckmaschine des Fußballs. Sven Goldmann blickt auf den kommenden Spieltag.
Der Vorläufer der Champions League war in diesen Jahren fest in englischer Hand. Der FC Liverpool und Nottingham Forest hatten den Pokal fünfmal in Folge auf die Insel geholt. Trotzdem rechnete 1982 kaum jemand mit einem sechsten englischen Titel. Zu dominant erschienen die von Karl-Heinz Rummenigge und Paul Breitner angeführten Bayern. Villa, der englische Überraschungsmeister aus Birmingham, vertraute einer Elf der Namenlosen, die nach ein paar Minuten noch ein bisschen namenloser wurde. Torhüter Jimmy Rimmer verletzte sich nach zehn Minuten schwer an der Schulter. Für ihn kam der 23-jährige Nigel Spink, der sein letztes Spiel zu diesem Zeitpunkt vor zweieinhalb Jahren bestritten hatte.
Der nicht geplante Torhütertausch fügte sich bestens ein in einen seltsamen Frühlingsabend. Die Bayern spielten ganz in Rot und Villa in Weiß, beide in komplett sponsorenfreien Leibchen. Das Stadion »De Kuip« fasste zwar nur 50 000 Zuschauer, wies aber trotzdem beträchtliche Lücken auf – vielleicht auch, weil allerlei englische Fans nach vorabendlicher Randale den Abend in Polizeigewahrsam erlebten. Die Bayern machten sich im Verlauf des Endspiels vor allem darum verdient, Villas Ersatztorwart Spink berühmt zu schießen. Rummenigge, Breitner, Dieter Hoeneß und sogar der für das Verteidigen zuständige Klaus Augenthaler vergaben beste und allerbeste Torchancen. Der englische Meister hatte genau eine Chance. Peter Withe nutzte sie in der 67. Minute, als er den Ball ein wenig ungelenk mit dem Schienbein aus nächster Distanz ins Tor drückte. Kurz vor Schluss traf Dieter Hoeneß dann doch für die Bayern, aber der französische Schiedsrichter Georges Konrath glaubte, eine Abseitsstellung gesehen zu haben.
Nach dem Spiel war die Stimmung bei den Bayern so angespannt, dass erst Stühle durch die Kabine flogen und später Bierflaschen durch die Hotelzimmer rollten. Es war im fünften europäischen Finale die erste Münchner Niederlage überhaupt. Bekanntlich folgten noch ein paar weitere, aber nie tut es so weh wie beim ersten Mal.
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