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Berlin-Pankow: Naturschutz für den Jahn-Sportpark
Der Umweltverband Naturfreunde hat einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht eingereicht
In einer gemeinsamen Presseerklärung haben Anfang der Woche der Umweltverband Naturfreunde Berlin und die Bürgerinitiative Jahn-Sportpark erklärt, dass sie einen Eilantrag an das Berliner Verwaltungsgericht gestellt haben. Die am Monatsanfang in Gang gesetzten Abrissarbeiten des Stadionensembles im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark im Bezirk Pankow sollen gestoppt werden. Als Grund dafür wird der Artenschutz angeführt. Die beiden Initiative bezweifeln, dass dieser von der zuständigen Senatsverwaltung ausreichend berücksichtigt worden ist.
Es geht mal wieder um Mäuse, Vögel und andere hier noch heimische Tierarten. Laut den Initiativen liegt der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung seit vier Jahren ein von ihr selbst beauftragtes Gutachten für den Sportpark vor, in dem die große Bedeutung »sowohl der Gebäude als auch der angrenzenden Bestandsbäume und -büsche für europarechtlich geschützte Vogelarten und Fledermäuse« hervorgehoben wird. Erfasst wurden in dem Gelände laut Gutachten bis zu 25 Brutvogel- und neun von 16 der in Berlin vorkommenden Fledermausarten.
Der Abriss führt nach Angaben der Naturfreunde zu einem Verlust einer hohen Anzahl von Brutplätzen am Stadion, an der Westtribüne und den Nebengebäuden. Betroffen von Versiegelungen seien insgesamt 4100 Quadratmeter artenschutzrelevante Grünflächen. Allein für den Stadionneubau müssen rund 50 Bäume gefällt werden. Derzeit fehlen 359 Nisthöhlen und Quartiere für Vögel und Fledermäuse, die laut einem artenschutzrechtlichen Fachbeitrag als Ausgleichsmaßnahmen zu realisieren wären.
Solche Maßnahmen zur dauerhaften Sicherung der ökologischen Funktion von Ruhe- und Fortpflanzungsstätten müssen eigentlich vor einem baulichen Eingriff durchgeführt werden. »Es wurden weder wirksame Artenschutzmaßnahmen zum Erhalt von Höhlenbrütern und Fledermäusen getroffen, noch entsprechende Ausnahmegenehmigungen eingeholt«, erklären jedoch die Naturfreunde in ihrer Mitteilung. Und das obwohl ein von der Senatsverwaltung selbst beauftragtes Gutachten dies als erforderlich ansieht.
»Wir verstehen nicht, wenn am Ende dann wieder Kreuzkröte, Zauneidechse oder dem Spatz die Schuld daran gegeben wird, dass sich das Bauen verteuert«, sagt der Geschäftsführer der Naturfreunde, Uwe Hiksch, zu »nd«. Die Kosten für den Umbau des Jahn-Sportparks schössen automatisch in die Höhe, weil »nicht einmal relativ einfache Artenschutzmaßnahmen umgesetzt wurden«.
»Wir haben im Werkstattverfahren immer wieder auf die hohe Bedeutung des Jahn-Sportparks für die biologische Vielfalt hingewiesen«, sagt die Vertreterin der AG Artenschutz der Naturfreunde, Caroline Seige, zu »nd«. Rechtskonflikte hätten aus ihrer Sicht vermieden werden können, aber die erforderlichen Artenschutzmaßnahmen seien weder zeitig mitgedacht noch rechtzeitig umgesetzt worden.
Weder die Bürgerinitiative Jahn-Sportpark noch die Berliner Naturfreunde wenden sich generell gegen eine Bebauung des Sportparks im Stadtteil Prenzlauer Berg. Gerade Umbaumaßnahmen, die die berechtigten Belange der Inklusion berücksichtigen, begrüßen sie. Aber bei der Umsetzung dieses großen Bauprojektes mitten in einem der am dichtesten besiedelten Kieze sollen aus Sicht der Naturfreunde zumindest die Belange der Anwohner sowie die von Natur- und Umweltschutz ausreichend berücksichtigt werden.
»Der Neubau des Stadions war schon vorher ein Raubzug auf Kosten der Steuerzahler.«
Alexander Puell
Bürgerinitiative Jahn-Sportpark
»Der von der Senatsverwaltung durchgeboxte Stadionneubau kommt erneut aus dem Tritt und ist geprägt von Pleiten, Pech und Pannen«, beschreibt Alexander Puell von der Bürgerinitiative Jahn-Sportpark die derzeitige Situation. Aus Sicht des freien Fotografen ist das »Leuchtturmpojekt« gescheitert. Der Neubau des Stadions und des zugehörigen Geländes war laut Poell »schon vorher ein Raubzug auf Kosten der Steuerzahler«. Aber in Zeiten leerer Kassen sei das Projekt nicht mehr vermittelbar.
Das sehen die Repräsentanten des organisierten Sports in Berlin gänzlich anders. Sie rufen für den kommenden Freitag zu einer Demonstration auf. Unter dem Motto »Sport braucht Platz – und keine Barrieren« wollen neben dem Landessportbund (LSB) auch der Berliner Fußballverband (BFV) und der Berliner Turn- und Freizeitsport-Bund (BTFB) für den Umbau demonstrieren. Bei genauerer Betrachtung kaum verwunderlich. Mit dem Sozialdemokraten Thomas Härtel ist ein ehemaliger Staatssekretär der Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport Vorsitzender des LSB, mit der Christdemokratin Sophie Lehsnau ist eine Unterhändlerin der Koalitionsgespräche zwischen CDU und SPD im vergangenen Jahr Vorsitzende des BTFB geworden und der Sportfunktionär Bernd Schultz, seit 20 Jahren Präsident des Berliner Fußball-Verbands, ist ebenfalls gut vernetzt im politischen Berlin.
Die Sportverbände fordern im Aufruf »eine schnelle Umsetzung des beschlossenen Bebauungsplans«, obwohl längst bekannt ist, dass es ein größeres Problem mit der Finanzierung gibt. Die Umweltauflagen werden erst gar nicht erwähnt. Ungeachtet dessen fordern die Verbände, dass nach »jahrelanger Planung und umfangreichen Beteiligungsmöglichkeiten« jetzt der Zeitpunkt für den Neubau des Stadions und den Umbau des Parks sei. Nicht erwähnt wird, dass viele Sportvereine aus dem Kiez nicht in das Planungsverfahren einbezogen wurden. Zudem wurden Mitgliedsvereine nicht nach ihrer Meinung zu der Demonstration gefragt. Wie so üblich wird auch in diesem Fall von den Berufsfunktionären alles von oben nach unten dekretiert.
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