Ein siegloser Feiertag für Albas Basketballerinnen

Nach ihrem historischen Debüt müssen sich die Berlinerinnen noch an das neue Level in Europa gewöhnen

  • Lennart Garbes
  • Lesedauer: 5 Min.
Albas Marie Bertholdt (Mitte) bekam am Donnerstagabend zum ersten Mal die körperbetonte Spielweise im Eurocup zu spüren.
Albas Marie Bertholdt (Mitte) bekam am Donnerstagabend zum ersten Mal die körperbetonte Spielweise im Eurocup zu spüren.

Auf der Abklatschrunde mit den Fans konnten die meisten Alba-Spielerinnen kurz nach dem Spiel schon wieder lächeln. Die Niederlage beim Eurocup-Debüt schienen die Berliner Basketballerinnen da fast verarbeitet zu haben. Vielleicht lag es auch daran, dass bereits in den letzten Spielminuten klar war, dass die Premiere auf europäischer Bühne kein Happy End haben würde. Dafür war das 44:61 zugunsten des polnischen Topteams VBW Gdynia am Ende einfach zu deutlich ausgefallen.

»Ich glaube, es war schon ein großer Abend für uns, auch wenn das Ergebnis jetzt überhaupt nicht das war, was wir uns vorgestellt haben«, resümierte Kapitänin Lena Gohlisch nach dem allerersten Spiel der Alba-Frauen im Europapokal. Dabei war am Donnerstag eigentlich alles bereitet für einen erfolgreichen Europa-Auftakt der deutschen Meisterinnen. 1052 Fans sorgten in der Sömmeringhalle in Charlottenburg schon vor Spielbeginn für einen ordentlichen Heimvorteil. Außerdem war Alba mit drei Siegen aus den ersten drei Spielen in der Bundesliga und dem deutschen Pokal perfekt in die Saison gestartet.

Doch das Team aus Gdynia, bei dem früher auch die deutsche 3x3-Olympiasiegerin Sonja Greinacher spielte, entpuppte sich vom Tip-off weg als Gegner aus einer anderen Kategorie. Über zwei Minuten vergingen, bis Alba das erste Mal an der starken Defensive der Polinnen vorbeikam und die ersten Punkte erzielen konnte. Danach kämpfte sich das Team von Cheftrainer Cristo Cabrera in die Partie. Nach einem erfolgreichen Dreier von Theresa Simon ging Berlin 5:4 in Führung. Es sollte allerdings die einzige Alba-Führung an diesem Abend bleiben. Zuerst hatten Kapitänin Gohlisch und Neuzugang Emily Kiser Pech mit Dreipunktwürfen, die wieder aus dem Ring sprangen. Danach jedoch zog Gdynia mit einem 8:0-Lauf auf 12:5 davon.

Am Ende des ersten Viertels stand es 15:8 für die Polinnen, in dem die Berlinerinnen fast so viele Ballverluste (7) wie Punkte hatten. »Man konnte die Nervosität sehen, die uns vielleicht auch ein bisschen langsamer und unpräziser gemacht hat«, erklärte Alba-Trainer Cabrera die offensiven Probleme, die sich auch im zweiten Viertel fortsetzten. Zwar konnte Nina Rosemeyer mit einem Dreier auf 11:15 verkürzen. Danach setzte sich Gdynia aber weiter ab.

Vor allem Stephanie Jones und Ruthy Hebard, die beiden US-Amerikanerinnen aufseiten des polnischen Teams, bekam Berlin in der ersten Halbzeit nicht in den Griff. Die beiden Spielerinnen, die vor ihrem Engagement an der Ostseeküste auch schon in der WNBA in den USA – der stärksten Liga der Welt – aktiv waren, sorgten mit vielen Rebounds und einfachen Punkten unter dem Korb dafür, dass Gdynia bis zur Pause auf 23:41 davonzog.

In der zweiten Halbzeit versuchte es Berlin deswegen mit einer neuen Taktik in der Defensive. Mit einer Zonenverteidigung gelang es Alba zwar, den offensiven Rhythmus von Gdynia zu brechen. Allerdings konnten die Berlinerinnen keinen eigenen Lauf starten, um den Rückstand entscheidend zu verkürzen. »Wir haben das gut gemacht und haben es geschafft, den Ball öfter zurückzuerobern, aber wir haben es nicht geschafft, das dann in gute Angriffe umzuwandeln«, befand Cabrera.

Für Kapitänin Gohlisch lag das auch an der körperlichen Spielweise von Gdynia: »Das war ein anderes Level an Physis. Mich hat es ein bisschen erinnert an unser erstes Heimspiel in der ersten Liga gegen Keltern vor zwei Jahren, als wir auch überhaupt nicht in unseren Flow reingekommen sind.« Die 30-jährige Aufbauspielerin führte ihr Team Anfang des letzten Viertels trotzdem im Alleingang fast noch einmal heran. Erst traf Gohlisch einen Dreipunktwurf zum 36:51. Danach verteidigten die Berlinerinnen stark. Die Fans in der Sömmeringhalle waren anschließend bereit zum Explodieren. Doch Gohlischs Step-back-Dreier fiel nicht.

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Statt den Rückstand auf zwölf Punkte schrumpfen zu lassen, konnte Gdynia den Vorsprung wieder ausbauen und einen letztlich ungefährdeten Auswärtssieg einfahren. Bei den Polinnen war Stephanie Jones mit 17 Punkten und elf Rebounds Topscorerin. Landsfrau Hebard steuerte zwölf Punkte, acht Rebounds und drei Blocks bei. Für Alba waren Theresa Simon (9) und Gohlisch (7) die erfolgreichsten Werferinnen.

Trtoz der klaren Niederlage zeigte sich die Alba-Kapitänin nach dem Spiel stolz – insbesondere mit Blick auf den steilen Aufstieg der Berliner Basketballerinnen in den vergangenen Jahren. »Das war schon ein sehr besonderes Spiel für uns, gerade für die, die den Weg mitgegangen sind aus der zweiten Liga – Coaches und Spieler – bis jetzt.« Erst vor zwei Jahren waren die Alba-Frauen in die Bundesliga aufgestiegen, bis 2018 spielten sie noch in der Regionalliga. Die erste deutsche Meisterschaft im Mai und der Einzug in den Eurocup, den zweithöchsten europäischen Wettbewerb nach der Euroleague, sind die bisher größten Erfolge der Vereinsgeschichte.

Auch Alba-Trainer Cabrera befand deswegen in seinem Spielfazit: »Ich glaube, heute war ein Tag zum Feiern.« Für den 39-jährigen Spanier war der Eurocup-Auftakt eine wichtige Lernerfahrung: »Das war unser Spiel, um anzukommen. Aber jetzt müssen wir daraus lernen und das Positive mitnehmen, um besser zu werden.« Sobald die Berlinerinnen die höhere Physis auf der europäischen Ebene besser annehmen, sollen auch die Spiele ausgeglichener werden. Dass die Alba-Frauen dazu in der Lage sind, da waren sich Coach Cabrera und seine Kapitänin Gohlisch nach dem Spiel einig.

Die Anpassung muss allerdings durchaus schnell gelingen. Denn mit Kibirkštis Vilnius und Elitzur Ramla warten noch die Serienmeisterinnen aus Litauen und Israel in der Gruppe H auf Alba. Dabei kommen nur die ersten beiden Teams der Eurocup-Gruppen sicher in die Playoffs. Für den nächsten Feiertag in der Alba-Historie müssen also auch schnell Siege in Europa her.

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