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Roger Kluge legt den vollen Fokus auf die Bahn
Der 38-jährige Berliner hofft bei der WM auf die Erweiterung seiner Medaillensammlung
Weltmeister ist Roger Kluge schon, sogar mehrfach. Trotz seiner mittlerweile 38 Jahre will der Berliner bei den am Mittwochabend in Kopenhagen eröffneten Titelkämpfen auf der Bahn seine Medaillensammlung erweitern. An diesem Freitag startet er im Punktefahren, am Sonntag geht’s im Madison um die Medaillen. »Es wäre unterhalb meiner eigenen Erwartung, wenn ich sage, ich fahre jetzt auf Platz zehn oder so. Nach den ganzen Jahren und auch den Erfolgen, fahre ich eigentlich nur noch hin, um Medaillen zu holen«, erzählte Kluge »nd« per Telefon kurz vor dem Einchecken für den Flug in die dänische Hauptstadt. »Ob die dann rausspringen, ist eine andere Frage«, schränkte er ein.
Bahnwettkämpfe waren zuletzt Mangelware, Kluge betätigte sich auf der Straße. Nicht mehr auf World-Tour-Niveau. Damit war schon vor zwei Jahren Schluss. Ziemlich unfreiwillig, wie er zugibt: »Ich konnte leider nicht selbst entscheiden, mein letztes Jahr zu fahren.« Bei seinem alten Lotto-Rennstall bekam er keinen neuen Vertrag. »Andere Teams hatten kein Interesse, keinen Platz, keine Lust oder haben sich halt lieber für Jüngere entschieden. Von daher war der Markt geschlossen«, so Kluge.
Dass im grassierenden Jugendwahn des Radsports die Erfahrung der älteren Profis nur noch wenig zählt, wurmt ihn. Denn für fit genug für die World Tour hält er sich weiterhin: »Ich denke, dass ich immer noch das Potenzial habe, dort eine gute Arbeit zu machen – nicht, um selber Erfolge einzufahren, dafür war es ja vorher auch schon nicht gut genug. Aber jeder findet seine Nische und sorgt dann dafür, dass es im Team Erfolge gibt.« Straßenstarts hatte er mit dem Continental-Rennstall Rad-Net Oßwald, Ergebnisse wie ein dritter Etappenplatz bei der Sibiu-Tour sprangen heraus. Vor der Bahn-WM nahm Kluge auch noch an der Gravel-WM teil. »Das hat Spaß gemacht, es war interessant. Ich werde im nächsten Jahr aber nicht gleich fünf oder zehn Rennen anstreben. Mir kam einfach der flache Kurs entgegen«, sagt er.
Jetzt aber, im Herbst und Winter, liegt der volle Fokus auf der Bahn. Im Punktefahren will Kluge um die Medaillen mitkämpfen. Beim Madison hat er im 16 Jahre jüngeren Tim Torn Teutenberg einen neuen Partner. Nur zwei Tage haben die beiden zusammen trainiert. Kluge ist dennoch optimistisch: »Anfangs gab es ein paar kleine Unstimmigkeiten, weil sich jeder seine eigene Technik angeeignet hat über die Jahre. Er ist zwar noch jung, trotzdem hat er sicherlich auch schon 1000 Wechsel gemacht, ich vielleicht 10 000. Ich glaube dennoch, dass die zwei Tage ausgereicht haben, um sich anzunähern.« Der enge Wettkampfkalender in Kopenhagen lässt weiteres Training nicht zu. Wenn Kluge freihat, muss Teutenberg im Vierer und beim Omnium ran.
Auch bei den Kurzzeitdisziplinen sind Mehrfachstarts die Regel. Hier hat der deutsche Nachwuchs mit U23-Europameister Luca Spiegel und dem zweifachen U23-Vizeeuropameister Henric Hackmann sowie Junioren-Welt- und Europameister Pete-Collin Flemming das Sagen. Gemeinsam mit dem 26-jährigen Nick Schröter kamen die drei Nachwuchshoffnungen zum WM-Auftakt am Mittwoch im Teamsprint allerdings nicht über Rang sieben hinaus.
Neue Gesichter gibt es auch bei den Frauen. In Abwesenheit von Emma Hinze, Lea Friedrich und Pauline Grabosch führt Europameisterin Alessa Pröpster das Aufgebot an und hat mit Clara Schneider und Lara-Sophie Jäger zwei Medaillengewinnerinnen der U23-EM an ihrer Seite. »Weil die drei Großen nicht dabei sind, eröffnet das jetzt Chancen für die anderen. Sie können sich zeigen und etablieren«, blickt Kluge auf die erfreulich große Leistungsdichte im Frauensprint. Im Teamsprint fuhren Pröpster, Schneider und Jäger am Mittwoch auf einen Platz vier. Im kleinen Finale um Bronze musste sich das deutsche Trio Australien geschlagen geben.
Im Einzel sprinten die Frauen an diesem Freitag um die Medaillen und starten im Omnium. Einen Tag später geht Kluges Madison-Partner Teutenberg ebenfalls beim Omnium auf die Bahn, während am Sonntag neben dem Madison noch Sprint und Ausscheidungsfahren bei den Männern sowie Punktefahren und Keirin bei den Frauen anstehen.
Für Kluge geht es danach in die Wintersaison der Sechs-Tage-Rennen. Bis er im Februar 2026 die magische Altersgrenze von 40 Jahren erreicht, will er noch weiter Medaillen und Ehrentrikots sammeln.
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