Bayern ist bereit für Barcelona

Nach dem 4:0-Sieg gegen Stuttgart richten Münchens Fußballer den Blick auf die Champions League

  • Maik Rosner, München
  • Lesedauer: 4 Min.
Harry Kane (l.) erzielte am Samstagabend gegen Stuttgart zum siebten Mal mindestens drei Tore für den FC Bayner München.
Harry Kane (l.) erzielte am Samstagabend gegen Stuttgart zum siebten Mal mindestens drei Tore für den FC Bayner München.

Auch nach dem Topspiel am Samstagabend blieb es interessant, Harry Kanes Laufwege und Ballkontakte zu beobachten. Nach seinem Hattrick beim 4:0 (0:0) gegen den VfB Stuttgart wurde der Angreifer des FC Bayern zunächst von seinem Trainer Vincent Kompany geherzt. Kurz darauf übergab Leroy Sané den Spielball an Kane, ehe sich der 31 Jahre alte Engländer selbst in Szene setzte. Den Ball hielt er neben sein Gesicht und knipste ein Selfie vor der Südkurve.

Offensiv bescheinigte Trainer Kompany seinem Team nach dem Sieg im Südgipfel eine »sehr guten Leistung«. Und auch defensiv spielten die Münchner diesmal über weite Strecken kontrollierter als zuletzt. Die Botschaft nach drei sieglosen Spielen ist klar: Die Münchner sind bereit für die Reise zum FC Barcelona mit dem ehemaligen Bayern- und Bundestrainer Hansi Flick. Oder im Falle von Kane: bereit für das Duell am Mittwoch in der Champions League mit seinem Vorgänger beim Rekordmeister Robert Lewandowski.

Der 36-jährige Pole hatte einst bei Borussia Dortmund (2010 – 2014) und beim FC Bayern (2014 – 2022) seine Weltklasse demonstriert, ehe er vor gut zwei Jahren für die stolze Ablöse von 45 Millionen Euro zu Barcelona wechselte. Dort wies seine Saisonbilanz vor dem Ligaspiel am Sonntagabend gegen den FC Sevilla wettbewerbsübergreifend zwölf Tore in elf Einsätzen auf. Kane steht bei 13 Toren in zehn Partien. Am Ende des Samstagabends trat er mit dem Spielball in einer weißen Plastiktüte aus der Kulisse, um damit seinen drei Jahre alten Sohn Louis am Sonntag beim Aufwachen zu erfreuen. »Er denkt, dass ich jedes Spiel so gut spiele. Deshalb lastet enormer Druck auf mir«, scherzte Kane.

Zum siebten Mal in seiner Zeit beim FC Bayern seit August 2023 waren ihm mindestens drei Tore in einem Spiel gelungen, beim 9:2 gegen Zagreb waren es zuletzt sogar vier gewesen. Diesmal hatte Kane aber erstmals für die Münchner einen sogenannten lupenreinen Hattrick erzielt. Zunächst traf er per Rechtsschuss aus gut 25 Metern (57.). Dann nach Thomas Müllers schöner Hackenablage aus dem Gewühl vieler VfB-Abwehrbeine heraus (60.). Und schließlich per Abstauber (80.), ehe auch noch der eingewechselte Kingsley Coman mit einem Schlenzer zu seinem ersten Saisontor kam (89.).

Kane habe gezeigt, »was für ein Killer er ist«, befand Sportvorstand Max Eberl. Dabei hätte es der Engländer bei einer besseren Verwertung seiner Chancen auch locker auf jene fünf Tore bringen können, die Lewandowski im Bayern-Trikot 2015 bei seinem Weltrekord gegen Wolfsburg in 8:59 Minuten aneinandergereiht hatte. Lewandowski sei »einer der besten Stürmer unsere Generation«, lobte Kane nun.

Getrübt wurde die Freude beim FC Bayern durch den Schlüsselbeinbruch von Aleksandar Pavlovic. Der defensive Mittelfeldspieler war früh auf seine rechte Schulter gestürzt und durch João Palhinha ersetzt worden. Für den Portugiesen eröffnet sich nun die Chance, sich in der Startelf zu etablieren. Denn für Pavlovic dürfte das Jahr gelaufen sein. »Dramatisch« sei das erneute Verletzungspech für den 20 Jahre alten deutschen Nationalspieler, sagte Eberl und verwies als Kaderplaner dann doch auch stolz auf die Tiefe der Belegschaft, mit der man den Ausfall auffangen könne.

Weniger auskunftsfreudig gab sich der Sportvorstand zu einem Bericht des »Manager Magazins« über seinen Vorgesetzten Jan-Christian Dreesen. Demnach habe der Vorstandschef vor gut drei Jahren bei einem Disput mit einer Mitarbeiterin eine Zeitschrift auf sie geworfen. Die Frau ist nicht mehr für den FC Bayern tätig. Pikant ist an dem Bericht auch der Zeitpunkt. Dreesens Vertrag läuft am Saisonende aus, über seine Zukunft soll in den kommenden Wochen entschieden werden. Am 11. November steht eine Aufsichtsratssitzung an.

Getuschelt wird in München schon länger, dass Dreesens Zeit beim FC Bayern enden könnte. Dem Bericht zufolge wird er vom Aufsichtsrat auch deshalb skeptisch beäugt, weil er als Präsidiumsmitglied der Deutschen Fußball Liga (DFL) an der verpatzten TV-Rechtevergabe beteiligt war. Präsident und Aufsichtsratschef Herbert Hainer, 70, sagte am Sonntag der Bild-Zeitung: »Generell sind wir mit unserem Vorstand um den Vorsitzenden Jan-Christian Dreesen absolut zufrieden.« Inhaltlich wollte sich Hainer nicht zu dem Bericht äußern.

Dass nun die alte Geschichte über Dreesens angeblich schwieriges Führungsverhalten auftaucht, lässt einen Machtkampf und eine mögliche Intrige vermuten. So wertet es jedenfalls Lothar Matthäus. »Dass dieses Thema jetzt hochkommt, ist vielleicht auch etwas, was man platziert«, befand der Sky-Experte. Dreesens Stellvertreter, Finanzvorstand Michael Diederich, werden Ambitionen nachgesagt. Eberl zog es vor, sich nicht näher zu diesem delikaten Thema einzulassen. Nur so viel: »Michael Diederich und Jan-Christian Dreesen arbeiten extrem vertrauensvoll und intensiv zusammen.« Und: »Wir bei Bayern München wollen eine Wagenburg sein.«

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