50 Euro für die Transparenz

Andreas Koristka über deutsche Trump-Varianten

  • Andreas Koristka
  • Lesedauer: 3 Min.
In einer Amtszeit von CDU-Chef Friedrich Merz könnten sich neue Möglichkeiten für Milliardäre ergeben.
In einer Amtszeit von CDU-Chef Friedrich Merz könnten sich neue Möglichkeiten für Milliardäre ergeben.

Man kann Donald Trump viel vorwerfen. Grundlegende wirtschaftliche Zusammenhänge scheint er allerdings besser verstanden zu haben als viele deutsche Politiker. So zum Beispiel: Zuerst wird gezahlt, danach erhält man die entsprechende Leistung. Der Milliardär Elon Musk hat den Wahlkampf von Trump unterstützt, jetzt darf Musk ein paar amerikanische Behörden abschaffen, die ihn nerven. So einfach ist das.

In Deutschland hingegen wurde Musks Tesla-Werk schon mit Staatshilfen bombardiert, als noch keine einzige märkische Kiefer gefällt worden war. Als Musk vor Kurzem Olaf Scholz als »Narr« beschimpfte, war dies wohl die am höchsten subventionierte Beleidigung der gesamten Menschheitsgeschichte. Wenn sie in Grünheide irgendwann mal kein Wasser mehr haben, werden sie sich wenigstens an diesem Rekord erfreuen können.

Andreas Koristka
Autorenfoto von Andreas Koristka am Donnerstag, den 10. Oktober ...

Andreas Koristka ist Redakteur der Satirezeitschrift »Eulenspiegel«. Für »nd.DieWoche« schreibt er alle zwei Wochen die Kolumne »Betreutes Lesen«. Alle Texte unter dasnd.de/koristka.

Man muss Trump auch deshalb dankbar sein, weil er Transparenz in die Wechselwirkungen von Politik und Wirtschaft bringt. Es wäre ein hoher Gewinn für unser Land, wenn deutsche Milliardäre wie Susanne Klatten und Stefan Quandt auf den Wahlkampfveranstaltungen von Union und FDP genauso ungelenk tanzen würden, wie es Musk bei einem Wahlkampfauftritt Trumps tat.

Solche ehrlichen und erfrischenden Offenlegungen kann man von der durch und durch verstockten deutschen Milliardärszene nicht erwarten. Dabei haben wir viele gute Leute, die es besser machen könnten. Und es gab einst schöne Ansätze in die richtige Richtung: Carsten Maschmeyers Zusammenarbeit mit Gerhard Schröder wäre mittlerweile mindestens so unterhaltsam und erhellend wie die von Musk und Trump, wäre sie nicht von Angela Merkel jäh beendet worden.

Carsten Maschmeyer wäre irgendwann Minister des neuen Ministeriums für Schneeballsystem-Wirtschaft geworden, 90 Prozent der Bevölkerung würden als AWD-Berater arbeiten, und Veronika Ferres wäre längst durch Helene Fischer ersetzt worden. Sollte Elon Musk sein erster Flug zum Mars gelingen, würden ihn dort schon deutsche Versicherungsvertreter erwarten, um ihm Riester-, Rürup- und Maschmeyer-Renten aufzuquatschen.

Das wäre Weltniveau und ein Ende der ewigen unwürdigen Herumdruckserei. Stattdessen täuscht Olaf Scholz Demenz vor, wenn er gefragt wird, wie er seinen Kumpels bei der Warburg-Bank ein bisschen aus der Patsche geholfen hat. Wenn Donald Trump von solchen Vorgängen erfährt, schüttelt er sicherlich nur den Kopf. So jemanden kann der bald mächtigste Mann der Welt niemals ernst nehmen.

Es bleibt zu hoffen, dass sich in der Amtszeit von Friedrich Merz deutlich etwas in der hiesigen Politik- und Milliardärskultur ändern wird. Viel zu lange standen die Porsches, Piechs und Quandts im Hintergrund. Jetzt sollten unsere Milliardäre von den Amerikanern lernen. Musk verloste Millionen Dollar an Trump-Unterstützer. 50 Euro, ausgelobt von Klatten für jeden Wähler der CDU, sollten doch auch hierzulande ein schöner Anreiz sein. Bevor es die nicht gibt, sollte niemand der CDU seine Stimme geben.

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