Zweckoptimistin mit Sonnenblume

Grünen-Landeschefin Alexandra Pichl kandidiert bei der Bürgermeisterwahl in Kleinmachnow

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 4 Min.
Ein bisschen Farbenpracht im Zeichen der Sonnenblume: Alexandra Pichl bei einem Parteitag der Grünen
Ein bisschen Farbenpracht im Zeichen der Sonnenblume: Alexandra Pichl bei einem Parteitag der Grünen

»Gerade im Winter muss man ein bisschen auffallen, wo alles grau ist, habe ich mir gedacht«, sagt Alexandra Pichl am Dienstag zu ihren bunten Plakatmotiven. Am 26. Januar wird in der Gemeinde Kleinmachnow vor den Toren Berlins ein neuer Bürgermeister gewählt. Denn Amtsinhaber Michael Grubert (SPD) verabschiedet sich in den Ruhestand. Dass ihm eine Bürgermeisterin nachfolgt, ist theoretisch möglich, denn neben den Kandidaten Marcus Schmidt (SPD) und Bodo Krause (CDU) tritt mit Alexandra Pichl (Grüne) nach derzeitigem Stand immerhin auch eine Frau an.

Nimmt man die Ergebnisse der Landtagswahl vom 22. September als Anhaltspunkt, ist die Kandidatur von Pichl gar nicht mal so aussichtslos, wie es auf den ersten Blick scheint. Landesweit sind die Grünen zwar von 10,8 auf 4,1 Prozent abgestürzt und damit aus dem Landtag geflogen. Doch in Kleinmachnow schnitt die Ökopartei mit 14,2 Prozent überdurchschnittlich ab und rangierte damit hinter der SPD (39,3 Prozent) und der CDU (20,5 Prozent) auf Platz drei und damit sogar noch vor der AfD, die in der Gemeinde nur 11,5 Prozent holen konnte. Die Linke ist mit 2,2 Prozent in Kleinmachnow auf das Niveau der in Brandenburg bedeutungslosen FDP abgerutscht. Bei der Bürgermeisterwahl 2009 schaffte es Klaus-Jürgen Warnick (Linke) noch mit 20,4 Prozent in die Stichwahl gegen den aktuellen SPD-Bürgermeister Grubert, der damals 25,6 Prozent erhalten hatte. Aber diese Zeiten sind vorbei.

»Gerade im Winter muss man ein bisschen auffallen, wo alles grau ist, habe ich mir gedacht.«

Alexandra Pichl Bürgermeisterkandidatin

Das Abschneiden von Warnick war erstaunlich, wohnen in den ausgedehnten Eigenheimsiedlungen von Kleinmachnow doch überwiegend nach 1990 zugezogene Westberliner und Westdeutsche, die eher nicht dazu neigen, einen Sozialisten anzukreuzen. Doch der Alteingesessene Warnick überzeugte mit seinem Auftreten und seiner Kompetenz auch solche Menschen.

Pichl ist ebenfalls eine Alteingesessene. Ihre Familie wohnt bereits seit den 50er Jahren hier und die 46-Jährige selbst hat bis auf wenige Jahre in Berlin und Hamburg ihr ganzes Leben in Kleinmachnow zugebracht. Daher auch ihr Wahlspruch: »Von hier für alle!« Folgerichtig steht auf den Plakaten auch nicht ausdrücklich, dass sie den Grünen angehört. Nur die zum Parteisymbol gehörende Sonnenblume unten in der Ecke gibt dezent einen Hinweis darauf, wo Pichl einzusortieren ist.

Seit 2021 ist sie Landesvorsitzende der Grünen. Im März soll der Landesvorstand komplett neu gewählt werden. Nach der Schlappe bei der Landtagswahl im September tritt von den derzeitigen Vorstandsmitgliedern niemand wieder an. Alexandra Pichl gehört nach eigener Aussage zu denen, die sich das nicht erst nach der Wahlniederlage überlegt haben. Sie hatte schon vorher erklärt, ihren hauptamtlichen Posten nach fünfeinhalb Jahren niederzulegen.

Für die Bürgermeisterwahl in Kleinmachnow haben sich andere Kandidaten als Schmidt, Krause und Pichl bislang nicht gemeldet. Die Bewerbungsfrist läuft am 21. November ab. Ab 26. November sollen Pichls erste Plakate im Straßenbild zu sehen sein. Knapp über 10 000 Euro wollen die Grünen in diesen Bürgermeisterwahlkampf stecken. Spenden in vierstelliger Höhe sind bisher eingegangen und Pichl hofft auf noch mehr Zuwendungen und zahlt auch etwas aus eigener Tasche.

Angesprochen darauf, wie sie ihre Chancen bewertet, sagt Pichl: »Ich bin sehr bekannt in der Gemeinde.« Sie erinnert daran, dass die Grünen bei der Wahl der Gemeindevertretung im Juni immerhin rund 20 Prozent der Stimmen geholt haben. »Mein persönliches Ergebnis bei der Kommunalwahl war sehr gut. Ich lag nur wenige Stimmen hinter dem Bürgermeister und hatte die meisten Stimmen von allen Gemeindevertretern.«

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Als Bürgermeisterin würde sich Pichl dafür einsetzen, dass sich Gewerbetreibende ansiedeln, dass die kommunalen Gebäude bis 2035 klimaneutral betrieben werden und dass auch private Haushalte beim Installieren von Solaranlagen, bei der energetischen Sanierung und der »Wärmewende« unterstützt werden. Das Stichwort »Wärmepumpe« nennt sie nicht. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte mit seinem Heizungsgesetzentwurf bei Hausbesitzern für Aufruhr gesorgt. Diese fürchteten die Kosten für den Austausch ihrer alten Gasheizungen.

Pichl präsentiert sich in ihrer Kampagne als »Politikerin, Mutter, Optimistin«. Ob sie nächstes Jahr noch lange Berufspolitikerin ist, wenn sie den Posten der Landesvorsitzenden abgibt und nicht Bürgermeisterin wird, ist die Frage. Ehrenamtliche Kommunalpolitikerin würde sie als gewählte Gemeindevertreterin bleiben. Mutter ist sie mit zwei Kindern von sieben und zehn Jahren. Optimistisch zu bleiben ist als Grüne dieser Tage fast so schwer wie als Linke.

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