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Ski-Weltcup: Ein bisschen Frieden
Nach allerlei Kritik der Alpinathleten hat der Weltverband nachgebessert. In Gurgl herrschen am Wochenende Schnee und halbwegs gute Laune
Rein optisch hätte es nicht besser laufen können für Gurgl in Österreich: Neuschnee bei knackigen Temperaturen – das winterliche Panorama liefert wunderbare Fernsehbilder, wenn am Samstag und Sonntag die besten Skirennläuferinnen und Skirennläufer in den Tiroler Alpen um Weltcup-Punkte im Slalom kämpfen.
Es ist das dritte alpine Wochenende in dieser noch sehr jungen Saison, und anders als in den vergangenen beiden Jahren werden die Rennen dieses Mal nicht beherrscht von Diskussionen um den Wettkampfkalender, unsinnige Reisen und ein Nachhaltigkeitskonzept, das den Namen nicht verdient. Das mag auch daran liegen, dass es mit der Rückkehr von Marcel Hirscher (Österreich) und Lucas Pinheiro Braathen (Norwegen/Brasilien) sowie dem bevorstehenden Comeback von Lindsey Vonn (USA) andere, viel schönere Geschichten rund um den alpinen Skisport gab und noch gibt.
Aber tatsächlich haben sich die Wogen etwas geglättet, zumindest was den Weltcup-Kalender betrifft. Der Internationale Skiverband hat sich angepasst, anpassen müssen nach der massiven Kritik und dem Druck der Athleten wegen der Terminhatz und der vielen Verletzten im vergangenen Winter. Die Weltcup-Abfahrt in Zermatt Anfang November, das Lieblingsprojekt des umstrittenen schwedisch-britischen FIS-Präsidenten Johan Eliasch, flog aus dem Programm, nachdem die Premiere 2022 wegen Schneemangels und die Veranstaltung im vergangenen Jahr wegen Wind und Nebel ausgefallen waren.
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Außerdem gibt es keine zweite Reise in die USA mitten in der Saison, sondern erst am Ende zum Weltcup-Finale. In Kitzbühel (Österreich) wird nun wieder ein Super-G statt einer zweiten Abfahrt gefahren, und nach der Rückkehr aus Übersee im Dezember müssen die Frauen nicht drei Tage später zum ersten Abfahrtstraining in St. Moritz (Schweiz) antreten. Es sind im Engadin nur zwei Super-G-Rennen geplant, für die es keine Trainingsläufe gibt. Anreise also am Freitag statt am Mittwoch.
Zum anderen hatte es wegen des frühen Wintereinbruchs in höheren Lagen keine größeren Herausforderungen für den Rennleiter vor dem Auftakt in Sölden (Österreich) gegeben. Ende Oktober war nicht nur die Weltcup-Strecke, die stets früh mit Depot-Schnee präpariert wird, weiß bedeckt, sondern auch die Wiesen und Felsen drum herum. Und im kommenden Jahr wird der Saisonstart eine Woche nach hinten verschoben, auf das erste November-Wochenende, wie von vielen Experten und Protagonisten des Skizirkus schon länger gefordert.
Einzig dass der Weltcup-Tross von Sölden in der vergangenen Woche erst noch nach Levi in Finnland reiste, um jetzt wieder zurück ins Ötztal zu kommen, sorgte für leichtes Unverständnis. Es gibt aber Bestrebungen, beide Weltcup-Veranstaltungen terminlich zusammenzulegen. Es wäre sinnvoll, zusammenzurücken, sagte der Chef des Organisationskomitees von Gurgl, Albin Scheiber. Gespräche mit dem Österreichischen Skiverband haben die beiden Weltcup-Orte bereits geführt. »So schnell geht es aber nicht, vielleicht übernächstes Jahr«, so Scheiber.
Tatsächlich haben sich die Wogen etwas geglättet.
Alles harmonisch? Ganz so ist es nicht. Die Athleten beklagten, dass sie im Prozess um die Einführung der Wildcard – der Startberechtigung für ehemalige Aktive ohne die nötige Anzahl von FIS-Punkten gleich nach den besten 30 – nicht angehört worden waren, wie sonst bei solchen Regeländerungen üblich. Aber da die Rückkehr von Marcel Hirscher eine glänzende PR für den Skisport ist, hörte das Murren auch schnell wieder auf.
Und dann wäre da noch ein Gerichtsprozess, der für die FIS nicht gut ausging. Der Deutsche Skiverband (DSV) hatte einen Antrag auf eine einstweilige Verfügung gestellt gegen den Beschluss des Weltverbandes, die Weltcup-Veranstaltungen künftig zentral zu vermarkten. Dem wurde im Oktober stattgegeben. Die Richterinnen und Richter am Münchner Landgericht sahen in der angedachten Zentralvermarktung »eine bezweckte Wettbewerbsbeschränkung«, und die sei im konkreten Fall nicht gerechtfertigt, hieß es. Außerdem, so stellten die Juristen fest, nutze die FIS ihre »marktbeherrschende Stellung zum Nachteil des Deutschen Skiverbandes aus«.
Der DSV hatte wie die anderen großen Skiverbände stets betont, nicht grundsätzlich gegen eine Zentralvermarktung zu sein, allerdings forderten sie ein Mitspracherecht bei der vertraglichen Ausgestaltung. Auch der Österreichische Skiverband hat sich juristisch gegen den FIS-Beschluss gewehrt, ein Urteil steht aber noch aus. Die FIS hatte zwar wissen lassen, in Berufung zu gehen und auf der Zentralvermarktung zu beharren, aber gleichzeitig begonnen zu verhandeln. Seit drei Wochen, sagte DSV-Vorstandsmitglied Stefan Schwarzbach, führe man »intensive Gespräche« – mit Erfolg, wie es aussieht. »Es zeichnet sich eine Lösung ab, von der wir hoffen, dass er für den gesamten Skisport tragfähig ist«, so Schwarzbach. Und diese Einigung bedeutet sicher nicht, dass sich die nationalen Verbände alles vorschreiben lassen werden von der FIS.
Ist Präsident Eliasch, der mit seinem fragwürdigen Kommunikations- und Führungsstil in den ersten drei Jahren seiner Präsidentschaft ständig aneckte, einsichtig geworden? Wohl kaum. Eher dürfte die plötzliche Kompromissbereitschaft mit seiner Bewerbung um die Nachfolge von Thomas Bach als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees zu tun haben. Jeder Gerichtsprozess kostet nicht nur Geld, sondern sorgt vor allem, wenn man ihn verliert, auch für jede Menge negativer Schlagzeilen. Und noch mehr davon kann Eliasch als Kandidat für den Posten an der IOC-Spitze nicht gebrauchen.
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