Die Füchse Berlin haben ein Pausenproblem

Zum dritten Mal in Folge schwächeln die Berliner Handballer in Halbzeit zwei – gegen Bukarest reicht es trotzdem zum Sieg

  • Lennart Garbes
  • Lesedauer: 4 Min.
Berlins Rückraumspieler Lasse Andersson (l.) erzielte seine sechs Treffer gegen Dinamo Bukarest alle vor der Pause.
Berlins Rückraumspieler Lasse Andersson (l.) erzielte seine sechs Treffer gegen Dinamo Bukarest alle vor der Pause.

Die Füchse Berlin haben momentan ein eher ungewöhnliches Problem. Die Halbzeitpause scheint dem deutschen Vizemeister überhaupt nicht gut zu bekommen. Dreimal lagen die Berliner Handballer zuletzt nach 30 Minuten deutlich in Führung. Dreimal wurde es in der zweiten Halbzeit eng. Bei den Rhein-Neckar Löwen im Achtelfinale des DHB-Pokals vor etwas mehr als einer Woche waren es zur Halbzeit vier Tore Vorsprung, im darauffolgenden Spiel in der Bundesliga gegen Hamburg sogar sechs, und in der Champions League am Donnerstag gegen Dinamo Bukarest gingen die Berliner mit einer Acht-Tore-Führung in die Pause.

Im Pokal schied man am Ende trotzdem aus. In der Liga reichte es beim HSV gerade so noch zu einem glücklichen Unentschieden. Nach den zwei katastrophalen Halbzeiten von Mannheim und Hamburg nahm sich Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning extra Zeit für ein Krisengespräch mit Trainer Jaron Siewert und seinem Team. Insofern darf der 38:29-Heimsieg gegen Bukarest als deutliche Steigerung gewertet werden. Auch wenn die Berliner gegen den rumänischen Tabellenführer in Abschnitt zwei wieder zittern mussten.

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»Man hat gesehen, dass bei uns ein paar Dinge nicht stimmen, dass wir immer 30 Minuten gut spielen in der ersten Halbzeit und dann in der zweiten Halbzeit einbrechen«, äußerste sich Rechtsaußen Tobias Reichmann trotz des Sieges kritisch. Vor 6444 Zuschauer*innen in der Max-Schmeling-Halle waren die Füchse auch am Donnerstag zu Beginn die dominante Mannschaft. Im Angriff lief fast alles über die dänischen Olympiasieger Mathias Gidsel und Lasse Andersson, denen im ersten Durchgang gemeinsam elf Tore gelangen. Weil auch die Abwehr der Füchse sicher stand – zwischenzeitlich gelang Bukarest fast acht Minuten lang kein Treffer – gingen die Berliner mit einer verdienten 22:14-Führung in die Kabine.

»Die erste Halbzeit war so gut wie perfekt«, lobte Füchse-Trainer Jaron Siewert nach dem Spiel, nur um sofort hinzuzufügen: »Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatten wir dann aber wieder Probleme, wie in den letzten beiden Spielen.« Mit zunehmender Spieldauer verloren die Berliner in der zweiten Hälfte immer mehr die Kontrolle. Die explosive Offensive geriet ins Stottern und die Defensive offenbarte immer größere Lücken. So konnte Bukarest den Rückstand Stück für Stück verkürzen. Zehn Minuten vor dem Ende war der Vorsprung der Berliner von acht auf drei Tore zusammengeschmolzen. Die Füchse-Fans in der Halle wurden immer nervöser, erst recht, als beim Stand von 29:26 der nächste Angriff ins Nichts zu laufen schien. Doch Fabian Wiede gelang mit der letzten erlaubten Aktion ein flacher Aufsetzer durch die Beine der Bukarester Abwehr hinein ins untere rechte Toreck.

»Es wurde wieder ein enges Spiel, das wollten wir nicht. Aber wir haben die enge Phase diesmal deutlich besser überstanden«, freute sich Trainer Siewert über die Nervenstärke seines Teams, das sich in den Schlussminuten vor allem auf Welthandballer Mathias Gidsel verlassen konnte. Nach dem glücklichen Wiede-Tor brachte Siewert den Dänen nach einer längeren Pause zurück ins Spiel. Mit Gidsel auf dem Feld gelang den Berlinern in jedem ihrer acht Angriffe bis zur Schlusssirene ein Tor. Der 25-Jährige beendete das Spiel als Topscorer mit sieben Toren und fünf Assists – und er wertete den Sieg als wichtigen Schritt seines Teams heraus aus der Halbzeitkrise: »Wir hatten nur noch einen Vorsprung mit drei Toren, aber wir sind cool und ruhig geblieben.« Nach der Partie war sich der Däne sicher: »Für unseren Prozess als Mannschaft war das vielleicht noch wichtiger als die zwei Punkte heute.«

Aber auch die dürften in der Champions League noch ganz wichtig werden. Nach acht Spieltagen stehen die Füchse mit vier Siegen und vier Niederlagen auf Platz fünf. Bei einem weiteren Misserfolg gegen Bukarest wäre der Kontakt zu den ersten vier Teams der Gruppe A schon etwas abgerissen. Jetzt liegen die Berliner bei noch sechs ausstehenden Partien nur zwei Siege hinter dem Gruppenzweiten Paris Saint-Germain. Für das nächste Champions-League-Spiel in der französischen Hauptstadt am kommenden Donnerstag formulierte Rückraum-Ass Gidsel dementsprechend ein ehrgeiziges Ziel: »Wir versuchen, den zweiten Platz zu attackieren und gucken nicht auf den vierten oder fünften Platz.« Denn nur die ersten beiden Teams der Gruppe A stehen sicher im Viertelfinale der Handball-Königsklasse.

Davor steht für die Füchse allerdings noch das Bundesliga-Heimspiel gegen den TVB Stuttgart an diesem Sonntag an. Eine weitere Gelegenheit, um das Pausenproblem endgültig abzuschütteln. Auch gegen den Tabellenvorletzten dürften 30 Minuten guter Handball kaum ausreichen. Und spätestens gegen Paris brauchen die Berliner dann wieder eine Topleistung über die volle Spielzeit.

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