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Die Hedwigs-Kathedrale ist ein Fragezeichen
Katholische Kirche in Berlin-Mitte nach umstrittenem Umbau wiedereröffnet
Während Protestanten ihre Gottesdienste mit wenig Klimbim feiern, beeindrucken katholische Messen durch weihevolle Zeremonien. Das begeisterte einst zahlreiche deutsche Romantiker, die in den Schoß der katholischen Kirche zurückkehrten – und denen der Dichter Heinrich Heine sinngemäß vorwarf, sie hätten ihrer evangelischen Vernunft abgeschworen.
Ausgesprochen feierlich ging es am Sonntag in der Hedwigs-Kathedrale in Berlin-Mitte zu. »Gloria« und »Halleluja« wurde gesungen und Erzbischof Heiner Koch eröffnete den Rundbau nach rund sechs Jahren umstrittener Sanierung. Umstritten deshalb, weil dabei die von 1952 bis 1963 unter Leitung des Architekten Hans Schwippert eingebaute Inneneinrichtung entfernt wurde, worüber es auch zu juristischen Auseinandersetzungen über Urheberrechte gekommen war.
Die 252 Jahre alte Kathedrale, errichtet nach Entwürfen von Georg Wenzelslaus von Knobelsdorf, hatte ursprünglich eine spätbarocke Ausstattung. 1930 bis 1932 erfolgte eine Umgestaltung mit expressionistischen Zügen. 2013 hatte das Erzbistum eine Neugestaltung ausgeschrieben, wie Erzbischof Koch am Sonntag in seiner Predigt erwähnte.
40 Millionen Euro waren veranschlagt. Voraussichtlich 44,2 Millionen Euro sind es geworden. Das geht noch, bedenkt man die Preissprünge durch Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg. Durch Optimierung gelang es, den Kostenrahmen nicht allzu sehr zu sprengen. Zum Gesamtprojekt gehören aber auch Sanierung und Teilneubau des benachbarten Bernhard-Lichtenberg-Hauses. Der seliggesprochene Dompropst und Nazigegner Bernhard Lichtenberg war 1943 auf dem Weg ins Konzentrationslager Dachau gestorben und in der Kathedrale beigesetzt worden. Die Arbeiten am Bernhard-Lichtenberg-Haus werden frühestens Ende 2025 abgeschlossen, heißt es. Statt der ursprünglich erwarteten 60 Millionen Euro werde das Gesamtprojekt schätzungsweise 78 Millionen Euro kosten.
Allein für die Kathedrale plante das Erzbistum zunächst 20 Millionen Euro Eigenmittel ein. Zwölf Millionen Euro Fördermittel gibt es vom Bund, acht Millionen vom Land Berlin. Von der deutschen Bischofskonferenz kommen zehn Millionen. Weitere zehn Millionen, die man sich von einzelnen Erzbistümern als Zuschuss erhoffte, fallen aber aus. Hierfür muss das Erzbistum Berlin nun auch einstehen.
Es sei »eine große Summe, dessen bin ich mir bewusst«, gestand Erzbischof Koch. »Wir haben uns auch dafür entschieden, weil wir davon ausgehen müssen, dass es für kommende Generationen eher schwieriger werden wird, ein solches Projekt zu stemmen.« 600 000 Euro Spenden sind eingegangen und weitere Zuwendungen erbeten. Gott brauche eine solche Kathedrale sicher nicht, denn Berlin, Brandenburg und Vorpommern seien auch ohne Kirchen erfüllt von seiner Herrlichkeit, »auch wenn wir ihn manchmal nicht sehen und nicht verstehen«, predigte Koch am Sonntag. Aber die Menschen bräuchten solche heiligen Räume. Ohne sie komme es schnell zu einer Schwächung der bewusst gelebten und gefeierten Beziehung zu Gott, »ja zur Gottvergessenheit«.
In Berlin glauben viele Einwohner nicht mehr an einen Gott, »vor allem nicht an den, der in Jesus Christus Mensch geworden ist«, weiß Koch. Auch für sie könne und solle diese Kathedrale im Herzen der Stadt eine Einladung, eine Aufforderung und ein Fragezeichen sein: »Gibt es vielleicht doch einen Gott?« Und: »Gibt es vielleicht ein Leben über den Tod hinaus?«
Nur etwa sieben Prozent der Berliner Bevölkerung sind Katholiken. Zehn Prozent sind Muslime, zwölf Prozent Protestanten und lediglich 0,3 Prozent Juden. Weit mehr als die Hälfte der Einwohner ist konfessionslos.
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