Offene Kirchen manchmal verriegelt

Spendenaufruf zugunsten der Dorfkirche von Paplitz im Kreis Teltow-Fläming

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 3 Min.
So manche alte Dorfkirche wie die von Falkenhagen ist ein Schmuckstück, das aber der Pflege bedarf.
So manche alte Dorfkirche wie die von Falkenhagen ist ein Schmuckstück, das aber der Pflege bedarf.

Zum 16. Mal rufen in Brandenburg die Landesregierung, Kirchen und der Denkmalschutz zur Rettung eines sakralen Kunstwerks auf. Wie Kulturministerin Manja Schüle (SPD) am Mittwoch in Potsdam sagte, zielt der diesjährige Spendenappell auf eine Restaurierung von Altar und Kanzel in der Dorfkirche Paplitz (Teltow-Fläming).

Es gelte, gemeinsam das kulturelle Erbe zu bewahren, von dem die rund 1500 Dorfkirchen in Brandenburg ein wichtiger Teil seien, sagte Schüle. Nach wie vor würden Kirchen den Mittelpunkt ihrer Gemeinden bilden, sie seien »Institutionen mit offenen Türen«. Die Bemalung des Altars in Paplitz wurde vor 40 Jahren letztmalig restauriert, also noch zu DDR-Zeiten. Nun aber habe die weitere Alterung ihre Spuren hinterlassen, sagte Dörte Busch, Restauratorin beim Landesamt für Denkmalpflege. Inzwischen seien Farbschichten abgeplatzt, eine Leimfuge habe sich geöffnet. »Das Holz altert.« Um die »kleinen Fehlstellen« zu beseitigen, das Bild behutsam zu reinigen, die Farbschichten zu festigen und den Schädlingsbefall zu stoppen, seien etwa 13 000 Euro erforderlich.

»Wir hoffen auf eine große Spendenbereitschaft«, erläuterte Ministerin Schüle ihren Einsatz für diese »Frischzellenkur«. Man erhoffe sich Geld von Brandenburgern, doch »wir nehmen auch gern das Geld von Berlinern«. Gotteshäuser seien Hort des sozialen Miteinanders, aber auch Ausflugsziele. Neben Taufen und Gottesdiensten finden dort Lesungen, Konzerte und Ausstellungen statt. In den vergangenen Jahren mit den alljährlichen Spendenaufrufen sind immerhin rund 250 000 Euro eingesammelt worden, die der Restaurierung von bedrohten Kunstwerken in Kirchen zur Verfügung gestellt werden konnten.

Sind heute Kirchen tatsächlich offene Häuser und können sie das überhaupt sein? Der Paplitzer Pfarrer Markus Sehmsdorf erklärte, es bestehe die Absicht, die Kirchen offen zu halten. Leider haben die Kirchen in den vergangenen Jahrzehnten viele ehrenamtliche Helfer verloren, die früher die Kirchentüren »morgens auf- und abends abgeschlossen hatten«. Auch ihm sei schon zugestoßen, dass die Altarbibel verschwunden war oder im Innenraum Schäden durch Graffiti-Schmierereien angerichtet waren. In der vermeintlich guten Absicht, die Kirche im Sommer zu lüften, lassen Besucher die Türen auch weit geöffnet. Dann aber fliegen Vögel herein und finden nicht mehr den Weg nach draußen. Damit »die Schäden nicht größer werden«, werde der Schlüssel zur Pforte bei Vertrauenspersonen verwahrt, die den Besuchern dann öffnen. Nachdem die mittelalterliche Feldsteinkirche Paplitz äußerlich instandgesetzt worden sei, könne durch die Restaurierung nun »auch der Innenraum aufscheinen«.

Der evangelische Bischof Christian Stäblein sagt, es ärgere ihn mitunter, »wenn ich an einen Ort komme und feststelle, dass die Kirche geschlossen ist«. Eine offene Kirche könne aber nur vor Ort gewährleistet werden. »Die evangelische Kirche lebt vom Ehrenamt.« Die Spendenaktion begrüßt der Bischof in jeder Hinsicht. Ein Ort ohne Kirche sei »kein guter Ort«.

Die vorweihnachtliche Spendenaktion »Vergessene Kunstwerke brauchen Hilfe« zugunsten der Dorfkirche Paplitz dauert bis zum Herbst 2025 an. Aktiv dafür setzt sich unter anderen der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg ein. Er arbeitet mit rund 300 Fördervereinen im Land Brandenburg zusammen, die sich der Erhaltung von Kirchen in ländlichen Regionen widmen. Seit 1990 sind insgesamt 2,2 Millionen Euro für vergessene Kunstwerke eingeworben worden.

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