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Maccabi Tel Avivs friedliches Hochrisikospiel in Berlin

Anders als befürchtet, blieb es beim Gastspiel der Basketballer von Maccabi Tel Aviv in Berlin erstaunlich ruhig

  • Lennart Garbes
  • Lesedauer: 5 Min.
Für das Euroleague-Spiel von Alba Berlin gegen Maccabi Tel Aviv waren sowohl vor als auch in der Uber-Arena rund 1500 Polizist*innen im Einsatz.
Für das Euroleague-Spiel von Alba Berlin gegen Maccabi Tel Aviv waren sowohl vor als auch in der Uber-Arena rund 1500 Polizist*innen im Einsatz.

Vor der Kabine von Maccabi Tel Aviv war nach dem Spiel für einen Moment alles so, wie es sein sollte. In Begleitung der Eltern wartete eine Gruppe von jungen Fans darauf, dass ein paar ihrer Idole noch einmal aus der Umkleide kommen würden. Schließlich war es Maccabis Center Jasiel Rivero, der sich frisch umgezogen Zeit nahm, um alle Autogramm- und Fotowünsche der Kinder zu erfüllen, von denen einige kaum halb so groß waren wie der 2,06 Meter große Kubaner.

Dass ein paar Meter weiter drei Polizist*innen in voller Einsatzkleidung standen, störte niemanden. Strenge Sicherheitsmaßnahmen gehören momentan genauso zu den Auswärtsspielen der Basketballer von Maccabi Tel Aviv, wie der Kontakt mit den Fans. »Seit dem 7. Oktober hat sich vieles verändert, vieles ist schwerer geworden für uns. Wir müssen uns mit vielen Dingen auseinandersetzen, da sind Polizeibeamte vor unserer Kabine nur eine von vielen Sachen«, räumte Maccabi-Trainer Oded Katash nach dem Spiel ein. Und trotzdem stand das Euroleague-Spiel seines Teams bei Alba Berlin noch einmal besonders im Fokus.

1500 Beamt*innen der Berliner Polizei waren am Donnerstagabend sowohl vor als auch in der Uber-Arena im Einsatz. Das Areal war von Mannschaftswagen umstellt. Am Einlass wurden alle Zuschauer*innen ausgiebig kontrolliert. In der Arena waren nur israelische und deutsche Flaggen sowie die Symbole und Farben der beiden Teams erlaubt. Alles, um zu verhindern, dass sich die Ereignisse von vor drei Wochen rund um das Europa-League-Spiel der Fußballabteilung von Maccabi Tel Aviv in Amsterdam wiederholen.

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Große Sorgen nach Amsterdam

Anfang November war es nach dem Spiel in der holländischen Hauptstadt zu koordinierten Angriffen auf israelische Fans gekommen. Allerdings hatten Teile der Maccabi-Anhänger*innen zuvor mit rassistischen Gesängen provoziert und nach dem Spiel ebenfalls die Auseinandersetzungen mit propalästinensischen Gruppen gesucht. Seitdem gelten auch die Basketballspiele von Maccabi als Hochrisikoveranstaltungen. In Berlin gab es deswegen am Donnerstag um die Uber-Arena ein Versammlungsverbot.

In der Halle wurden alle Ein- und Ausgänge von Polizist*innen bewacht. Insbesondere der Fanblock des Auswärtsteams war fast komplett von Polizei und Arena-Security eingerahmt. Vor Spielbeginn war die Anspannung deutlich spürbar. Doch es stellte sich schnell heraus, dass von dieser Partie keine große Gefahr ausgehen würde. Nach den vielen Warnungen vor den möglichen Gefahren rund um das siebte Heimspiel von Alba Berlin in der aktuellen Euroleague-Saison waren nicht einmal 5000 Zuschauer*innen in die Halle gekommen.

Im Alba-Fanblock und auch auf allen anderen Tribünen klafften große Lücken. Nur der Block der Maccabi-Anhänger*innen war wirklich gut gefüllt. Im ersten Viertel waren die »Ma-cca-bi«-Sprechchöre deswegen ähnlich laut, wie die Anfeuerungsbemühungen für Albas Basketballer. Auch der 18:2-Start der Mannschaft aus Tel Aviv trug seinen Teil dazu bei, dass sich die Stimmung im Gäste-Fanblock schnell in ausgelassene Fröhlichkeit verwandelte.

Gelöste Stimmung im Gästeblock

Die Angst vor möglichen Auseinandersetzungen in der Arena schwand schnell. Zwar hielten zwei Zuschauer im ersten Viertel hinter den Alba-Fans ihre Palästinensertücher hoch. Doch die Aktion wurde vom Sicherheitspersonal der Arena schnell unterbunden, da auch Pali-Tücher, wie alle anderen potenziell provozierenden Symbole per Hausrecht verboten waren. Stattdessen dominierten vor allem im Maccabi-Fanblock die ausdrücklich erlaubten Israel-Flaggen.

Viele Maccabi-Fans waren entweder in die israelischen Farben eingehüllt oder hielten die Flagge vor sich hoch. Für Eileen Krüger aus Berlin ging es dabei auch darum, ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen. Die 41-Jährige mit jüdischen Wurzeln war mit einem besonderen Hintergedanken zum ersten Mal bei einem Spiel von Maccabi Tel Aviv dabei: »Ich möchte mich nicht mehr verstecken, wie meine Oma sich versteckt hat.«

Ähnlich sah es auch Alon Sagi, der sich trotz der Sicherheitsbedenken mit seinem neunjährigen Sohn extra aus Kopenhagen auf den Weg nach Berlin gemacht hatte, um das gemeinsame Lieblingsteam zu unterstützen: »Ich hatte schon ein paar Zweifel, aber wir haben unsere Tickets schon vor einer ganzen Weile gekauft und wir vertrauen der Polizei und den Berliner Fans«, erklärte der 42-jährige »nd«.

Zwei Vorfälle werden schnell unterbunden

Aus sportlicher Sicht kamen die Maccabi-Fans dabei voll auf ihrer Kosten. Schon nach dem ersten Viertel hatte das Team von Trainer Oded Katash einen 16-Punkte-Vorsprung. Danach gab Tel Aviv die Führung nicht mehr ab. Letztlich konnten sich die Maccabi-Fans über einen ungefähren Sieg ihrer Mannschaft freuen. Auch zwei kleinere Vorfälle im dritten Viertel änderten daran nichts. Zuerst wurden zwei Männer von der Arena-Security aus dem Innenraum begleitet, weil einer der beiden einen Schal in den Nationalfarben Palästinas trug. Wenig später wurden zwei weitere Männer hinausbegleitet, weil sie mit »Free Palestine«-Rufen in der Nähe des Maccabi-Fanblocks aufgefallen waren.

Ansonsten blieb es während des Spiels aber ruhig, sodass die Maccabi-Spieler nach der Schlusssirene ausgiebig mit ihren Fans feiern konnten. Für die Mannschaft aus Tel Aviv, die ihre Heimspiele in der Euroleague wegen des Krieges aktuell in Belgrad austrägt, war es nach vier Niederlagen ein wichtiger Sieg in der Basketball-Königsklasse. Trotzdem sind die vergangenen Wochen nicht spurlos am Team vorbeigegangen, erklärte Aufbauspieler John DiBartolomeo nach dem Spiel: »Es gibt momentan viele Nebengeräusche um unser Team. Wir versuchen, das nicht zu sehr an uns heranzulassen, aber wir sind auch nicht naiv und können das natürlich nicht komplett ignorieren.« Umso besser, dass das Hochrisikospiel in Berlin am Ende friedlich blieb.

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