- Kommentare
- Olympia-Bewerbung
Mit den Ringen im Kopf durch die Wand
Lennart Garbes wundert sich über die Olympia-Entscheidung des DOSB
Manchmal ist Angriff die beste Verteidigung. Diesen Evergreen der universell anwendbaren Sportphrasen dürften die Mitglieder des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) im Kopf gehabt haben, als sie sich am Samstag für den nächsten Schritt hin zu einer deutschen Olympiabewerbung entschieden haben. Ohne Gegenstimmen sprachen sich die DOSB-Mitglieder bei ihrer Versammlung in Saarbrücken dafür aus, in einen sogenannten »Continous Dialogue« mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zu treten und damit offiziell das Interesse für die Ausrichtung der Sommerspiele zu bekunden.
Da ist aber auch bisher alles, was die Abteilung Attacke des DOSB hervorgebracht hat. Denn weder ist klar, für wann sich Deutschland um Olympia bewerben will (wahrscheinlich läuft es auf 2040 oder 2044 hinaus), noch steht fest, wo die Spiele stattfinden können (Berlin, Leipzig, Hamburg, München und NRW bleiben im Rennen) und wer das alles bezahlen soll. Ob die neue Bundesregierung nach den Neuwahlen im Februar weiterhin sieben Millionen Euro pro Jahr investieren will, um die Wann-, Wo- und Wer-Fragen zu klären, ist offen.
Erschwerend kommt auch noch hinzu, dass Noch-IOC-Präsident Thomas Bach sowieso erst dann mit Deutschland über Olympia reden will, wenn die Einreisebestimmungen für Athlet*innen aus Russland und Belarus geklärt – also ermöglicht – wurden. Und dann wäre da ja auch noch der Dauerstreit in der DOSB-Spitze, der zuletzt das Aus für Vorstandschef Thorsten Burmester bedeutete und auch Präsident Thomas Weikert weiter wackeln lässt. Immerhin konnte der Sportbund jetzt Ex-CDU-Größe Volker Bouffier als »Vorstand mit besonderen Aufgaben« gewinnen. Der DOSB ist sich anscheinend schon sicher, wer die Wahl im Februar gewinnt. Und als ehemaliger hessischer Ministerpräsident kennt sich Bouffier sicher hervorragend damit aus, wie man mit einer fixen Idee im Kopf durch eine Wand von Problemen kommt.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.