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Bio-Kohlenstoff aus Rügen

Finnische Edelstahl-Firma plant Anlage zur Umwandlung von Abfallholz in Mukran

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Hafen Mukran ist längst ein diversifiziertes Gewerbegebiet.
Der Hafen Mukran ist längst ein diversifiziertes Gewerbegebiet.

Der Fährhafen »Mukran-Port«, der knapp 430 Hektar umfasst, hat sich zu einem Areal mit mehreren Terminals sowie umfangreichen Produktions- und Lagerflächen entwickelt. Er verfügt auch über eine Infrastruktur, die dem Transportkonzept eines neuen Projektes ideal entspricht: Das in Finnland gegründete Unternehmen des Outokumpu will hier Bio-Kohlenstoff für eine umweltfreundliche Edelstahlproduktion herstellen. Der Rohstoff für die Mukraner Anlage, vorwiegend aus Deutschland kommendes Abfallholz, soll per Bahn auf die Insel gebracht werden. Dort wird es in ein bestehendes Gebäude geliefert – ein Werk, in dem bis 2021 rund 80 000 Stahlrohre für die deutsch-russische Erdgas-Pipeline Nordstream 2 mit Beton ummantelt worden waren. Nun wird eine neue Technik einziehen, die das Holz per Pyrolyse bei hohen Temperaturen zu Bio-Kohlenstoff umwandelt; das feine Granulat sieht wie »schwarzer Sand« aus.

Das Produkt aus Mukran wird dann per Schiff in die Stadt Tornio im Norden Finnlands gebracht, wo Outokumpu eine Anlage errichtet, in der das Granulat zu Biokoks-Pellets verarbeitet werden soll. Dieser kann bei der Produktion von Edelstahl verwendet werden und ersetzt herkömmliche Kohle. Mit der Technologie in Mukran setze die finnische Firma nach eigenen Angaben einen Meilenstein in Richtung klimafreundlichere Stahlherstellung, »denn etwa 50 Prozent der direkten Emissionen von Outokumpu könnten durch den Einsatz von Biokoks reduziert werden«, heißt es in einer Mitteilung. Weniger positiv sieht Konstantin Zerger von der Deutschen Umwelthilfe das Ganze. Er bezweifelt die positive Umweltbilanz wegen des Transports über weite Strecken.

Die Geschichte von Outokumpu begann 1910 mit der Entdeckung eines Kupfervorkommens im finnischen Kuusjärvi – in einem Gebiet namens Outokumpu, was »seltsamer Hügel« bedeutet. Im Laufe der Jahre hat die Firma Metalle in verschiedenen Ländern abgebaut und veredelt, bevor sie sich in den 2000er Jahren ausschließlich auf Edelstahl konzentrierte. Outokumpu beschäftigt an nahezu 30 Standorten insgesamt rund 8750 Mitarbeitende und verzeichnete 2023 einen Umsatz von knapp sieben Milliarden Euro. Mit dem Kauf der Thyssen-Krupp-Edelstahlsparte im Januar 2012 war die Firma mit Hauptsitz in Helsinki zum größten Edelstahlproduzenten Europas aufgestiegen; in den USA liegt man auf Platz zwei. Das Unternehmen produziert in Finnland, Deutschland, Mexiko, Schweden und den Vereinigten Staaten.

Die künftige Anlage in Mukran soll auch zur regionalen Energiewende beitragen, kündigt Outokumpu an. So könne gewissermaßen als Nebenprodukt Abwärme in das Fernheizungsnetz von Rügen eingespeist werden. Auch der Bürgermeister von Sassnitz, Leon Kräusche (parteilos), freut sich: »Damit leisten wir nicht nur einen Beitrag zur ökologischen Energieversorgung, sondern erwarten auch für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Sassnitz stabile Energiepreise.«

Geplant ist von Outokumpu, die Anlage auf Mukran im ersten Halbjahr 2026 anzufahren. Die voraussichtliche Produktionskapazität beziffert das Unternehmen anfangs auf 15 000 Tonnen Biokohlenstoff jährlich. Je nach Marktlage sei es denkbar, zu einem späteren Zeitpunkt die Anlage zu erweitern. Und man verspricht, dass die dort tätigen Menschen qualifizierte Fachkräfte mit dauerhaften Arbeitsplätzen sein werden.

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