Totalschaden an Dresdner Carolabrücke

Auch nicht eingestürzte Brückenteile müssen abgerissen werden. Linke drängt auf Anleihe für Wiederaufbau

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 3 Min.
Nach Beseitigung der Trümmer an deren eingestürztem Abschnitt müssen auch die noch stehenden Teile der Carolabrücke abgerissen werden.
Nach Beseitigung der Trümmer an deren eingestürztem Abschnitt müssen auch die noch stehenden Teile der Carolabrücke abgerissen werden.

Eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen in Dresden wird auf Jahre unterbrochen bleiben. Die Carolabrücke, die am 11. September teilweise eingestürzt war, wird nicht wieder eröffnet. Vielmehr müssen die beiden verbliebenen Brückenzüge ebenfalls abgerissen werden. Das geht aus einem Gutachten hervor, das am Mittwoch im Verkehrsausschuss des Stadtrats vorgestellt wurde. Auch bei diesen Bauwerken, über die bisher auf vier Spuren der Autoverkehr rollte, bestehe das »Risiko eines schlagartigen Versagens ohne Vorankündigung«, heißt es in der Expertise des Brückenexperten Steffen Marx von der TU Dresden.

Das Gutachten stellt klar, dass der Stadt kein »nachlässiger Umgang« mit dem Bauwerk vorzuwerfen ist und auch keine Indizien für einen bevorstehenden Einsturz übersehen wurden. Dieser sei zum einen durch Umstände bereits während der Bauzeit Anfang der 1970er Jahre begründet. Damals seien die stählernen Spannglieder, die für die Stabilität des Bauwerks sorgen, feucht geworden und hätten zu korrodieren begonnen. Die Schäden hätten sich im Laufe der Zeit durch Ermüdung infolge der Verkehrsbelastung verschlimmert. Am 11. September kollabierte dann, begünstigt durch einen ausgeprägten Temperaturwechsel, der Brückenzug C, über den Fußgänger- und Straßenbahnverkehr liefen.

Da dieser Brückenzug durch einen Querträger mit den benachbarten Zügen A und B verbunden war, wurden auch diese beschädigt. Zudem seien die Spanndrähte dort ähnlich korrodiert. Eine Wiederinbetriebnahme sei »nicht zu verantworten und ausgeschlossen«; die Brücke müsse abgerissen werden. Viele Dresdner hatten gehofft, dass sie wenigstens teilweise wieder genutzt werden kann. Dass dies unmöglich ist, sei »eine Katastrophe für die Stadt«, sagte Linke-Stadtrat André Schollbach.

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Bis die Brücke durch einen Neubau ersetzt ist, werden Jahre vergehen. Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) kündigte an, eine entsprechende Vorlage Anfang des Jahres in den Stadtrat einzubringen. Die Kosten werden auf mehr als 100 Millionen Euro beziffert. Derlei Beträge ließen sich »nicht einfach aus dem Haushalt herausschwitzen«, sagte Schollbach. Er regt an, den Wiederaufbau über eine städtische Anleihe zu finanzieren. Die grüne Bundestagsabgeordnete Paula Piechotta, die im Haushaltsausschuss Berichterstatterin für den Bereich Verkehr ist, stellte Unterstützung des Bundes in Aussicht. Ein schneller Neubau sei auch wichtig, um die Blockade der Elbe als Wasserstraße zu beenden.

Diese sorgt zunehmend für Unmut, nicht zuletzt im benachbarten Tschechien. Für das Land ist die Elbe der einzige, vertraglich zugesicherte Zugang zum Hamburger Hafen. Baubürgermeister Kühn erklärte, man kenne und verstehe die Sorgen. Die Stadt hofft, die Fahrrinne in der Elbe bis Ende des Jahres beräumen zu können. Danach soll eine akustische Überwachungsanlage an den verbliebenen Brückenzügen installiert werden. Wenn diese kalibriert sei, könnten ab Ende Januar »einzelne Durchfahrten genehmigt« werden.

Für den Schiffsverkehr wieder geöffnet ist laut Sachsens Wirtschaftsministerium die nach dem Kollaps der Carolabrücke gesperrte, ähnlich konstruierte Elbbrücke in Bad Schandau. Untersuchungen dazu, ob auch der Straßenverkehr wieder aufgenommen werden kann, dauern an.

»Der Totalschaden an der Carolabrücke ist eine Katastrophe für unsere Stadt.«

André Schollbach Linke-Stadtrat
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