So viele Lehrer wie seit 20 Jahren nicht mehr

Brandenburgs Bildungsministerium meldet Erfolge seiner Werbekampagne und anderer Maßnahmen

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.
In der Schiebell-Grundschule von Drebkau im Landkreis Spree-Neiße
In der Schiebell-Grundschule von Drebkau im Landkreis Spree-Neiße

Dem Land Brandenburg ist es erneut nicht gelungen, ausreichend Lehrer für seine Schulen einzustellen. Dem Bildungsministerium gelingt es am Donnerstag jedoch, daraus eine Erfolgsmeldung zu machen. Die gegen den Lehrermangel ergriffenen Maßnahmen zeigen angeblich Wirkung. Sieht man sich die dazu veröffentlichten Zahlen an, ist das immerhin nicht ganz von der Hand zu weisen.

Im laufenden Schuljahr sind den Angaben zufolge 357 Lehrerstellen unbesetzt geblieben. Im vergangenen Schuljahr waren noch 432 Stellen offen. 322 000 Schüler gilt es aktuell zu unterrichten. Das sind rund 5000 Schüler mehr als im vergangenen Schuljahr. Dadurch entstand ein rechnerischer Bedarf von 200 zusätzlichen Lehrkräften. Dennoch ist es immerhin geglückt, so viel Personal anzuheuern, dass die Zahl der offenen Stellen verringert werden konnte.

»Wir haben nun 22 756 Lehrkräfte im Schuldienst«, sagt Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD). Das seien so viele wie in den vergangenen 20 Jahren nicht mehr. »Auch wenn wir gerne noch mehr Lehrkräfte gewonnen hätten, sind wir auf dem richtigen Weg«, meinte der Minister.

Da gibt es beispielsweise die Modelle »63 plus« und »Unter 70«. Im Rahmen von »63 plus« konnten bis Ende September 382 ältere Pädagogen dazu bewegt werden, ihren Ruhestand hinauszuschieben und länger zu unterrichten. Bei »Unter 70« entschlossen sich mehr als 100 bereits pensionierte Kollegen, noch einmal für eine gewisse Zeit in die Schulen zurückzukehren.

Als geglückt darf auch der Versuch gelten, durch eine mit der Gewerkschaft vereinbarte Entlastung den hohen Krankenstand zu senken. Er lag zum Stichtag 11. September bei 9,7 Prozent, während er ein Jahr zuvor von 12,3 auf 17,1 Prozent hochgeschnellt war. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Landesregierung Anfang 2023 die letzten Corona-Maßnahmen aufgehoben hatte. Die Maskenpflicht in Bus und Bahn hatte den Nebeneffekt, dass sie Ansteckungen mit Erkältungskrankheiten eindämmte. Entscheidend für den Krankenstand ist neben der Arbeitsbelastung übrigens auch das Durchschnittsalter der Pädagogen, da ältere Kollegen wie alle älteren Menschen im Schnitt häufiger erkranken.

Seit Mai 2024 läuft eine Werbekampagne. Bis Ende September konnten die staatlichen Schulämter 1555 Lehrkräfte unbefristet einstellen, wobei 743 Kollegen bereits in den Schulen tätig waren, allerdings bislang nur einen befristeten Arbeitsvertrag hatten. 577 Einstellungen entfallen auf Grundschulen und 251 auf Gymnasien, die übrigen auf Ober-, Gesamt-, Förder- und Berufsschulen. Zusätzlich wurden 1788 Lehrkräfte befristet eingestellt, darunter 1229 Seiteneinsteiger, die in der Regel erst einen Vertrag für 13 Monate erhalten. Nach einer Qualifizierung und wenn sie sich bewährt haben, können ihre Verträge entfristet werden.

Von den jetzt insgesamt fast 23 000 Lehrern sind 4500 Seiteneinsteiger, die keine klassische Lehrerausbildung absolviert haben, sondern zum Beispiel nur Biologie studierten und dieses Fach unterrichten, obwohl ihnen zunächst noch Kenntnisse in Pädagogik und Didaktik fehlen, die im Lehrerstudium vermittelt werden. Brandenburg benötigt Jahr für Jahr so viele neue Lehrer, weil sich alte Kollegen in Größenordnungen in den Ruhestand verabschieden.

Die gemeldeten Erfolge sollen aber »nicht über regionale Ungleichgewichte hinwegtäuschen«, sagt Bildungsminister Freiberg. So gibt es beispielsweise große Schwierigkeiten, Lehrer für die ländlichen Gegenden an der polnischen Grenze zu finden.

Es sei immer das Gleiche mit diesen Erfolgsmeldungen, beklagt die Ex-Landtagsabgeordnete Kathrin Dannenberg (Linke). Wer in einer Schule arbeite und solche Meldungen lese, könne nur mit dem Kopf schütteln. »Wer den Eindruck vermittelt, alles wäre in Butter, und sich weigert, grundsätzliche Reformen auf den Weg zu bringen, macht sich aus meiner Sicht unglaubwürdig.« Das Gebot der Stunde wären Selbstkritik, Probleme beim Namen zu nennen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, sagt Dannenberg.

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