Tafeln in Not: Leere Teller in Brandenburg

Lebensmittel-Tafeln können Nachfrage Bedürftiger nach Essen nicht mehr decken

  • Lesedauer: 3 Min.
Gepackte Kisten stehen im Lager einer Tafel: Die Konkurrenz steigt, von Discountern kommt weniger.
Gepackte Kisten stehen im Lager einer Tafel: Die Konkurrenz steigt, von Discountern kommt weniger.

Potsdam. Die Lebensmittel-Tafeln in Brandenburg können die gestiegene Nachfrage von Menschen mit wenig Geld nicht mehr decken. In ländlichen Gebieten sei es schwieriger geworden, genügend Lebensmittel-Spenden zu bekommen, sagte der Vorsitzende des Landesverbandes der Tafeln in Brandenburg, Eric Gallasch.

»Die Nachfrage ist extrem hoch, und wir würden gerne mehr Menschen versorgen.« Er rechnet damit, dass sich das Lebensmittel-Angebot bei den Tafeln im kommenden Jahr weiter verringern wird.

Mehr Konkurrenz bei Lebensmittel-Rettern

Discounter geben Gallasch zufolge weniger Waren ab, die etwa kurz vor dem Ablaufdatum seien. Zudem gebe es mehr Konkurrenz durch andere Organisationen, die Lebensmittel retten wollten.

»Nudeln und Tiefkühlprodukte kriegen wir nur noch in geringen Mengen«, sagte Gallasch. Auch Joghurt bekämen die Tafeln mittlerweile weniger. Auf lange Sicht überlegten sich die Menschen, ob sie für eine Banane, eine Gurke und ein paar Kartoffeln den Weg auf sich nehmen wollten.

In Brandenburg gibt es nach Angaben des Verbandes 44 Tafeln, in denen Ehrenamtliche Essen an rund 8 000 bis 10 000 Haushalte abgeben.

Potsdamer Tafel hat zu wenig Platz

In der Landeshauptstadt Potsdam ist die Situation anders als in ländlichen Regionen. Dort gibt es zwar genügend Spenden, aber der Platz für die ehrenamtlichen Helfer ist zu knapp, um mehr Lebensmittel-Kisten packen und ausgeben zu können, sagte die Potsdamer Tafel-Chefin Imke Georgiew. Sie habe einen Aufnahmestopp verhängen müssen. 2000 Menschen pro Woche unterstütze die Potsdamer Tafel, die teils auch den Berliner Speckgürtel mit abdeckt. Pro Tag gebe es 70 Anfahrten an Supermärkte.

Lebensmittel-Ausgabestelle nur für Rentner geplant

Immer mehr Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine kommen zu den Lebensmittel-Tafeln in Deutschland, Rentner blieben hingegen seit rund zwei Jahren zunehmend weg, schilderte Georgiew die Situation in Potsdam. »Es gibt viele Rentner in Potsdam, die die Hilfe bräuchten.« Deshalb hoffe sie, Anfang 2025 eine neue Ausgabestelle nur für Rentner einrichten zu können. Dafür sei sie mit Kirchengemeinden im Gespräch.

Verbandsvorsitzender Gallasch hält mehr finanzielle Unterstützung für die Tafeln für nötig. Er fordert zudem einen Abbau der Bürokratie und mehr Flexibilität. Ein Beispiel: Es gebe etwa Förderung für Logistik und Personal bei den Tafeln – kleine Einrichtungen bräuchten aber viel eher Zuschüsse für gestiegene Energiekosten, sagte Gallasch.

Die Lebensmittel-Tafeln finanzieren sich in der Regel vor allem über Spenden und Mitgliedsbeiträge. In Brandenburg bekommen sie regelmäßig auch Beträge aus Lottomitteln. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.