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Braga Netto: Knast de luxe
Brasiliens Ex-Minister Braga Netto verbringt Weihnachten in Haft
Ein Antrag seiner Anwälte auf Entlassung aus der Untersuchungshaft wurde von der Generalstaatsanwaltschaft gerade abgelehnt. Daher wird der 4-Sterne-General der Reserve auch die bevorstehenden Feiertage in Gewahrsam verbringen müssen. Allzu ungemütlich werden sie für Walter Braga Netto in seinem unfreiwillig bezogenen Quartier aber nicht, denn Brasiliens Justiz gewährt Personen aus den oberen Rängen von Militär und Gesellschaft einige süße Privilegien.
Davon kann der gewöhnliche Knacki am Zuckerhut nur träumen: Der Mitte des Monats von der Bundespolizei im Stadtteil Copacabana verhaftete Ex-Verteidigungsminister und Vize-Kandidat neben Jair Bolsonaro bei der Präsidentschaftswahl im Oktober 2022 bewohnt anstelle einer Zelle die persönlichen Räume des Stabschefs der 1. Division des Heeres in einer Kaserne im Westen Rio de Janeiros – mit allem Komfort, eigenem Bad und Mahlzeiten im Offizierskasino.
Dem 67-Jährigen wird kein Kavaliersdelikt vorgeworfen. Braga Netto soll eine Hauptrolle bei Plänen für einen faschistischen Staatsstreich gespielt haben, politische Morde inklusive. Damit sollte der Amtsantritt des linken Politikers Lula da Silva nach dessen Wahlsieg verhindert werden. Neben dem General will die Justiz 36 weitere Chargen vor den Kadi bringen, vorneweg den Ex-Staatschef, der trotz gegenteiliger Beweise von nichts gewusst haben will.
Braga Netto, der von Bolsonaro erst zum Oberkommandierenden des Heeres und dann zum Stabschef der Präsidentschaft befördert worden war, ist der erste Häftling im Generalsrang seit der Rückkehr des Landes zur Demokratie 1985. Die Vorbilder der Verschwörer schützt bis heute ein Amnestiegesetz für alle während der Militärdiktatur begangenen Verbrechen.
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