- Politik
- RAF und die militante Linke
Debatte um die RAF
Caroline Braunmühl antwortet auf Burkhard Garweg. Von Fahndungsaufrufen will sie nichts wissen
Im Dezember meldete sich Burkhard Garweg, der als ehemaliges Mitglied der RAF (Rote Armee Fraktion) von der Bundesanwaltschaft gesucht wird, aus der Illegalität zu Wort. Darin widersprach er den Darstellungen der Polizei hinsichtlich der ihm zur Last gelegten Raubüberfälle und kritisierte die willfährige Zuarbeit von Journalist*innen bei der Festnahme seiner Genossin Daniela Klette. Zudem verteidigte er die Notwendigkeit, gegen soziale Ungleichheit und Ausbeutung auch mit militanten Mitteln zu kämpfen.
Als Reaktion auf die Erklärung Garwegs wurde auch die alte Forderung von Angehörigen der RAF-Opfer wiederholt, ehemalige RAF-Mitglieder sollten zur Aufklärung der von der Gruppe begangenen Taten beitragen und mit der Justiz kooperieren. Vor allem die liberale Publizistin Carolin Emcke und der Unternehmenssprecher Patrick von Braunmühl haben mehrfach betont, sie wollten die Wahrheit über jene Aktionen erfahren, bei denen Angehörige von ihnen starben.
Caroline Braunmühl distanziert sich in ihrem Text von diesen Aufforderungen scharf und spricht Emcke und ihrem Bruder Patrick das Recht ab, als Repräsentant*innen der RAF-Opfer aufzutreten. Caroline ist Tochter des 1986 von der RAF erschossenen Diplomaten Gerold von Braunmühl. Wie sie in ihrem Text schreibt, kann zwar auch sie keine politische Rechtfertigung für den Anschlag auf ihren Vater erkennen. Doch anders als Emcke und ihr Bruder verteidigt sie das Recht auf militanten Widerstand gegen Gewaltverhältnisse und stellt damit die politischen Motive der RAF nicht in Abrede.
Die Rote Armee Fraktion kämpfte als bewaffnete Gruppe zwischen 1970 und 1998 in Deutschland. Ihr Entstehen war eng verknüpft mit der Kriegsführung der USA in Vietnam und dem Vorgehen der Nato. Bis zu ihrer Auflösung verstand sich die RAF als Verlängerung antiimperialistischer Befreiungskämpfe im Globalen Süden.
Garweg und die letztes Jahr verhaftete Daniela Klette werden von der Bundesanwaltschaft der »3. Generation« der RAF zugerechnet, die sich Mitte der 80er Jahre formierte, für die Erschießung von Treuhandchef Detlef Karsten Rohwedder 1991 verantwortlich war und danach die tödlichen Anschläge einstellte. 1998 löste sich die Gruppe auf.
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