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Kritischer Blick auf Zensuren und Prüfungen

Landesschülerrat gibt sich neues Grundsatzprogramm für mehr Chancengleichheit in der Bildung

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 3 Min.
Zwischenmeldung: Der Landesschülerrat in Brandenburg sieht Verbesserungspotenzial.
Zwischenmeldung: Der Landesschülerrat in Brandenburg sieht Verbesserungspotenzial.

Mit einem überarbeiteten Grundsatzprogramm trat der brandenburgische Landesschülerrat am Montag an die Öffentlichkeit. Es seien die Schülerinnen und Schüler, die sähen, wo das Schulsystem besser werden müsse, begründete Sprecher Stefan Tarnow die Neuabfassung des Programms. Dieses wurde bei der Gelegenheit an die Landesbeauftragte für Kinder und Jugendliche, Katrin Kumrey, übergeben. Kumrey erklärte, in dem 32-Seiten-Papier sei »vieles von dem aufgegriffen« worden, was sie sich vorstelle. Als großes Problem erwähnte sie den Lehrkräftemangel, als wichtigstes Ziel die »Chancengleichheit in der Bildung«. Kumrey weiß: »Schlechte Bildung wäre ein schlechtes Fundament für den weiteren Lebensweg.«

Laut Sprecher Tarnow funktioniert die gute Schule nur, »wenn Toleranz und Respekt aktiv gelebt werden«. Der Landesschülerrat fordert daher ein Landesprogramm gegen Diskriminierung, Mobbing und Cybermobbing. Alle 310 000 Schüler, die er vertrete, »sollten sich akzeptiert und wertgeschätzt fühlen«.

Die Schülervertreter sprachen sich dagegen aus, als Gymnasiasten in der zehnten Klasse eine Abschlussprüfung (MSA-Prüfung) bestehen zu müssen. Dies sei nicht zwingend dafür, um ein gutes Abitur zu erreichen. Die Vorbereitung darauf nehme zu viel Zeit in Anspruch, die dann bei der Vorbereitung auf die elfte Klassenstufe fehle, argumentierte der Stellvertreter des Landessprechers Ron Bulgrin wie die anderen Teilnehmer. Tilda Skerra ergänzte: Diese Prüfungen nach der Zehnten seien außerdem im Gymnasium nachweislich schwerer als bei den Gesamtschulen. Das sei ungerecht.

Hanna Hecht monierte den Bauzustand von vielen alten Schulgebäuden und die Tatsache, dass die Ausstattung nicht weniger Schulen veraltet sei. »Das gefährdet die Qualität des Unterrichts.« Auch bezogen auf die Ausstattung mit Computern müssten die Schulen im Land sich der heutigen Entwicklung anpassen, so Hecht. Vom Land wird gefordert, jedem Schüler ein solches »Endgerät« zur Verfügung zu stellen.

Den Antrag der AfD-Landtagsfraktion, an den Grundschulen ein Handyverbot durchzusetzen, sehen die Schülervertreter kritisch. Sprecher Tornow sprach von einem »Anschlag auf die Souveränität der Schulen«. Auf die Frage, weshalb der Anteil der Schüler, die bei der Landtagswahl AfD gewählt hätten, relativ hoch sei, verwies er auf fehlende oder unzureichende politische Bildung. Auch hier müsse sich die Qualität verbessern. Austauschprogramme etwa dürften nicht am fehlenden Geld der Eltern scheitern. Schülerin Skerra regte eine Umstrukturierung der politischen Bildung an den Schulen und die Einbindung von Politikern in den Unterricht an. Ihr zufolge sind gleich gute Lernbedingungen für Schüler, die weit entfernt wohnen und lange Busfahrten zur Schule in Kauf nehmen müssten, nicht mehr gegeben. Daraus ergebe sich eine Benachteiligung.

Die Schülervertreter regen an, Zensuren durch Worturteile zu ersetzen. Diese sollten aber aussagekräftig sein, also nicht aus Worthülsen bestehen. Zumindest in den Fächern Sport, Musik und Kunst sollte damit begonnen werden. Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD), dem das neue Grundsatzprogramm vorab zugeleitet worden war, lobte das Engagement des Landesrats der Schülerinnen und Schüler. Dieser sei für ihn ein zentraler Ansprechpartner. Kinder und Jugendliche nannte Freiberg »Fachleute ihrer Lebenswelt«. Er ergänzte: »Ich freue mich auf den Austausch dazu beim nächsten gemeinsamen Gesprächstermin.«

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