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Dresden, Barcelona, Mailand: Der lange Weg zur Klimaneutralität
Städte verursachen mehr als 70 Prozent der CO2-Emissionen. Was drei europäische Großstädte unternehmen, um die Klimaziele zu erreichen
Im Kampf gegen den Klimawandel haben Städte eine besondere Bedeutung, denn sie stoßen am meisten Schafstoffe aus. Eine EU-Initiative will die Klimaneutralität zuerst in den Ballungsräumen des Kontinents erreichen und hier Vorbilder schaffen. Wir sehen uns drei exemplarische Städte an.
Dresden: Grüne Fernwärme und Solarpanels trotz Denkmalschutz?
Fragt man Eva Jähnigen, ob sie eher optimistisch oder pessimistisch ist, überlegt sie nicht lange: »Hätte ich keinen Optimismus, wäre ich hier doch fehl am Platz«, sagt die Zweite Bürgermeisterin Dresdens mit energischer Stimme. Ihre Heimatstadt mit 572 000 Einwohnern bewege sich in eine gute Richtung: »Die Konzepte sind da. Wir haben zum Beispiel vor, die Fernwärme umzurüsten, sodass sie bald aus nachhaltigen Quellen kommt.«
In einem Büro in der Dresdner Altstadt, mit Zimmerpflanzen und Möbeln aus Holz, zeigt sich die Stadtpolitikerin guter Dinge: »Das Heizen macht bisher, wie in anderen Städten, den größten Anteil unseres Energieverbrauchs aus. Hier in Dresden kommt der Großteil bereits aus der Fernwärme, die sich bisher aber auch auf Gasmotoren stützt.« In Zukunft soll Wasserstoff eingesetzt werden. Ein Meilenstein für die Stadt, so Jähnigen.
Doch die Grünen-Politikerin hat noch mehr auf Lager. An einer grün gefärbten Landkarte an der Wand zeigt sie auf ein Stadtviertel im Südosten: »Das Quartier Jessener Straße, bestehend aus Wohnhäusern, einem Kindergarten und Parkplätzen, wird Maßstäbe setzen.« Hocheffiziente Heizungen, dekarbonisierte Fernwärme, Wärmepumpen und Ladestellen für E-Autos werden dort integriert.
Dresden hat große Ziele. Die sächsische Landeshauptstadt ist eine von 112 europäischen Städten, die sich im Rahmen der EU-Initiative »100 klimaneutrale und intelligente Städte bis 2030« vorgenommen haben, bis Ende der Dekade klimaneutral zu werden. Diese Städte sollen als Beispiel dienen, um andere Städte zu ermutigen, bis 2050 ebenfalls klimaneutral zu werden. 2050 ist schließlich das Jahr, in dem die EU als Ganzes Klimaneutralität erreichen will.
Weltweit verursachen Städte mehr als 70 Prozent der CO2-Emissionen.
Auf diesem Weg ist die EU-Initiative durchaus sinnvoll, da Städte zwar nur 4 Prozent der Landfläche der EU ausmachen, aber 75 Prozent der Bevölkerung beheimaten. Weltweit verbrauchen Städte rund 65 Prozent der Energie und verursachen mehr als 70 Prozent der CO2-Emissionen. Ohne die Städte können die Klimaziele des Green Deal der EU also nicht erreicht werden.
Als die EU-Initiative 2022 ins Leben gerufen wurde, war Dresden eine von mehreren deutschen Großstädten, die sich erfolgreich dafür bewarben. Auch Aachen, Dortmund, Heidelberg, Leipzig, Mannheim, München und Münster nehmen teil. Alle Städte suchen nach Lösungen, um CO2-Emissionen zu senken, den Verkehr zu verbessern und das Lärmniveau zu reduzieren. Dabei soll ein intensiver Wissensaustausch stattfinden. Die Herausforderungen sind ähnlich: Gebäude, Strom und Wärme verursachen etwa ein Drittel der CO2-Emissionen. Danach folgt der Transportsektor, dann die Industrie. Die größten Einsparungen gibt es, wenn die Verkehrspolitik auf Elektromobilität setzt, eine nachhaltige Energie- und Wärmewende gelingt und der Energieverbrauch sinkt.
Doch wie gut ist der Weg, auf dem sich Dresden befindet? »Es gibt viele gute Ideen, aber wir haben noch nicht das nötige Tempo erreicht«, sagt Jähnigen. »Die letzten Jahre, besonders die Pandemie und Russlands Angriff auf die Ukraine, haben das Ganze zwar beschleunigt, aber wir sind noch nicht schnell genug.« Ein Beispiel sind die Photovoltaikanlagen, deren Zahl in Dresden um 36 Prozent zunahm und die theoretisch 15 000 Haushalte versorgen könnten. Doch die ambitionierten Projekte wie Jessener Straße und Van-Gogh-Straße existieren derzeit nur auf dem Reißbrett.
Vor der Pandemie lag Dresdens CO2-Ausstoß bei etwa 3,5 Millionen Tonnen, was etwa 6 Tonnen pro Kopf entspricht, weniger als im deutschen Durchschnitt von 10 Tonnen pro Kopf. »Aber der Weg zur Klimaneutralität ist lang«, so Jähnigen. Die Hürden sind hoch, wie etwa der lange Widerstand gegen die Installation von Solarpanels auf dem Dresdner Rathausdach – der Denkmalschutz hat städtische Pläne lange konterkariert.
Torsten Görg, der bei der Genossenschaft Egneos arbeitet, sieht das pragmatischer: »Einfach machen!« Egneos hat mit privaten Bauprojekten wie einer energieautarken Waldorfschule Erfolg. Diese nutzt Solarpanels und Wärmepumpen, um selbstständig Energie zu erzeugen. »Was wir machen, könnte überall umgesetzt werden«, sagt Görg. Egneos wächst schnell.
Während der Pandemie wurde eine Photovoltaikanlage in Freiberg geplant, deren jährliche Stromproduktion 200 Vier-Personen-Haushalte versorgt. Trotzdem reicht die Nachfrage nach nachhaltigen Investitionen nicht aus. Selbst viele Neubauprojekte in Dresden verzichten noch auf Wärmepumpen und Solarpanels. Der Gesetzgeber hat bislang keine verpflichtenden Maßnahmen für diese Technologien beschlossen.
Der politische Wille, Klimaneutralität bis 2030 zu erreichen, fehlt oft. Tim Pfeiffer von der Bürgerinitiative DresdenZero sieht die Teilnahme Dresdens an der EU-Initiative positiv, befürchtet jedoch, dass die politischen Entwicklungen in den letzten Monaten das Klimaziel gefährden. CDU und AfD sind gegen die ambitionierten Klimaziele. So droht dem Dresdner Klimakonzept nun eine Verwässerung und die Verschiebung des Zieljahres auf 2035 oder sogar 2040.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die geplante Umstellung des Gasnetzes auf Wasserstoff. Laut Experten ist grüner Wasserstoff teuer und noch nicht ausreichend verfügbar. »Das klingt wie ein großes Gamble«, sagt Pfeiffer. »Über 50 unabhängige Studien zeigen schon, dass die Menschen mit großen Mehrkosten belastet werden, falls die Kommune ein Wasserstoffnetz zum Heizen realisiert.«
Klimaneutralität bis 2030 ist daher noch nicht absehbar. »Es gibt gute Ansätze, aber der Weg dahin muss noch schneller und klarer werden«, sagt Pfeiffer von DresdenZero. Eva Jähnigen bleibt dennoch optimistisch, aus Prinzip und Erfahrung: »Ich bin in der DDR aufgewachsen. Auch da gab es Widerstände gegen den Fortschritt. Aber irgendwann kam er doch«, sagt sie und blickt aus dem Fenster der Dresdner Altstadt. So müsse es auch bei der Klimaneutralität sein. Irgendwann werde auch dieses Ziel erreicht.
Barcelona: Hafenstadt, die Offsetting braucht
Wer Beamte in Barcelona auf deren Vision für die Stadt anspricht, erfährt schnell von großen Zielen. Ramón Canal sagt zum Beispiel: »Barcelona hat eine ambitionierte Reduktionsstrategie entwickelt, die auf verschiedene Bereiche setzt, vor allem auf Elektrifizierung der Mobilität und die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien«, so der Direktor des technischen Planungsbüros für Mobilität in Spaniens zweitgrößter Stadt.
Wie sechs weitere Städte ist Barcelona Teil der sogenannten EU-Städtemission, die teilnehmende Städte des Kontinents bis 2030 zur Klimaneutralität führen soll. Barcelona hat das entsprechende Abkommen im September 2023 unterzeichnet, und will nun seine CO2-Emissionen von bisher 3 179 805 Tonnen CO2-Äquivalent bis 2030 zumindest auf 708 000 Tonnen reduzieren. Die Emissionen betreffen dabei hauptsächlich den Bereich Verkehr, Gebäude und Energieverbrauch.
Besondere Herausforderungen ergeben sich dabei durch Barcelonas begrenzten urbanen Raum, was in den kommenden Jahren auch andere Städte herausfordern wird. Dabei zeigt ein Report des Instituts Observatorio de Acción Climática mit dem Titel »Führungspanorama der spanischen Städte in Richtung Klimaneutralität: Best Practices bis 2024«: Zumindest in Spanien zählt Barcelona mit seinen vielfältigen Konzepten zu den Vorreitern auf dem Weg Richtung Klimaneutralität.
Barcelona hat mehrere Vorhaben in Gang gesetzt, um seine Klimaziele zu erreichen. Ein zentraler Bestandteil ist der »Plan Clima«, der nicht nur die Emissionsreduktion umfassen soll, sondern auch Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel und sozialen Ausgleich. Dazu gehören die Förderung von Sonnenenergie samt Ausbau von Solaranlagen auf städtischen Gebäuden sowie die Gründung von Energiegenossenschaften, damit Einwohnerinnen und Einwohner gemeinsam in Erneuerbare investieren.
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Bis 2030 plant Barcelona, die Solarenergieproduktion auf städtischen Gebäuden zu verfünffachen und dann 10 Prozent des kommunalen Stromverbrauchs durch erneuerbare Energien zu decken. Zudem sollen private und öffentliche Investitionen kombiniert werden, um den Ausbau von Solarenergie zu beschleunigen. Auch sollen Gebäude umfassend energetisch saniert werden, wobei mithilfe von EU-Fördermitteln sozial benachteiligte Stadtviertel zuerst drankommen.
Was die Nutzung erneuerbarer Quellen in Gebäuden angeht, hinkt Barcelona noch hinterher. Im Verkehrssektor werde es schneller gehen. Bis 2030 soll der öffentliche Nahverkehr zu 75 Prozent mit emissionsfreien Bussen bestritten werden, mit dem Ziel, bis 2036 eine vollständige Elektrifizierung zu erreichen. Ebenso werde die Zahl der Elektrofahrräder von derzeit 1000 bis ins Jahr 2030 auf mindestens 10 000 ausgebaut. Zusätzlich wurde »Enchufa Barcelona« ins Leben gerufen, ein Netzwerk von über 1000 Ladestationen für Elektrofahrzeuge, das bis 2025 auf 3000 Ladepunkte erweitert werden soll. Für den Abfallbereich sind eine umfassende Umstellung auf Recycling und die Verbesserung der Abfallwirtschaft geplant.
So strebt Barcelona bis 2030 eine Reduktion von 80 Prozent der Emissionen im Vergleich zum Basisjahr 2020 an. Wobei allerdings zwei für die Handels- und Tourismusmetropole sehr entscheidende Emissionsherde ausgelassen bleiben: der Hafen und der Flughafen. Das Argument: Diese Bereiche seien angesichts ihrer Komplexität und der internationalen Verflechtungen schwer in die Klimastrategien einzubeziehen.
Als Ausgleich für diese Auslassung sollen außerhalb der Stadt verursachte Emissionen – etwa bei der Produktion von Lebensmitteln, Kleidung oder Baumaterialien, die letztlich innerhalb der Stadt verbraucht werden – in die Emissionssenkungsstrategie einbezogen werden. Hier arbeitet die Stadt mit CO2-Kompensationen, also investiert in Grünflächen außerhalb der Stadt. »Im Stadtgebiet selbst mangelt es an Fläche«, erklärt Canal.
»Barcelona setzt auf innovative Finanzierungsmechanismen und enge Partnerschaften zwischen öffentlichen und privaten Akteuren, um die nötigen Investitionen zu mobilisieren«, wirbt die Stadt. Ein Budget von rund 1,85 Milliarden Euro bis 2030 ist für den Klimaschutz vorgesehen, wobei der größte Teil durch europäische und nationale Fördermittel sowie private Investitionen gedeckt werden soll. Die Stadt allein könnte diese Kosten kaum schultern. Vor dieser Hürde werden viele Städte stehen.
Barcelona hat sich im Rahmen der EU-Mission »100 klimaneutrale Städte« zu einem Vorbild zumindest in Südeuropa entwickelt, sagen jedenfalls Analysen. Nur bleibt abzuwarten, inwieweit diese ehrgeizigen Pläne tatsächlich umgesetzt werden. Und wie sich die Preise für CO2 entwickeln – denn die Kompensationsprogramme für Hafen und Flughafen werden einen Löwenanteil ausmachen.
Mailand: Mammutaufgabe Wärmedämmung
In einer Wohnung im Sozialbau der Via Bagarotti 44 im Stadtteil Baggio leben Maurizio (70) und Ivana (64). Ihr Zuhause, in dem ein langhaariger Dackel und ein Chihuahua friedlich auf dem Boden schlafen, widerspricht dem Stereotyp von Sozialwohnungen: ordentlich, einladend und mit Porzellanfiguren sowie Fotos der Hunde verziert. Das Paar lebt seit 2017 hier, und seitdem wurde das Gebäude umfassend saniert. Ivana beschreibt den Unterschied: »Früher waren die Wände kalt, jetzt spürt man die Wärme.«
Die Sanierung der Via Bagarotti 44 ist Teil eines groß angelegten Projekts der Stadt Mailand zur energetischen Sanierung öffentlicher Gebäude, das im Rahmen des Klimavertrags der Stadt realisiert wurde. Dieser sieht vor, 57 Prozent der CO2-Emissionen der Stadt, die zu einem großen Teil aus der Beheizung von Gebäuden stammen, zu reduzieren. Der Plan umfasst die Sanierung elf städtischer Wohnanlagen sowie von 44 Schulen und weiteren öffentlichen Einrichtungen. Aber die Umsetzung stellt die Stadt vor enorme Herausforderungen.
Die Sanierungsarbeiten in der Via Bagarotti begannen 2022 und wurden von MM durchgeführt, der Tochtergesellschaft der Stadt Mailand, die seit 2014 für das Wohnungsmanagement zuständig ist. Neben neuen Fenstern und einer verbesserten Dämmung wurde auch die Heiztechnik modernisiert: Alte Gasboiler wurden durch Hybrid-Wärmepumpen und Brennwertkessel ersetzt, was den Energieverbrauch verringert. »Das spart jährlich 699 Tonnen CO2 ein«, erklärt Ingenieur Tomaso Lamperti von MM. Die Sanierung öffentlicher Gebäude soll 1400 Tonnen CO2 jährlich einsparen, der Ausbau erneuerbarer Energien und Fernwärme weitere 10 300 Tonnen.
Das größte Potenzial zur Reduktion der Emissionen liegt jedoch im privaten Gebäudebestand. Mailands Klimavertrag sieht vor, eine Million Tonnen CO2 durch die Sanierung von Privatwohnungen einzusparen. Hier stößt die Stadt jedoch an Grenzen, da sie nur bedingt Handlungsmöglichkeiten hat, um private Eigentümer zu Maßnahmen zu bewegen. Elena Grandi, die Umweltstadträtin von Mailand, gibt zu, dass es schwierig ist, Privatpersonen zu zwingen, teils Millionenbeträge in energieeffiziente Sanierungen zu investieren, etwa für neue Heizsysteme oder Solaranlagen. »Die Sanierungskosten sind hoch, und die Einsparungen durch den geringeren Energieverbrauch sind ohne staatliche Subventionen kaum zu finanzieren«, sagt sie.
Ein Beispiel ist die Genossenschaft Abitare, eine der größten in Italien, die mit rund 5000 Mitgliedern 2800 Wohnungen verwaltet. Sie nutzt ein staatliches Subventionsprogramm, um ihre Bestände energetisch zu sanieren: Dämmung der Wände und Dächer, Installation von Wärmepumpen und Heizungsventilen. Doch auch hier wird die Umsetzung durch die hohen Kosten erschwert, berichtet Abitare-Geschäftsführer Gian Piero Carezzano.
Ein vielversprechender Ansatz zur Verbesserung der Energieeffizienz ist der verstärkte Einsatz von Wärmepumpen. Diese Technologie, bereits seit Jahren bewährt, wandelt Energie aus der Luft, dem Boden oder Wasser in Wärme um. Für größere Neubauten, wie das Olympische Dorf für die Winterspiele 2026, wird diese Technologie ebenfalls genutzt. Die Gebäude sollen nach Fertigstellung emissionsfrei betrieben werden, mehr als 60 Prozent der Energie werden durch Wärmepumpen und Solaranlagen gedeckt. Das Olympische Dorf ist ein Modellprojekt für nachhaltiges Bauen. COIMA, eine der führenden Immobilienentwicklungsfirmen in Mailand, hat das Projekt initiiert.
Neben den individuellen Maßnahmen müssen jedoch auch bestehende Infrastrukturen wie die Fernwärme ausgebaut werden. A2A, ein weiteres städtisches Unternehmen, versorgt bereits 12 Prozent der Stadt mit Fernwärme, die zu einem großen Teil aus erneuerbaren Energien stammt. Doch um das Vorhaben zu erreichen, weitere 10 300 Tonnen CO2 jährlich einzusparen, müssen Mailands Fernwärmesysteme ausgebaut werden. Der Vorstandsvorsitzende von A2A, Luca Rigoni, erklärt, dass ein Ausbau mit neuen Netzwerken im Osten und Westen der Stadt sowie auf dem Polytechnikum-Campus und im Bereich Santa Giulia geplant sei.
Dabei spielt neben technologischen Neuerungen auch der Baustandard eine wichtige Rolle bei der Sanierung des Gebäudebestands. Um die Sanierungsziele schnell zu erreichen, sind neue industrielle Bauweisen erforderlich. Der Bau des Olympischen Dorfs innerhalb von nur zwei Jahren wäre ohne Vorfertigung nicht möglich gewesen, betont Stefano Corbella, Nachhaltigkeitsbeauftragter bei COIMA. Alle Bauelemente wurden nahezu vollständig vorgefertigt, was enorme Zeitersparnis brachte.
Doch das italienische Bauwesen ist noch nicht auf diese Art der Industrialisierung vorbereitet. Professor Mario Motta, Delegierter des Polytechnikums für die Energiewende, fordert ein neues Geschäftsmodell, bei dem Finanz- und Bauunternehmen gemeinsam Großprojekte anstoßen, um auch Finanzierungsfragen früh zu klären. Ein solches Modell sei notwendig, um große Teile der städtischen Infrastruktur effizient und nachhaltig zu modernisieren. Wie überall weisen auch in Italien Nichtregierungsorganisationen kritisch darauf hin, dass die großen Pläne auch umgesetzt werden müssen und nicht verwässert werden dürfen.
Obwohl die Stadt Mailand mit ihren städtischen und öffentlichen Bauprojekten bereits einen großen Schritt in Richtung Dekarbonisierung gemacht hat, liegt die größte Herausforderung in der Sanierung des privaten Sektors. Hier wird es ohne staatliche Förderprogramme und Anreize kaum Fortschritte geben. Auf nationaler Ebene ist die Regierung gefordert, die im europäischen »Grüne Häuser«-Gesetz festgelegten Ziele bis 2026 umzusetzen, um den CO2-Ausstoß des Gebäudesektors bis 2035 erheblich zu senken.
Dieser Artikel entstand im Rahmen des europäischen Rechercheprojekts »Take Me Down to a Zero Carbon City« und wurde vom Journalismfund Europe finanziert.
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