Der Hofnarr: Frank und frei

Der Hofnarr feiert sein Comeback – dem Kanzler sei Dank

Olaf Scholz und Joe Chialo – Der Hofnarr: Frank und frei

Einen »Hofnarren« hat Olaf Scholz Berlins christdemokratischen Kultursenator Joe Chialo bei einer privaten Zusammenkunft genannt. Chialo hatte die künftige Paktiererei seiner Partei, bestehend aus Halbfaschisten, Neutralisten und arglosen Antifaschisten, mit der AfD in Abrede gestellt, obwohl die gemeinsame Abstimmung im Bundestag in Fragen der Migrationspolitik gerade hohe Wellen geschlagen hatte. Daraufhin fiel das Wort.

Nicht ganz humorfrei ist es, dass die CDU unter Führung von Friedrich Merz – der verbal auch mal gegen die kleinen »Paschas« austeilt und nach Straftaten die Vornamen der Verdächtigen auf sein Wohlgefallen hin geprüft sehen möchte – in des Kanzlers Aussage Rassismus wittert. Nein, rassistisch war das nicht. Unvorteilhaft für den Adressaten eher, durchaus beleidigend. Na endlich!, möchte man da ausrufen – und: Wie treffend!

Was ist ein Hofnarr? Seit dem Mittelalter war er fester Bestandteil des Hofstaats. Ausgestattet mit Witz, hat man sich gern mit ihm umgeben. Er diente, schlicht gesagt, der Dekoration. Ein nicht ganz ernstzunehmendes Figürchen, in der Nähe der Macht, aber nicht imstande, selbst nach ihr zu greifen, mit unterhaltendem und kaum politischem Charakter.

Aber herrscht nicht Narrenfreiheit? Mätzchen verzeiht man dem Hofnarren gern, weiß man doch, dass er die Herrschaft nicht antasten wird. Selbst derbe Späße und unliebsame Worte gegenüber dem eigenen Herren bleiben ohne Folgen, ist der Hofnarr doch auch Ausweis von dessen offenem Geist. Am Hofe kann man es sich leisten, bleiben die politischen Entscheidungen davon doch unberührt. Man schmunzelt – und geht zur Tagesordnung über. Ob Chialo an eine schwarz-blaue Zusammenarbeit glauben will, wird Merz nicht berühren. In der AfD-Fraktion wird aber vermutlich herzhaft gelacht über solche Narrheiten.

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