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- Trump attackiert Selenskyj
Spielball der Großmächte
Peter Steiniger zu den Vorwürfen von Donald Trump an die Ukraine
Von Joe Bidens Busen in Donald Trumps Tonne: Der US-Präsident demontiert Wolodymyr Selenskyj gnadenlos. Nachdem er den ukrainischen Staatschef von den Gesprächen mit Russland in Riad über einen Friedensprozess und das weitere Schicksal seines Landes ausgeschlossen hat, legt Trump nach. Mit Fantasiezahlen über Selenkyjs schwachen Rückhalt in der Bevölkerung spricht er dem Ukrainer die Legitimität ab, knüpft den Ausgang der Verhandlungen an die rasche Wahl eines neuen Mannes dort und deutet an, dass sich Kiew die russische Invasion selbst eingebrockt habe. Besser wäre ein Deal mit dem Kreml gewesen, meint der Geschäftsmann im Weißen Haus.
Dabei hatte bis Februar 2022 mit dem Minsker Abkommen eine solche Vereinbarung bestanden. Nicht allein Kiew verstieß dagegen, und es war Russlands Präsident Wladimir Putin, der ihr mit dem Befehl zum Angriff den Todesstoß versetzte. Aus der schnellen »Sonderoperation« wurde ein großer, schon drei Jahre währender Krieg mit hohem Eskalationsrisiko, verstärkt durch Moskaus atomare Drohgebärden. Den Preis für diesen Waffengang zahlt auf beiden Seiten der Front die arbeitende Klasse.
Russlands imperiale Bestrebungen, verbunden mit großrussischem Nationalismus, haben dessen ukrainisches Pendant geboostert. Die nach der Invasion erfolgte Ausdehnung der Nato nach Norden und ihre Hochrüstung lassen Moskaus historisch begründete Furcht vor westlicher Bedrohung bestehen. Selenskyjs Siegespläne bis zur Krim – von Realisten im Westen mit Blick auf Russlands Sicherheitsinteressen längst abgeschrieben – gehören ad acta. Putin bekommt, was er schon vor Kriegsbeginn wollte: Verhandlungen von Macht zu Macht. Trumps Umgang mit der Ukraine zeigt, wer Mündel und wer Vormund ist.
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