Berliner Kriminalität: Rekordhoch bei Partnerschaftsgewalt

Kriminalitätsstatistik 2024 veröffentlicht – mit fast 20 000 Fällen von Gewalt in Beziehungen

Innensenatorin Iris Spranger ( SPD) und Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel stellten bei einer Pressekonferenz die Kriminalstatistik 2024 vor.
Innensenatorin Iris Spranger ( SPD) und Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel stellten bei einer Pressekonferenz die Kriminalstatistik 2024 vor.

Kellereinbrüche, Mord und Totschlag sowie Körperverletzung: Diese drei Delikten haben laut der Berliner Polizei den größten Einfluss auf die Entwicklung in der polizeilichen Kriminalitätsstatistik (PKS) 2024 gehabt, wie die Behörde mitteilt. Innensenatorin Iris Spanger (SPD) und Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel haben die neue PKS am Donnerstag auf einer Pressekonferenz vorgestellt.

Insgesamt hat die Polizei 539 049 Fälle in der PKS 2024 registriert – damit bleiben die angezeigten Fälle auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Jahr zuvor. Ähnlich hoch bleibt auch die Aufklärungsquote – sie liegt bei 45,5 Prozent. Die Zahl der Opfer von Beziehungsgewalt ist in der aktuellen PKS auf dem höchsten Stand der vergangenen zehn Jahre – 19 213 Fälle wurden gezählt. 71 Prozent der Betroffenen waren weiblich.

Laut der Senatsverwaltung für Inneres wird geschlechtsspezifische Gewalt mithilfe des Landesaktionsplans zur Umsetzung der Istanbul-Konvention (IK) bekämpft. Mehr als 130 Maßnahmen seien bereits umgesetzt, teilt die Verwaltung mit. Außerdem will die Verwaltung mit einer geplanten Novellierung des Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetzes (ASOG) die elektronische Fußfessel einführen, um schwere Straftaten und Verstöße gegen polizeiliche oder familiengerichtliche Schutzanordnungen zu reduzieren.

Um fast 30 Prozent stieg die Zahl der registrierten Delikte im Bereich politisch motivierter Kriminalität (PMK). 8309 Fälle hat die Polizei 2024 gezählt, in 965 Fällen handelte es sich um Gewaltdelikte. Das entspricht einem Anstieg von 76 Prozent. Hierbei ist anzumerken, dass es sich bei den Fällen der PMK im Gegensatz zur PKS um eine sogenannte Eingangsstatistik handelt. Soll heißen: Der Fall wird sofort gezählt, wenn er bekannt wurde und nicht erst nach Abschluss der Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft.

Muckefuck: morgens, ungefiltert, links

nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.

Zur »PMK links« registrierte die Behörde mit insgesamt 1134 Fällen fast 40 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Den höchsten Anstieg verzeichnete die Behörde hierbei bei Landfriedensbruch und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Zur »PMK rechts« registrierte die Berliner Polizei mit insgesamt 2782 Fällen einen Anstieg um fast 20 Prozent. Den höchsten Anstieg gab es bei hierbei bei Nötigung und Bedrohung, Propagandadelikten sowie Sachbeschädigung.

Laut Ario Mirzaie, dem Sprecher für Strategien gegen rechts der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, haben rechte Gewalttaten in Berlin eine »besorgniserregende Qualität« erreicht, wie er mitteilt. »Senat und Sicherheitsbehörden muss klar sein, auf die rechte Propagandaflut folgt rechte Gewalt«, so Mirzaie. Organisierte Neonazis und andere Rechtsextreme träten in der Hauptstadt immer selbstbewusster auf. »Rechtsextremismus ist ein wachsendes Sicherheitsrisiko«, so der Abgeordnete. Seine Partei fordert einen Sicherheitsgipfel gegen Rechtextremismus. »Der schwarz-roten Koalition fehlen der Wille und die Konzepte, um die rechte Bedrohung in Berlin einzudämmen.«

Den bedeutendsten Rückgang in der polizeilichen Kriminalitätsstatistik machen Warenkreditbetrug, Ladendiebstahl und Rauschgiftdelikte aus. Fast vollständig zurückgegangen sind außerdem Angriffe auf Dienstkräfte der Berliner Feuerwehr.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.