Bayern vs Inter Mailand: Zuversicht trotz Achsenbruch in München

Ein stark geschwächter FC Bayern will seine Chance im Viertelfinale der Königsklasse nutzen

  • Maik Rosner, München
  • Lesedauer: 3 Min.
Erste Wahl als Ersatz für Musiala: Thomas Müller (l.) jubelte auch in Augsburg.
Erste Wahl als Ersatz für Musiala: Thomas Müller (l.) jubelte auch in Augsburg.

Selbst ein Schwarz-Weiß-Foto von 1975 mit dem Henkelpott haben sie beim FC Bayern auf ihrer Internetseite bemüht. Einer von mehreren Mutmachern soll das Bild sein, auf dem die damalige Münchner Mannschaft mit Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Sepp Maier nach dem Gewinn des Europapokals der Landesmeister zu sehen ist. Damals waren dem FC Bayern zwei Leistungsträger weggebrochen, wenngleich erst während der ersten Halbzeit des Finals gegen Leeds United. Doch auch ohne die verletzten Björn Andersson und Uli Hoeneß gelang ein 2:0-Sieg und damit die Titelverteidigung sowie der insgesamt zweite Gewinn der wichtigsten Trophäe im Vereinsfußball für die Münchner nach 1974.

Der Quervergleich zu den alten Zeiten hinkt aber schon deshalb, weil die aktuelle Münchner Mannschaft an diesem Dienstag im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Inter Mailand auf gleich vier Leistungsträger verzichten muss – von Beginn an. Torwart Manuel Neuer, Innenverteidiger Dayot Upamecano, Linksverteidiger Alphonso Davies und Offensivkünstler Jamal Musiala fallen verletzt aus. Zu diesem Achsenbruch hinzu kommen die Ausfälle von Hiroki Ito und Kingsley Coman. Aleksandar Pavlovic war wieder im Training dabei, einem Einsatz der zuletzt ebenfalls angeschlagenen Harry Kane und Leon Goretzka scheint nichts im Wege zu stehen.

Dennoch stellt sich die Personallage vor dem ersten Vergleich mit dem italienischen Meister als knifflig dar für Vincent Kompany. Klagen aber, findet der Trainer, bringe nichts. Wegen der nach wie vor gegebenen Aussichten auf den Gewinn der Meisterschaft und das Finale in Europas Eliteliga am 31. Mai in der eigenen Arena sagt er: »In den nächsten sechs Spielen in der Bundesliga und der Champions League wollen wir jetzt einfach unsere Chance nutzen.« Und Thomas Müller verspricht: »Dafür werde ich alles geben.« Die Frage ist nur: Darf er das nun auch in einer Hauptrolle?

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Thomas Müller steht besonders im Fokus und damit die Frage, ob er als naheliegende Alternative zu Musiala im offensiven Mittelfeld hinter Stürmer Kane ausgerechnet jetzt von Beginn an ran darf, nachdem sein Abschied im Sommer gerade verkündet wurde. Kompany hatte sich in der Vergangenheit meist für den 35 Jahre alten Routinier entschieden, wenn Musiala nicht zur Verfügung stand. Wie auch beim 3:1-Bundesligasieg in Augsburg am Freitag, als er Müller einwechselte, nachdem sich Musiala einen Muskelbündelriss im linken Oberschenkel zugezogen hatte und wohl mindestens bis Mitte Mai ausfallen dürfte.

Ob Müller aber auch jetzt statt Musiala von Anfang an auflaufen wird gegen Inter mit den früheren Bundesligaprofis Henrikh Mkhitaryan, Hakan Çalhanoğlu, Marcus Thuram und Marko Arnautović sowie dem neuen deutschen Nationalspieler Yann Bisseck und den ehemaligen Bayern-Profis Yann Sommer und Benjamin Pavard? Müller werde ab sofort »eine wichtige Rolle spielen«, glaubt Kane. Auch Experten wie Lothar Matthäus und Stefan Effenberg sprechen sich klar für Müller aus. Aber auch andere Varianten sind denkbar, darunter eine offensive Dreierreihe mit Michael Olise, Leroy Sané und Serge Gnabry hinter Kane.

In der Abwehr muss Kompany sogar noch mehr improvisieren. Min-jae Kim und Eric Dier sind aufgrund fehlender Alternativen in der Innenverteidigung zu erwarten und Josip Stanišić hinten links. Der eigentliche Rechtsverteidiger hatte die Rolle auf der gegenüberliegenden Seite bereits in Augsburg solide übernommen. Im Tor wird Neuer durch Jonas Urbig vertreten. Auch für den 21-Jährigen steht damit die nächste große Bewährungsprobe bevor. Seine beiden Einsätze in den Achtelfinalspielen gegen Leverkusen hatte er gut gemeistert.

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