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Baskenland-Rundfahrt: Die Leiden des Maximilian Schachmann
Der Radprofi aus Berlin kann nach langer Zeit endlich wieder um Siege kämpfen
Maximilian Schachmann ist endlich wieder unter den Rennfahrern zu finden. Nach nunmehr dreijähriger Leidenszeit ist der gebürtige Berliner gearde mittendrin im Kampf um Siege und Platzierungen. Der Erfolg im Auftaktzeitfahren der Baskenlandrundfahrt sowie Tagesplatz drei auf der dritten Etappe führten nun sogar dazu, dass er sich mehrere Tage mit dem Trikot des Gesamtführenden schmücken konnte. Das hat im nördlichen Teil Spaniens die gelbe Farbe, wie bei der Tour de France. Oder wie bei der Fernfahrt Paris-Nizza, die Schachmann schon zweimal gewinnen konnte. Wie sich Gelb anfühlt, weiß er also.
Körper und Geist
Lange Zeit musste Schachmann aber zweifeln, je wieder auf dieses Niveau zu kommen. Erkrankungen und Verletzungen machten ihm arg zu schaffen. In seiner sechsjährigen Zeit beim deutschen Bora-Rennstall, der jetzt mit Sponsor Red Bull ganz groß angreifen will, konnte er deshalb nur punktuell sein großes Potenzial ausschöpfen. Kaum ist er bei Soudal Quick Step zurück, dem Team, bei dem er 2017 seinen ersten Profivertrag erhalten hatte, klappt es auch wieder mit den Ergebnissen. Die körperliche Verfassung stimmt. Und auch mental scheint Schachmann, der sich früher schon durch gutes taktisches Verständnis auszeichnete, wieder ganz der Alte zu sein. Auf der dritten Etappe spielte er seine Karten brillant aus. Die Führungsarbeit überließ er über weite Strecken den starken Abordnungen der Teams von Red Bull und UAE Emirates. Im Finale nutzte er dann seine Chance und ergatterte sogar noch Bonussekunden.
Man merkt dem inzwischen 31-Jährigen an, dass er endlich einmal eine Vorbereitungszeit ohne große gesundheitliche Probleme absolvieren konnte. »Ich habe gut durchgezogen, war im Höhentrainingslager und habe abgesehen von einer kurzen Erkältungspause alle Trainingsblöcke absolvieren können«, blickt Schachmann auf den Winter zurück. »Es macht wieder Spaß und ich bin zufrieden, wo ich stehe«, lautet sein optimistischer Ausblick.
Ruhe im Rennstall
Im neuen, alten Team fühlt er sich wohl. »Was mich am meisten beeindruckt hat, ist die Ruhe im Team. Selbst bei harten Rückschlägen wird ruhig und professionell weitergearbeitet«, meint er. Da lässt sich durchaus leise Kritik an der Atmosphäre beim vormaligen Arbeitgeber herauslesen. Mit Ansagen hält sich Schachmann aber zurück. Das betrifft auch seine eigenen sportlichen Ziele. Das Potenzial für Etappensiege bei allen drei großen Rundfahrten und auch für Podiumsplätze bei den Klassikern hat er sicher. Auf die Kapitänsrolle oder freie Rollen kann er aber nur bei Rennen hoffen, bei denen der Top-Star in seinem Team, der Belgier Remco Evenepoel, nicht am Start steht. Als Hauptziel für diese Saison hat er selbst formuliert: »Ich will mich mit guten Leistungen für einen Startplatz bei der Tour empfehlen, um dann in Top-Form Remco bestmöglich helfen zu können.«
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Auf diesem Weg hat Schachmann nun erste größere Schritte gemacht. Das ist gut für den deutschen Radsport. Ebenso die Tatsache, dass der gefährlichste Rivale für den Berliner im Baskenland neben dem Portugiesen Joao Almeida das schwäbische Talent Florian Lipowitz ist. Die Entscheidung über den Gesamtsieg bei dem traditionsreichen Rennen dürfte auf der Königsetappe am kommenden Sonnabend fallen.
Bei seiner Rückkehr in die Ergebniszonen des Straßenradsports hat Schachmann allerdings auch feststellen müssen, dass sich sowohl in der Breite als auch an der Spitze ziemlich viel verändert hat. Er mag jetzt wieder nah an seiner besten Verfassung sein, aber das Feld der Favoriten hat sich in der Zeit seines unfreiwilligen Fehlens noch weiter entfernt. »Im Vergleich zur Weltspitze kann ich mich gut einordnen«, meint er realistisch. Um noch eine gute Karriere hinzulegen, muss er bei Rennen wie dieser Baskenlandrundfahrt glänzen.
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