Fußballfest in Frankfurt: Die Frauen der Eintracht gegen Bayern

Im Spitzenspiel der Bundesliga wartet auf die Fußballerinnen aus Frankfurt und München eine Rekordkulisse

  • Frank Hellmann, Frankfurt am Main
  • Lesedauer: 4 Min.
Laura Freigang (v.) will endlich mal gegen den FC Bayern gewinnen.
Laura Freigang (v.) will endlich mal gegen den FC Bayern gewinnen.

Laura Freigang ist es leid, mit Eintracht Frankfurt nach einem Aufeinandertreffen mit Bayern München immer nur den Gegnerinnen zu gratulieren. »Im Laufe der vergangenen Jahre wurden die Spiele gegen Bayern gefühlt jedes Mal enger. Wir haben in den vergangenen Spielen Blut geleckt, wir wollen auch mal nach 90 Minuten das Spiel für uns entscheiden«, sagt die 27-Jährige.

Doppeltes Heimspiel

Erstmals in dieser Saison dürfen die Fußballerinnen der Eintracht in die große Frankfurter Arena. Für das Spitzenspiel der Bundesliga zwischen dem Zweiten und Tabellenführer Bayern öffnet die im Volksmund immer noch als Waldstadion bezeichnete Spielstätte an diesem Sonnabend ihre Tore – obwohl am selben Wochenende auch noch die Männer der Eintracht nach ihrem 1:1 im Viertelfinal-Hinspiel der Europa League am Donnerstagabend bei Tottenham Hotspur ein Heimspiel haben, am Sonntag gegen den 1. FC Heidenheim.

Mit mehr als 30 000 Zuschauern wird bei den Frauen gerechnet – das wäre ein Rekordbesuch für ein Vereinsspiel in der Mainmetropole. Bisherige Bestmarke sind die 27 640 Besucher vom 24. Mai 2008, als der 1. FFC Frankfurt gegen den schwedischen Klub Umea IK um den brasilianischen Weltstar Marta den Europapokal gewann. Damals hatte FFC-Impresario Siegfried Dietrich alles dafür getan, um Birgit Prinz und Co. diesen Rahmen bieten zu können. Der am Sonnabend als Ehrengast anwesende Dietrich trieb vor fünf Jahren die Fusion des erfolgreichsten deutschen Frauenvereins mit der Eintracht voran, damit am Standort Frankfurt irgendwann wieder um Titel mitgespielt werden kann.

nd.DieWoche – unser wöchentlicher Newsletter

Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.

Hoher Anspruch

In dieser Saison, nach der Hinrunde, schienen die Frankfurter Fußballerinnen die Lücke zu den Topteams geschlossen zu haben. Dann aber verloren sie im Viertelfinale des DFB-Pokals in München mit 1:4, kamen in der Bundesliga beim 1:6 gegen den VfL Wolfsburg unter die Räder und patzten dann auch noch beim SC Freiburg mit einer 2:3-Niederlage. Ist die Eintracht noch nicht reif für den großen Wurf? »Wir haben natürlich nach der Herbstmeisterschaft gesehen, was grundsätzlich möglich ist. Nun ist die Situation aber ein bisschen anders. In den vergangenen Spielen hat es zu oft an der einen oder anderen Stelle etwas gehakt«, erklärt Nationalspielerin Freigang, wollte jedoch festhalten: »Hätte man uns vor der Saison den zweiten Tabellenplatz in dieser Phase der Saison angeboten, hätten wir den gerne genommen. Es spricht für uns, dass unser Anspruch mittlerweile so hoch ist.«

Nur Meister und Vizemeister kommen direkt in die Ligaphase der auf 18 Teams erweiterten Champions League. Der Bundesliga-Dritte muss eine Qualifikation spielen – und da scheiterte Frankfurt in jüngerer Vergangenheit zweimal. Über Meisterschaftsträume will Trainer Niko Arnautis nicht mehr sprechen. »Darum geht es nicht unbedingt, wir wollen nächstes Jahr europäisch spielen, das ist das primäre Ziel.« Das Spiel gegen Bayern auf großer Bühne hätte sich das Team verdient: »Wir wollen wie in der Vergangenheit mit unserer Leistung dazu beitragen, dass es ein Fest wird.«

Offene Personlafragen

Doch auf Dauer dürsten Topspielerinnen eben nach Titeln: Nationaltorhüterin Stina Johannes und Österreichs »Fußballerin des Jahres« Barbara Dunst haben sich bereits zu Wechseln nach Wolfsburg beziehungsweise München entschlossen. Weitere Abgänge könnten folgen, heißt es. Mit Sophia Winkler fällt der einzige Neuzugang lange aus: Die hoffnungsvolle Torhüterin der SGS Essen zog sich einen Kreuzbandriss zu. Arnautis nennt als Antwort auf viele offene Personalfragen das Musterbeispiel Laura Freigang: 2018 kam sie als relativ unbekannte Collegespielerin aus den USA nach Frankfurt und stieg zu einer der populärsten Fußballerinnen Deutschlands auf.

Doch jetzt zählt erst mal das Spiel am Sonnabend. Es mag stimmen, dass sich die Eintracht 35 Großchancen mehr als die Münchnerinnen herausgespielt hat. Doch der Meister mit seiner Starbesetzung hat sechs Punkte mehr auf dem Konto. Und mit Blick auf das relativ leichte Restprogramm meinte sogar Münchens Trainer Alexander Straus: »Selbst wenn wir verlieren, werden wir danach auch noch in einer sehr guten Position für die letzten drei Spiele sein.«

Dem Verfolger machte der Norweger aber reichlich Komplimente: »Frankfurt hat ein großartiges Team, großartige Spielerinnen, die im Vergleich zu uns oder Wolfsburg manchmal ein bisschen unter dem Radar fliegen.« Namentlich genannt: Laura Freigang, Geraldine Reuteler, Nicole Anyomi, Elisa Senß und Lisanne Gräwe. Zumindest Freigang fliegt sicher nicht mehr so tief, die beste Bundesliga-Torjägerin ist nach ihrem Zaubertor fürs Nationalteam beim 6:1 gegen Schottland in aller Munde. Die 27-Jährige hat eine Wiederholung in Aussicht gestellt. »Mit der Hacke spiele ich generell ganz gerne, nicht immer zur Freude des Trainers«, sagte sie und lachte.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.