Grüne Ex-Maoisten

Das Feindbild DDR blieb ihnen erhalten / Von Jürgen Reents

  • Lesedauer: 3 Min.

Dass Krista Sager in der Aktuellen Stunde des Bundestages über die LINKE und die DKP textsicher auf den Marxismus-Leninismus verweisen und sogar Mao Tse-tung zitieren konnte, demzufolge Revolutionen zu machen »kein Deckchensticken« sei, hat seinen Grund: Sie gehörte einer der beiden doktrinärsten K-Gruppen in der alten Bundesrepublik an, dem KBW. Die andere war die KPD/AO, aus der ebenfalls etliche Kader nach dem Verfall der Organisation zu den Grünen gingen. Sowohl KBW als auch KPD/AO waren strikte Gefolgsleute der »chinesischen Linie«, sie verteidigten das Pol-Pot-Regime in Kambodscha und Ugandas Diktator Idi Amin, ihre Führungsleute machten Visiten bei Kim Il-Sung in Nordkorea und hofierten den ZANU-Chef Robert Mugabe, als dieser noch um die Machteroberung in Zimbabwe (dem damaligen Südrhodesien) kämpfte.

KBW und KPD/AO hatten eigene Sicherheitstrupps, die man durchaus als Keimzellen einer Staatssicherheit ansehen konnte, falls sie je in die Lage dazu gekommen wären, und führten einen äußerst rabiaten Ton gegenüber anderen linken Gruppierungen. In einer Schrift des KBW hieß es etwa über Daniel Cohn-Bendit, damals Mitstreiter der Frankfurter Sponti-Gruppe »Revolutionärer Kampf«, aus der auch Joschka Fischer kam: »Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder er wird von der Arbeiterklasse eine nützliche Arbeit zugewiesen bekommen, etwa in einer Fischmehlfabrik in Cuxhaven, oder er wird während der Revolution durch die Massen an den nächsten Baum befördert.« Einig waren sich KBW und KPD/AO auch immer in einem: Sie betrachteten die Sowjetunion gegenüber den USA als die »gefährlichere Supermacht« (ein Grundstein für spätere NATO-Treue), machten Front gegen alle Bewegungen in der »Dritten Welt«, die Hilfe aus der UdSSR erhielten, und pflegten – obwohl sich selbst »Kommunisten« nennend – einen deftigen Antikommunismus gegenüber der DDR. Da solche Herkünfte in den Biografien, etwa auf der Website von Parlamenten, in aller Regel verschwiegen werden, liefern wir die Top Ten der Ex-Maoisten bei den Grünen. An Irrtümern mangelt es im Parteienspektrum offenbar nicht, sie sind gut verteilt.

Reinhard Bütikofer (KBW), Parteichef

Ralf Fücks (KBW), Ex-Senator in Bremen, Chef der Böll-Stiftung

Frank Herterich (KPD/AO), Ex-Planungsstab Auswärtiges Amt

Willfried Maier (KBW), Bürgerschaft Hamburg, Ex-Senator

Winfried Kretschmann (KBW), Landtag Baden-Württemberg

Dieter Mützelburg (KBW), Bürgerschaft Bremen

Winfried Nachtwei (KBW), Bundestag

Krista Sager (KBW), Bundestag, Ex-Senatorin in Hamburg

Joscha Schmierer (KBW), Ex-Planungsstab Auswärtiges Amt

Antje Vollmer (KPD/AO-Gruppe Liga gegen den Imperialismus),

Ex-Vizepräsidentin des Bundestages

PS: Der Autor gehörte bis 1979 auch einer K-Gruppe an, dem KB.

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