Ankara: CIA hat Öcalan ausgeliefert
Israelischer und USA-Geheimdienst beteiligt
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Der Nairobi-Coup
Am 14. Februar 1999 tauchte auf dem Flughafen in Nairobi ein Flugzeug mit malaysischem Hoheitszeichen auf. Keiner ahnte, dass sich an Bord der Maschine, die niemand verließ und in die niemand einstieg, ein Kommando des MIT wartete. Zu dem Zeitpunkt befand sich Öcalan in der griechischen Botschaft in Nairobi. Der PKK-Vorsitzende machte sich für den Abflug bereit, er glaubte nach Holland ins Exil gebracht zu werden. Zuvor hatte er versucht, in Griechenland Asyl zu bekommen. Doch die Regierung in Athen war von den USA und der Türkei unter Druck gesetzt worden und hatte das abgelehnt. Öcalan wurde mitgeteilt, dass Südafrika bereit sei, ihn aufzunehmen. Deshalb stieg er in Athen in ein Flugzeug in Richtung Südafrika - wie er glaubte. Doch die Maschine machte unter dem Vorwand »technische Schwierigkeiten« eine Zwischenlandung in Nairobi. Öcalan wurde in die griechische Botschaft gebracht und wartete dort auf den Weiterflug. Dann hieß es, nicht Südafrika, sondern die Niederlande seien bereit, ihn aufzunehmen. In einem Konvoi wurde Öcalan zum Flughafen gebracht. Plötzlich scherte das Fahrzeug, in dem der PKK-Vorsitzende saß, aus der Kolonne aus und fuhr direkt auf das Rollfeld und die angeblich malaysische Maschine zu. Öcalan wurde aus dem Wagen gerissen, dem MIT-Kommando übergeben und via Tel Aviv nach Istanbul verfrachtet.
Der PKK-Vorsitzende war in diese Falle getappt, weil er bei seiner Odyssee auf die falschen Freunde gesetzt hatte. Im Oktober 1999 musste er Damaskus verlassen. Von dort aus ging er nach Russland. Vermutlich kam er wegen seiner langjährigen Kontakte zu Wladimir Schirinowski, dem Vorsitzenden der rechten Liberaldemokratischen Partei, auf diese Idee - von anderen bekam er ja keine Unterstützung. Doch in Russland konnte und wollte er nicht bleiben. Seine Mission war, die kurdische Frage auf die europäische Tagesordnung zu setzen. Also reiste er weiter nach Italien. Nachdem in Rom ziemlich bald klar wurde, dass die weltpolitische Agenda von den USA und nicht von der PKK diktiert wird, brach Öcalan nach Minsk auf.
»Über seine Schirinowski-Connection bekam er dort Kontakt zu dem pensionierten griechischen Admiral Antonis Naxakis, einem in Griechenland bekannten Rechtsradikalen mit herausragender Vergangenheit in der griechischen Geheimdienstgemeinde. Stets zu treuen Diensten des CIA«, erläutert Michael Opperskalski, Chefredakteur der Zeitschrift »Geheim«, gegenüber ND. Naxakis bot an, in Griechenland für einen dauerhaften Aufenthalt Öcalans zu sorgen - allerdings wusste die griechische Regierung nichts davon. Auch Südafrika war eine Finte, die Regierung dort wurde nie gefragt, ob sie Öcalan Asyl gewähren wollte. Stattdessen fädelte Naxakis den Kenia-Deal ein.
MOSSAD bestreitet alles
Obwohl CIA und MOSSAD ihre Beteiligung an der Operation Safari bestreiten, steht für Opperskalski fest, dass sie beteiligt waren: »In Nairobi hielten sich zu dem Zeitpunkt etwa 100 CIA-Beamte wegen des Terroranschlags auf die USA-Botschaft auf. Ohne Einverständnis der CIA hätte dort kein Geheimdienst der Welt operieren können. Das persönliche Sicherheitskommando des kenianischen Präsidenten Daniel Arap Moi wurde vom MOSSAD ausgebildet und steht unter dessen direktem Einfluss. Und ein Zwischenstopp auf dem Flughafen in Tel Aviv wäre ohne Deckung durch den MOSSAD nicht möglich gewesen.«
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