Millionen für den Leipziger Fußball
Aus dem SSV Markranstädt wird ein Red-Bull-Team / Die Fans protestieren
Dem Leipziger Fußball sollen Flügel wachsen. Der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) gab grünes Licht für die Spielrechtsübertragung vom Vorortverein SSV Markranstädt in der Oberliga Süd an den RasenBallsport Leipzig e.V. und machte damit den Weg für den Einstieg des österreichischen Weltkonzerns Red Bull frei. Doch es formiert sich bereits Widerstand. Im schmucken »Stadion am Bad« des SSV wurden in den letzten Tagen Werbebanden mit Anti-Red-Bull-Parolen beschmiert und der Rasen mit Unkrautbekämpfungsmitteln zerstört.
Markus Egger, Geschäftsführer von Red Bull Soccer, beschwichtigt: »Wir wollen dabei helfen, dem Fußball in dieser Region wieder den Stellenwert zu geben, den er verdient. Red Bull kommt nicht nach Leipzig, um etwas wegzunehmen, ganz im Gegenteil.« Angeblich will der Konzern, dessen milliardenschwerer Boss Dietrich Mateschitz ein Freund von Franz Beckenbauer ist und von diesem auch beraten wird, in den nächsten zehn Jahren 100 Millionen Euro in sein neues Spielzeug investieren. Der Trainingsauftakt bei RB Leipzig ist Anfang Juli.
Allerdings drohen dem Verein, der nach dem Vorbild der TSG 1899 Hoffenheim schnell in die Eliteliga will, schon in der kommenden Saison Hasstiraden aus der lokalen Fangemeinde. Schließlich spielt RB dann mit den Traditionsvereinen FC Sachsen und 1. FC Lok in einer Staffel. Vorerst kickt RB im rund 5500 Zuschauer fassenden Stadion des SSV vor den Toren der Stadt, der Umzug in die Leipziger WM-Arena ist erst in ein oder zwei Jahren geplant. Stadionbesitzer Michael Kölmel will Reservierungsgebühren kassieren, eine Umbenennung in Red-Bull-Stadion soll folgen.
NOFV-Vizepräsident Rainer Milkoreit sagte nach der Sitzung des Verbandes am Sonnabend in Berlin: »Der Vorstand hat den Antrag des Sächsischen Fußballverbandes einstimmig angenommen. Es gab auch keine Veranlassung, das nicht zu tun.« SSV-Manager Holger Nussbaum ist happy: »Eine Weltfirma steigt ein, was kann es Besseres geben?« Das unter anderem auch in der Formel 1 präsente Unternehmen kooperiert bereits mit Fußballklubs in Salzburg und New York.
Nun müssen in der Provinz zunächst die Hausaufgaben erledigt werden, um die Auflagen des NOFV zu erfüllen. Beispielsweise fehlt noch eine Nachwuchsabteilung, möglicherweise kann sich der Verein das Leistungszentrum des insolventen FC Sachsen an Land ziehen. Eine Zusammenarbeit mit dem zweimaligen DDR-Meister (als BSG Chemie) war vor Jahren auch daran gescheitert, dass die Vorstellungen des Konzerns nicht mit den Bestimmungen des Deutschen Fußballbundes, beispielsweise bezüglich der Namensgebung, zusammenpassten. Mit dem Ex-Europacupfinalisten 1. FC Lokomotive, der mit Fanausschreitungen wiederholt bundesweit für Negativschlagzeilen sorgte, kam es gar nicht erst zu Verhandlungen.
Im Gründungsort des DFB geht es seit Jahren mit dem Fußball bergab. 1993/94 spielte der VfB Leipzig, erster deutscher Fußball-Meister im Jahre 1903, noch in der Bundesliga. Misswirtschaft führte letztendlich zur Liquidation.
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