Trostlos in Berlin

Hannover spielt bei Hertha BSC besser, verliert aber mit 1:0

  • Mark Wolter
  • Lesedauer: 3 Min.

Gojko Kacar wusste nicht recht zu erklären, was in der 82. Minute passiert war. »Irgendwie so habe ich den Ball getroffen«, deutete der von einer wissbegierigen Journalistentraube umringte Serbe auf seinen Fuß. Eine kurze Ausholbewegung, ein Abklappen des Fußgelenks »und dann zweimal getunnelt«, beschrieb der 22-jährige Mittelfeldspieler von Hertha BSC den entscheidenden Schuss, der Hannovers Abwehrspieler Djapka und Torwart Enke durch die Beine flutschte. Das gedankenschnelle Nachhaken des Berliners brachte Hertha den glücklichen 1:0-Sieg im ersten Heimspiel.

»Das Spiel hätte eigentlich keinen Sieger verdient gehabt«, sagte Kacars Mittelfeldkollege Maximilian Nicu, der wie die anderen Herthaner nur wenig Kreatives im Offensivspiel zustande brachte. »Wir haben viel zu pomadig gespielt. Wir haben spielerisch Nachholbedarf und müssen uns mehr Chancen kreieren«, meinte auch Arne Friedrich nach dem schwachen Auftritt der Berliner. »So war es auch für Artur nicht einfach, vorne etwas zu bewegen«, sagte der Hertha-Kapitän.

Viel zu selten fanden die müden Gastgeber den Weg vors hannoversche Tor und den aus Bielefeld zurückgekehrten Stürmer Artur Wichniarek, der sich aber engagierte und zu Unrecht von einigen Fans ausgepfiffen wurde. »Artur muss sich noch reinbeißen«, verteidigte Manager Michael Preetz, früher selbst Stürmer und einziger Berliner Torschützenkönig in der Bundesliga, den 32-jährigen Polen. Dennoch sei klar, dass »das Ziel in den nächsten Wochen sein muss, der Mannschaft offensiv Substanz zuzufügen«, sagte Preetz. Bis zum Ende der Transferperiode am 31. August wollen die Berliner den Angriff noch personell verstärken.

»Für das erste Spiel war das okay, aber wir haben noch enorm viel Arbeit vor uns«, sagte Herthas Trainer Lucien Favre, der seine Spieler körperlich »am Limit« sah. Tatsächlich wirkten die Gäste aus Niedersachsen frischer und erspielten sich mehr und deutlichere Torchancen. »Vor allem in der ersten Hälfte war Hannover klar besser«, gab Favre zu.

Trösten konnte das die Gäste eine Woche nach dem blamablen Ausscheiden im DFB-Pokal gegen den Viertligisten Trier nicht. »Es ist unglücklich so zu verlieren, aber das passt gerade rein«, meinte Abwehrchef Christian Schulz frustriert. »Man wird an Ergebnissen gemessen, aber dass wir zeitweise besser als Hertha waren, sollte uns Mut geben.« Auch Trainer Dieter Hecking sah einen Fortschritt im Spiel seiner Mannschaft. »Wir sind diszipliniert aufgetreten und alles lief auf einen Punkt hinaus. Leider hat Kacar die letzte Konsequenz gezeigt, die uns gefehlt hat«, sagte Hecking, der sich Rufe von Fans anhören musste, die seinen Rauswurf forderten.

Fragen nach der Sitzfestigkeit in seinem Trainerstuhl nahm der 44-Jährige aber unaufgeregt: »Darüber unterhalte ich mich nur mit Präsident Martin Kind und Sportdirektor Jörg Schmadtke. Bisher gibt es da keine Andeutungen und nach diesem Spiel wäre das auch nicht angebracht.« Rückendeckung erhielt Hecking, der am Sonnabend zum 100. Mal für Hannover auf der Bank saß, vom Sportdirektor. »Nach der Leistung finde ich diese Diskussion ungehörig«, sagte Schmadtke. »Außerdem ist erst ein Spiel gespielt.« Bis zur zweiten Partie gegen Mainz befürchtet Hannovers Mittelfeldspieler Hanno Balitsch allerdings, »dass die Kritik am Trainer nicht weniger wird«.

Hertha BSC: Drobny - Pejcinovic, Friedrich, von Bergen, Stein - Piszczek (54. Ebert), Kacar, Cicero, Nicu (71. Dardai) - Raffael - Wichniarek (77. Domowtschiski).

Hannover: Enke - Cherundolo, Haggui, Schulz, Djakpa - Rosenthal (85. Hanke), Balitsch, Krzynowek (89. Schmiedebach) - Bruggink - Stajner (89. Rausch), Forssell.

Tor: 1:0 Kacar (82.). Schiedsrichter: Winkmann (Kerken). Zu.: 42 169.

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