Ist das Wasser weg, sind die Sorgen weg

Elbe-Kommission: Flutschutz bleibt wichtig

  • Hendrik Lasch, Dresden
  • Lesedauer: 3 Min.
Sieben Jahre nach der Flut von 2002 warnt die Internationale Elbkommission vor Sorglosigkeit am Flussufer. Bürger müssten vorsorgen, auch wenn bis zum Jahr 2015 Millionenbeträge in weitere Schutzmaßnahmen fließen.

In Kleinzschachwitz soll eine Mauer gebaut werden. Das zwei Meter hohe Bauwerk soll den Ortsteil von Dresden, der im Sommer 2002 von der Elbeflut schwer gebeutelt wurde, vor neuerlichen Überschwemmungen schützen. Doch viele Anwohner wehren sich dagegen: Sie wollen den Blick auf den Fluss, der malerisch vor Wiesen und der Kirche Maria am Wasser vorbeifließt, nicht vermauert bekommen.

Der Zwist zeigt, wie schwer es nur sieben Jahre nach dem Hochwasser geworden ist, Schutzmaßnahmen für die Anwohner der Elbe durchzusetzen. Die »Halbwertzeit der Erinnerung« sei sehr gering, sagt Fritz Holzwarth, Präsident der Internationalen Kommission zum Schutz der Elbe (IKSE) bei der Vorstellung der zweiten Bilanz eines deutsch-tschechischen Aktionsplanes. Zuvor war auch die Allianz-Versicherung in einer Studie zum Schluss gekommen, die Menschen seien zu sorglos gegenüber einem neuen Hochwasser.

Das indes ist wohl nur eine Frage der Zeit: Nicht zuletzt der Klimawandel auch im Einzugsgebiet der Elbe sorge dafür, dass es öfter zu »Extremereignissen« mit plötzlichem, starkem Regen kommen kann, sagt Holzwarth. Was das bedeutet, hat man in Tschechien erst kürzlich erleben müssen: Nächtliche Regengüsse an kleinen Nebenflüssen der Oder sorgten für Überschwemmungen, die Menschenleben forderten und sieben Milliarden Kronen Schaden verursachten, sagt Veronika Jaglova, tschechische IKSE-Vertreterin. »Die Menschen müssen immer damit rechnen, und es gibt immer noch etwas zu verbessern«, betont sie.

An der Elbe hat sich seit 2002 viel geändert, resümiert der IKSE-Bericht. Vor allem die Steuerung der Moldau-Kaskade und sächsischer Stauseen wurde verbessert und so der Rückhalteraum für das Wasser vergrößert. Beim Frühjahrs-Hochwasser 2006 zeigte sich bereits die Wirksamkeit. Ähnliche Wassermassen wie 2002 richteten nicht annähernd so hohe Schäden wie damals an. Holzwarth spricht von 240 Millionen Euro gegenüber elf Milliarden vor sieben Jahren.

Zudem wurden die Vorwarnzeiten etwa für Dresden von 36 auf 60 Stunden verlängert, was mehr Zeit für die Installation mobiler Flutwände lässt. Auch die Deiche sind in besserem Zustand als 2002, als es mehrfach zu Brüchen kam. Bislang wurden 500 Millionen Euro in diesem Bereich investiert, 200 davon in Tschechien. Bis 2015 sollen weitere 700 Millionen in technischen Hochwasserschutz gesteckt werden. Dazu gehört auch der Bau von Poldern und die Rückverlegung von Deichen. Vorhaben laufen derzeit im brandenburgischen Lenzen, wo 420 Hektar Auenlandschaft wieder hergestellt werden, und bei Rosslau. Das sei wichtig, um »im Sinne der Solidarität den Scheitel eines Hochwassers kappen und Unterlieger besser schützen zu können«, sagt Martin Socher, Chef der IKSE-Arbeitsgruppe zum Hochwasserschutz.

Der Umweltverband BUND beklagt freilich, dass bisher viel zu wenig für ökologischen Flutschutz getan wurde: Erst zwei der geplanten 20 Bauvorhaben seien begonnen. Statt dessen würden jährlich 40 Millionen Euro in Unterhalt und Verwaltung der Wasserstraße Elbe gesteckt, auf der jedoch kaum noch Güter befördert werden.

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