Intellektuelle Feigheit
Vor zwei Wochen hat der in Köln lebende Richard David Precht im »Spiegel« ein gescheites Essay zum notwendigen Ende des Afghanistan-Krieges geschrieben. Sein Titel: »Feigheit vor dem Volk«. Nun erhielt er per Leserbriefe Antworten. Unter anderem eine von Ruprecht Polenz, CDU-Bundestagsabgeordneter und Chef des Auswärtigen Parlamentsausschusses. Das beste, was man über seine Erwiderung sagen kann, ist: Polenz ist nicht feige. Doch ist er auch nicht Volk, sonst würde er ja wollen, dass die Bundeswehrsoldaten heimgeholt werden. Nein, er lässt nur übliche Polit-Stanzen über die Notwendigkeit des Feldzuges ab und beweist: Seine CDU (und da ist sie von SPD und FDP kaum Millimeter entfernt) ist einfach intellektuell überfordert.
Typisch Union? Das wäre ungerecht. Auch in deren Reihen finden sich Leute mit bekanntem Namen, die gelernt haben, ihren Verstand zu nutzen. Beispiel: Volker Rühe. Das war jener Verteidigungsminister, der damit begonnen hat, die Bundeswehr richtig fit zu machen für globalstrategische Abenteuer. Freilich, in der Frage leistet er keine Abbitte, doch in Sachen Afghanistan lässt er sich von Realitäten beraten. Nicht so konsequent wie die LINKE, doch auch Rühe fordert: Raus aus dem Hindukusch! Wenn der das kann, fragt man sich schon: Wieso fühlen sich in Deutschland so wenige echte Intellektuelle herausgefordert? Liegt es daran, dass es keine mehr gibt, oder daran, dass sie zu feige sind?
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.