Zerstörte Gleichgewichte

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 1 Min.

Je erfolgreicher wir sind, desto mehr amerikanische Soldaten können nach Hause kommen, und wir sind sehr erfolgreich«, posaunte George W. Bush vor knapp zwei Jahren, als er die ersten Truppenreduzierungen in Irak bekanntgab. Was war eigentlich schlimmer an diesem Spruch: seine Dummheit oder seine Unverschämtheit? Schon bis September 2007 hatte der Krieg das Leben von einer Million Iraker gekostet. Und diese Art »Erfolge« setzt sich seitdem ungebremst fort, jeden Tag. So starben auch gestern wieder mehrere Dutzend Menschen bei Attentaten mitten in der Hauptstadt.

Das hat durchaus mit der anstehenden Truppenreduzierung durch die Besatzer zu tun. Allerdings ist der Terror im Zweistromland keineswegs etwa Folge dessen, dass nun die ordnende Hand Amerikas fehlt. Ganz im Gegenteil. Die USA haben mit ihrer brachialen Unterjochung Iraks ab 2003 nicht nur das Saddam-Regime zertrümmert, sondern auch die filigrane Machtbalance einer ganzen Region. Jenes Gleichgewicht war stets gefährdet, der Frieden relativ, die Ruhe erzwungen. Doch ist dem »besten Krieg« (Tony Blair) auch der schlechteste Frieden wohl vorzuziehen und dürfte inzwischen von Millionen Irakern zurückgewünscht werden.

Dieses Gleichgewicht »eines labilen Friedens« zerstört ohne auch nur die Spur eines Konzepts für das Danach zu haben – dafür tragen die USA die historische Schuld. Und die Iraker zahlen jeden Tag mit ihrem Leben.

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