Norwegen lassen wir nie wieder an uns vorbei
Fatmire Bajramaj über die morgen beginnende Fußball-EM der Frauen
ND: Frau Bajramai, sind Sie zufrieden mit ihren Leistungen während der wochenlangen EM-Vorbereitung?
Bajramaj: Eigentlich schon, aber das Training war auch sehr, sehr anstrengend. Wir haben immer zwei Mal am Tag sehr lang trainiert. Zwar gab es auch immer mal ein paar Tage Pause, aber geschlaucht hat es schon. Ich bin mir aber sicher, dass es sich gelohnt hat.
Können Sie schon sagen, ob Sie für das Auftaktspiel am kommenden Montag (16 Uhr, live in der ARD und bei Eurosport) gegen Norwegen von Bundestrainerin Silvia Neid in die Startelf gestellt werden?
Ich glaube nicht, dass es für die erste Mannschaft gereicht hat. Bei den Testspielen vor ein paar Wochen und im Training haben meistens die selben Spielerinnen in der Startelf gestanden, und ich habe nur selten dazugehört. Trotzdem werde ich meine Einsatzzeiten bekommen.
Was macht Sie da so sicher?
Die Trainerin hat mir natürlich keine Stammplatzgarantie gegeben. Die haben ohnehin nur drei oder vier Spielerinnen im gesamten Kader. Aber sie hat mir gesagt, dass ich meine Chance nutzen soll, wenn ich sie bekomme. Und das werde ich auf jeden Fall tun. In allen Vorbereitungsspielen habe ich auf dem Platz gestanden. Ich hoffe, das wird bei der EM nicht anders sein.
Sind Sie der Edeljoker im Team?
So haben mich in den vergangenen Jahren schon viele genannt, aber ich kann mit dem Begriff nicht viel anfangen. Ich will immer so viel wie möglich spielen und nicht auf der Bank sitzen.
Welches Ziel ist innerhalb der Mannschaft vor dem Turnier ausgegeben worden?
Wir wollen natürlich den EM-Pokal verteidigen. Als amtierender Weltmeister ist das doch ganz natürlich Das wollen auch unsere Fans. Selbst hier auf dem Flughafen sprechen uns ständig Leute an und sagen: »Ihr müsst das schaffen!«
Sie wechselten kürzlich vom UEFA-Cup-Sieger und Pokalgewinner FCR Duisburg Rumeln zu den Meisterinnen von Turbine Potsdam. Im EM-Kader stehen mit Babett Peter, Bianca Schmidt, Jennifer Zietz und Anja Mittag vier zukünftige Vereinskollegen. Konnten Sie sich schon näher kennenlernen?
Ja, vor allem zu Anja habe ich einen engen Kontakt. Ich war aber auch schon vor der EM-Vorbereitung einige Zeit in Potsdam und habe den Rest der Mannschaft von Turbine getroffen. Das hat viel Spaß gemacht.
Und wie klappt das Zusammenspiel auf dem Platz?
Ich glaube, ich passe gut in die Mannschaft hinein. Auch hier muss ich sagen, dass ich ein gutes Gespann mit Anja Mittag bilde. Sie weiß immer schon vorher ganz genau, wohin ich den Pass spielen werde.
Seit 1989 wurde Deutschland nur einmal nicht Europameister. 1993 holte sich Norwegen den Pokal. Ist die Titelverteidigung nur Formsache?
Ganz und gar nicht. Da gibt es so einige starke Konkurrenten, schon allein in unserer Gruppe, die in meinen Augen die schwerste von allen ist. Frankreich hat ein technisch sehr versiertes und eingespieltes Team und unser erster Gegner Norwegen hat ein unglaublich kompaktes Mittelfeld. Da wird das Durchkommen zum Tor sehr schwierig.
Das DFB-Team hat in den 90er Jahren die Vormachtstellung der Norwegerinnen in Europa gebrochen. Befürchten Sie jetzt die umgekehrte Entwicklung?
Nein, das nun auch wieder nicht. Ich meine nur, dass das Spiel nicht einfach wird, aber die haben ja auch eine ganze Menge Respekt vor uns. Die Norwegerinnen lassen wir bestimmt nie wieder an uns vorbei.
EM-Turnier in Finnland
Gruppe A:
Ukraine, Niederlande, Finnland, Dänemark. Gruppenspiele 23. - 29.8 in Helsinki und Lahti
Gruppe B:
Deutschland, Norwegen, Island, Frankreich. Gruppenspiele 24. - 30.8. in Tampere und Lahti
Gruppe C:
England, Italien, Schweden, Russland. Gruppenspiele 25. - 31.8. in Turku und Helsinki
Viertelfinale:
Die besten zwei jeder Gruppe und die beiden besten Gruppendritten erreichen das Viertelfinale am 3. und 4.9. in allen vier Spielorten
Halbfinale:
6. und 7.9. in Tampere und Helsinki
Finale:
10.9. in Helsinki
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.