Jugend auf dem Abstellgleis
Krise trifft Jüngere besonders hart / Eurobarometer-Studie vorgelegt
Unter dem Eindruck der Wirtschaftskrise zog die Jugendarbeitslosigkeit demnach allein zwischen dem ersten Quartal 2008 und dem ersten Quartal 2009 um 3,7 Prozent an. Mittlerweile liegt sie saisonbereinigt bei 18,3 Prozent im EU-Durchschnitt. In den 16 Ländern der Eurozone blieb der Wert mit 18,4 Prozent auf vergleichbarer Höhe. Hier sind 3,1 Millionen Jugendliche ohne Beschäftigung.
Der Europäische Gewerkschaftsbund zeige sich »tief besorgt« über die Zahlen und forderte noch für dieses Jahr »einen New Deal für Schulabgänger und Hochschulabsolventen«. Bereits im Juni hatte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) einen »globalen Pakt für Beschäftigung« angemahnt, um »insbesondere arbeitslosen Jugendlichen berufliche und fachliche Ausbildung« anzubieten. Dies solle im Rahmen »nachhaltiger Unternehmen« und »qualitativ hochwertiger öffentlicher Dienste« geschehen. Zudem sprach sich die ILO für mehr Unterstützung »jugendlicher Risikogruppen« aus. Die EU hatte sich eigentlich zum Ziel gesetzt, die Arbeitslosigkeit bei der jüngeren Generation bis zum Jahr 2010 auf zehn Prozent zu senken.
Besonders stark betroffen vom Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit sind die die baltischen Staaten. In Lettland nahm sie binnen eines Jahres von 11 auf 28,2 Prozent zu. In Estland erhöhte sich die Quote von 7,6 auf 24,1 Prozent und in Litauen von 9,5 auf 23,6 Prozent. In insgesamt 18 EU-Staaten lag sie Ende des 1. Quartals 2009 über 15 Prozent, in zwölf sogar über 20 Prozent. Die besten Zukunftsperspektiven haben junge Menschen hingegen in den Niederlanden, Dänemark, Österreich und Deutschland, wo die Zahlen bei rund 10 Prozent und darunter liegen.
Dennoch gilt für alle EU-Staaten mit Ausnahme Bulgariens, dass die unter 25-Jährigen als erste Opfer der Wirtschaftskrise gelten müssen. Denn die Jugendarbeitslosigkeit stieg mit 3,7 Prozent mehr als doppelt so stark wie die allgemeine Arbeitslosigkeit, die sich spürbar moderater um 1,5 Prozent erhöhte. »In dieser Schärfe und Gleichmäßigkeit haben wir das in Europa noch nicht gesehen«, so Ingo Kuhnert von Eurostat.
Laut einer Umfrage von Eurobarometer zu den Auswirkungen der Wirtschaftskrise fürchten denn auch 47 Prozent der EU-Bürger, dass ihre Kinder arbeitslos werden könnten. In Spanien (77 Prozent), Litauen (69) und Lettland (72) lagen die Werte sogar noch erheblich höher. Die Angst, dass der Partner oder man selbst den Job verliert, rangierte mit durchschnittlich 38 und 32 Prozent deutlich dahinter. »Die Europäer sind verständlicherweise beunruhigt, wenn es um Auswirkungen der Krise auf ihre Arbeitsplätze und Familie geht«, kommentierte der EU-Kommissar für Beschäftigung und Soziales, Vladimir Spidla, die negative Stimmungslage. Dabei geht mehr als die Hälfte der Befragten davon aus, dass der Höhepunkt der Krise erst noch bevorstehen. Am größten ist die Job-Angst in Spanien (65 Prozent) und Litauen (63). Am optimistischsten sind die Schweden und die Dänen, wo nur jeweils 7 Prozent um ihren Arbeitsplatz bangen. In Deutschland ist es etwa jeder Fünfte.
Im Ergebnis dieser Entwicklung hat sich die Schere zwischen der Jugend- und der Gesamtarbeitslosigkeit im Vergleichszeitraum weiter geöffnet. So liegen die Gesamtquoten mit 8,2 Prozent (EU-Durchschnitt) und 8,8 Prozent (Eurozone) merklich niedriger aus. Am augenfälligsten ist das Missverhältnis in Italien (24,9 und 7,4 Prozent), Spanien (33,6 zu 16,5 Prozent) und Schweden (24,2 und und 7,7 Prozent). Die geringsten Unterschiede finden sich in Deutschland (10,5 zu 7,4 Prozent), den Niederlanden (6,0; 2,9) und Dänemark (8,9 und 4,7 Punkte).
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