Der Meister marschiert
Handballerinnen des HC Leipzig gewinnen auch ihr drittes Spiel
20 Minuten waren gespielt, als Karolina Kudlasz trotz Überzahl ihre Trierer Gegnerin Svenja Huber erneut sträflich frei stehen ließ. Die Polin in Diensten des deutschen Handballmeisters HC Leipzig fluchte daraufhin so laut, dass es jeder Zuschauer bis in die obersten Ränge der Leipziger Arena hören konnte. Der Hallensprecher sprach später vom »schönen Wort mit Sch…«, das die Spielerinnen des HCL aufgeweckt und besagte Gegnerin offenbar erschreckt hatte. Zu diesem Zeitpunkt stand es noch 15:15, und die junge Mannschaft des DJK/MJC Trier hatte den Titelverteidiger bis dahin gehörig geärgert. Doch Huber verwarf und die Leipzigerinnen setzten sich endlich ab. Zur Halbzeit stand es 22:15 und das Spiel war so gut wie entschieden. Am Ende gewann der Favorit klar mit 41:28.
»Am Anfang war unsere Abwehr nicht gut«, übte Kudlacz, mit neun Toren beste HCL-Werferin, Selbstkritik. In einer Auszeit hatte Trainer Heine Jensen die richtigen Worte gefunden, denn als die Deckung aggressiver zu Werke ging, fielen vorn die einfachen Tore.
Die Trierer Miezen ließen in der zweiten Hälfte die Köpfe hängen und konnten ihr hohes Anfangstempo nicht mehr halten. »Der HCL hat 14 gleichwertige Spielerinnen, wir nur sieben«, versuchte Triers mit ebenfalls neun Treffern beste Werferin Anne Jochin eine Erklärung für den Einbruch zu liefern. »So hoch darf man aber trotzdem nicht verlieren«, so Jochin weiter. Das fand auch ihre Trainerin Ildiko Barna: »Mit dieser Einstellung kann man nicht mal in der 2. Bundesliga spielen. Da bin ich wirklich böse.«
Den Leipzigerinnen, die sich trotz des Weggangs von Nationalspielerin Ulrike Stange vor allem mit ihrer Kollegin Anja Rösler nennenswert verstärken konnten, ist in der Form vom Samstag der Titel nur schwer abzujagen. Nach zwei knappen Erfolgen gegen Oldenburg und beim Thüringer HC marschiert der Meister nun an der Tabellenspitze. »Für Leipzig ist der Titel ein Muss«, glaubt die Triererin Jochin. »Der Verein hat den größten Etat und die größte Erfahrung.«
Durch den Modus mit Play-offs am Ende der Saison sei dies jedoch nicht so einfach zu planen, sagt Rösler. Der HCL hat das härteste Programm. Nicht nur, dass acht Spielerinnen nun zu ihren Nationalmannschaften reisen und einige von ihnen fünf Spiele in sechs Tagen absolvieren werden. Im Oktober und November spielt Leipzig auch noch fast jeden dritten Tag abwechselnd Bundesliga und Champions League mit schweren Gegnern in beiden Wettbewerben. »Trotzdem sind wir Mitfavorit«, sagt Rösler, »und als Meister muss man den Titel natürlich verteidigen wollen und können«.
Die Ex-Nürnbergerin warnte auch vor einer möglichen Verletzungsmisere. Sie selbst spielte wegen Kniebeschwerden am Samstag nicht. »Ich wäre bereit gewesen, aber der Trainer wollte mich schonen.« Da half es auch nicht, dass ihr ein Fan zehn Euro zusteckte, mit der sie ihren Trainer bestechen sollte: Ihr Coach blieb hart und Anja Rösler im Trainingsanzug: »Da war einfach nichts zu machen.« Ein lautes Wort mit Sch… verkniff sie sich.
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