Hetzplakate sollen verschwinden

Gericht verbietet polenfeindliche Parolen der NPD im Osten Mecklenburg-Vorpommerns

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.
In Mecklenburg-Vorpommern ein Angriff auf die Menschenwürde, in Sachsen kein Problem? Der Umgang mit Plakaten der NPD, die polnische Zuwanderer als »Invasoren« diffamieren, gibt weiter Rätsel auf.

Peter Marx hatte schon triumphiert: »Die (...) Behauptung, wonach die NPD-Plakate Straftatbestände erfüllen würden, ist nun als offenkundige Lüge entlarvt«, verkündete der Pressesprecher der Schweriner NPD-Fraktion noch vor einer Woche, nachdem das Verwaltungsgericht Greifswald entschieden hatte, in Grenznähe aufgehängte Plakate mit dem Text »Polen-Invasion stoppen« erfüllten nicht den Tatbestand der Volksverhetzung. Die Richter hatten zwar eine »Abwertung« erkennen wollen, aber keine gefährliche Stimmungsmache.

Nun hat sich der juristische Wind allerdings gedreht: Das Oberverwaltungsgericht Greifswald hat den Entscheid der Erstinstanz korrigiert: Die textlichen und bildhaften Elemente der Plakate sowie deren Gestaltung seien ein Angriff auf die Menschenwürde anderer, begründete eine Gerichtssprecherin nach der Entscheidung am Samstag. Damit stelle das Wahlplakat eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung dar. Die NPD kann nun noch vor das Bundesverfassungsgericht ziehen. In Schwerin wird die Gerichtsentscheidung von den demokratischen Parteien einhellig begrüßt.

In Mecklenburg-Vorpommern konzentrierten sich die antipolnischen Plakate auf die Gegend um Löcknitz im Uecker-Randow-Kreis. Dort sind etwa 1000 Bürger aus der nahen Großstadt Szczecin zugezogen. Aber auch im ostsächsischen Görlitz klebt die rechtsradikale Partei die umstrittenen Plakate. In Sachsen gab es bisher zwar zivile Aktionen; in Görlitz hängte etwa eine Bürgerinitiative Gegenplakate auf, die sächsische ver.di-Jugend beklebte NPD-Schilder mit entlarvenden Kommentaren. Gerichtlich hat sich dort aber noch nichts getan. Die Görlitzer Staatsanwaltschaft »prüft« noch mehrere Anzeigen; auch die sächsische Generalstaatsanwaltschaft in Dresden zögert noch.

Im Nordosten war die gerichtliche Auseinandersetzung allerdings nicht über eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft in Gang gesetzt worden, sondern auf dem Verwaltungsweg: Der Kreis Uecker-Randow hatte angeordnet, die Plakate zu entfernen, die NPD hatte widersprochen.

Die sächsische LINKE hat auf das Zögern der Staatsanwälte mit Unverständnis reagiert und fordert eine »Neubewertung«. Von einer Gesetzeslücke könne keine Rede sein, es sei jetzt schon möglich, »aufgrund der antipolnischen NPD-Plakate Anklage wegen Volksverhetzung nach Paragraf 130 Strafgesetzbuch zu erheben«, erklärte der Abgeordnete Heiko Kosel zu entsprechenden Einwänden.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.