Na klar, linke Chaoten

  • Peter Kirschey
  • Lesedauer: 2 Min.

Brennt ein Auto in Berlin, fliegen Steine gegen Polizisten oder gibt es Attacken auf die rechte Szene – die Schuldigen sind im Großbuchstabendeutsch immer ganz schnell gefunden: linke Chaoten, gewaltbereite Extremisten, rote Terroristen. So auch bei dem jüngsten Anschlag auf eine von Stiefelnazis und strammen NPD-Kameraden frequentierte Berliner Kneipe, bei dem drei Rechte erheblich verletzt wurden. Die mutmaßlichen Täter, das war sofort klar, konnten nur aus der linken Szene kommen. Woher sonst. Nun wird's durch Polizeiinformationen öffentlich: Es waren keine gewalttätigen Linken, sondern vergnatzte, abgewiesene Kneipengänger, die ihren Frust mit einem brennenden Geschoss abreagieren wollten und anschließend in Wildwestart mit ihrem Fahrzeug davonrasten.

Bisher fanden etwa zehn Prozesse um die Gewaltorgien am 1. Mai in Berlin statt. Die Bilder von mitternächtlichen Schlachtszenen auf den Straßen sind noch gut in Erinnerung. In keinem der Fälle, das hat die Beweisaufnahme erbracht, waren es »linke Überzeugungstäter«. Wir haben es in der Regel mit Jugendlichen zu tun, die in einer Mischung aus Alkohol, Massenhysterie und falsch verstandener Abenteuerlust zum Stein oder zur Brandflasche greifen. Und es kommen viele Krawall-Touristen nach Berlin, um sich an brennenden Müllcontainern »zu erfreuen«. Das wird die Aufputsch-Medien selbstverständlich nicht daran hindern, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit, wenn es wieder einmal knallt und brennt, von linksextremistischer Gewalt zu schreiben. Das Feindbild muss stimmen.

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