»Angela, die Post ist da«

AKW-Gegner präsentieren Protestbrief an Union und FDP

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat gemeinsam mit anderen Umweltinitiativen über 100 000 Unterschriften für einen Protestbrief an Schwarz-Gelb gesammelt. Sollten Union und FDP an ihren Plänen, AKW-Laufzeiten zu verlängern, festhalten, müssen sie mit breiten Protesten rechnen.
Protest von Umweltaktivisten am Freitag in Berlin
Protest von Umweltaktivisten am Freitag in Berlin

Der BUND hat mit weiteren Umweltverbänden einen Offenen Brief an die Spitzen von Union und FDP verfasst. Darin fordern sie Angela Merkel, Guido Westerwelle und Horst Seehofer auf, nicht am Atomausstieg zu rütteln, ältere und unsichere AKW sofort abzuschalten sowie erneuerbare Energien verstärkt zu fördern. Die Aktivisten kündigten massive Proteste an, sollte Schwarz-Gelb die AKW-Laufzeiten verlängern. Der Offene Brief wurde bisher von über 100 000 Unterstützern unterschrieben und am Freitag von etwa 20 Demonstranten vor dem Verhandlungsort der Koalitionäre, der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen, in Berlin präsentiert. Laut-stark skandierten die Demonstranten »Angela, die Post ist da!« und spannten eine Wäscheleine, auf der 100 große Briefumschläge mit je tausend Unterschriften angebracht waren.

- Anzeige -
nd Soliaktion 2024/25

Kritik gibt es auch von namhaften Energieexperten, die die Notwendigkeit einer Laufzeitverlängerung bestreiten. In einem Brief fordern die Wissenschaftler, darunter Uwe Leprich von der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes und Udo E. Simonis vom Wissenschaftszentrum Berlin, Schwarz-Gelb dazu auf, verstärkt in Erneuerbare zu investieren. Diese seien nicht nur umweltfreundlich, sondern würden auch zu mehr Beschäftigung beitragen.

Union und FDP behaupten, mit der Verlängerung der Laufzeiten eine Brücke zu den regenerativen Energien bauen zu können, und kündigen die Gründung eines »Atomfonds« an. Dieser soll vor allem zur Erforschung der Erneuerbaren verwendet werden. Greenpeace kritisiert indes, dass das Geld aus dem Fonds an die Energiekonzerne zurückfließen könnte. Vertreter der Umweltorganisation schlagen dagegen vor, eine Atomsteuer einzuführen. Nach Berechnungen des Forums Ökologisch-soziale Marktwirtschaft würde dies ungefähr 13,9 Milliarden Euro in der nächsten Legislaturperiode in die Kassen des Bundes spülen; das wäre etwa fünf bis acht mal mehr, als der »Atomfonds« bringen würde. Greenpeace-Energieexperte Tobias Münchmeyer forderte: »Deutschland braucht beides: Den Atomausstieg und die Atomsteuer.«

Unterstützung haben die Umweltverbände offensichtlich von der Mehrheit der deutschen Bevölkerung. Eine Emnid-Umfrage ergab, dass 60 Prozent der Deutschen sich gegen längere Laufzeiten von AKW aussprechen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Mehr aus: Wirtschaft und Umwelt