CIT sucht Schutz vor Gläubigern
Größte Bankenpleite in den USA seit Lehman Brothers
Die Insolvenz der CIT Group ist die größte Bankenpleite in den USA seit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers vor gut einem Jahr. Für die Regierung in Washington bedeutet sie einen Rückschlag im Bemühen um die Stabilisierung des Finanzmarktes. Derweil hofft CIT auf eine schnelle Sanierung nach dem Beispiel von General Motors.
Nach Verlusten von fünf Milliarden Dollar über zwei Jahre gab es offenbar keine Möglichkeit mehr, neue Kredite zu erhalten. Daher beschloss die Führung der auf Darlehen für kleine und mittlere Unternehmen spezialisierten New Yorker Bank am Sonntagabend, Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechtes zu beantragen. Gleichzeitig legte CIT einen Restrukturierungsplan vor, der von den größten Gläubigern bereits akzeptiert worden ist. Damit könnte der Finanzfluss für rund eine Million mittelständischer Kunden erhalten bleiben. Die CIT-Gläubiger werden zumindest einen Teil ihrer Forderungen erfüllt bekommen.
CIT ist seit gut hundert Jahren am Markt und zählt bekannte Marken von Dunkin' Donuts bis Eddie Bauer zu seinen Kunden. Die viertgrößte Insolvenz in der US-Finanzgeschichte – noch vor der spektakulären Enron-Pleite – zeigt, wie instabil das Finanzsystem noch immer ist. Die Regierung hat an CIT Rettungsgelder von 2,3 Milliarden Dollar vergeben, die nun als verloren gelten. Auch die angeschlagene Bank of America wird bei diesem Bankrott rund 7,5 Milliarden Dollar abschreiben müssen.
Die Kritik der Konservativen ließ nicht lange auf sich warten. Dieser Bankrott »wirft ein Licht auf die Unsinnigkeit eines Gesetzentwurfs, der die Federal Reserve (US-Notenbank, d. Red.) zum alleinigen Schiedsrichter über systemische Risiken, geeignete Kapitalausstattung und Finanzstabilität macht«, sagte Spencer Bachus, Mitglied im Ausschuss für Finanzdienstleistungen des Repräsentantenhauses. Die Demokraten haben einen Gesetzentwurf eingebracht, der die Fed zur Aufsichts- und Entscheidungsbehörde für Finanzinstitutionen machen würde.
Der Gang zum Insolvenzgericht war für CIT unvermeidlich geworden, nachdem die Gläubiger einen Rettungsplan zurückgewiesen hatten. Dieser sah vor, den Inhabern von CIT-Papieren weniger als den Nennwert ihrer Anlagen zurückzugeben – ein Verlust von insgesamt rund sechs Milliarden Dollar. Der Milliardär und Mehrheitsaktionär Carl Icahn akzeptierte aber den Insolvenzplan, laut dem die Investoren immer noch auf 30 Prozent ihrer Einlagen verzichten müssen. Im Juli hatte die Regierung einen Antrag auf weitere Staatshilfe abgelehnt. »Wir werden die Entwicklung sehr genau verfolgen und darauf achten, dass die Steuergelder im Bankrottverfahren geschützt werden«, kündigte US-Finanzministeriumssprecher Andrew Williams an.
Den Steuerzahlern wird der Insolvenzplan von CIT nicht helfen, auch wenn dieser einen Neuanfang ermöglicht. Gleichzeitig werden ein Rückgang der Kreditvergabe und die Konzentration auf starke Firmen in der mittelständischen Kundschaft erwartet. »Auf lange Sicht kann das gut sein für CIT«, glaubt Managementberater Emanuel Weintraub. Indes könnten auf kurze Sicht Firmen mit einer dünnen Finanzierungsdecke Probleme haben, wenn sie vorübergehend keine Kredite von anderen Darlehensgebern bekommen.
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