Trübe Aussichten für München
Bayern droht nach Pleite gegen Bordeaux das frühe Aus in der Champions League
Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Manager Uli Hoeneß flüchteten schockiert und wortlos aus dem Stadion, den Spielern war der Frust deutlich anzumerken, und der sichtlich angeschlagene Trainer Louis van Gaal verkündete nur noch Durchhalteparolen: Die Stimmung beim deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München ist angesichts des drohenden frühen Aus in der Champions League auf dem Tiefpunkt angelangt. Anstatt unter van Gaal eine neue Ära einzuleiten, stehen die ambitionierten Münchner nach der 0:2 (0:1)-Blamage gegen Girondins Bordeaux am Abgrund.
Weitere Rückschläge kann sich der Rekordmeister, auf den in der Bundesliga nun Schalke 04 und Bayer Leverkusen warten, nicht mehr erlauben. Das weiß auch der 58-jährige Coach: »Wenn Bayern verliert, herrscht immer Unruhe. Aber ich habe in der Kabine zu den Spielern gesagt, dass das Leben weiter geht.« Höchstwahrscheinlich aber ohne Champions League: Aus eigener Kraft können die Bayern, die von den Fans gnadenlos ausgepfiffen wurden, das Minimalziel Achtelfinale nun nicht mehr erreichen. Das Aus schon nach der Gruppenphase – es wäre erst das zweite Mal nach 2002/2003 – würde für den Klub nicht nur einen Imageschaden, sondern auch Einnahmeverluste bis zu 20 Millionen Euro bedeuten.
Noch weigert sich van Gaal, der traurigen Realität, die 2010 aller Voraussicht nach Europa League heißt, ins Auge zu blicken. Anstatt nach einer erschreckend schwachen Vorstellung Klartext zu reden, klammerte sich der Niederländer an den allerletzten Strohhalm: »Wir haben noch eine kleine Chance.« Um nicht als Gruppendritter in den Trostwettbewerb Europa League abzurutschen, müssen die Bayern nun auf einen Ausrutscher von Juventus Turin in Bordeaux hoffen und die beiden letzten Gruppenspiele gegen Maccabi Haifa (25.11.) und bei Juve (8.12.) unbedingt gewinnen.
Mit der Ideenlosigkeit im Spielaufbau, individuellen Fehlern und der Abschlussschwäche im Angriff wie gegen Bordeaux dürfte dies schwierig werden. »Uns fehlt im Moment die Kreativität, wenn arjen Robben und Franck Ribery nicht dabei sind«, klagte van Gaal, der außerdem mit dem fehlendem Glück und einigen Schiedsrichterentscheidungen haderte.
Philipp Lahm bemühte sich dagegen erst gar nicht, nach Ausflüchten zu suchen. »Insgesamt ist es einfach zu wenig, wir spielen zu wenige Torchancen heraus«, sagte der Nationalspieler. Warum, weiß offensichtlich keiner so genau. »Im Moment kommt eines zum anderen, das zieht sich durch die ganze Mannschaft«, versuchte Stürmer Mario Gomez eine Analyse. An Besserung mag derzeit keiner so recht glauben. »Im Moment überwiegt nur der Frust. Wir brauchen jetzt Hilfe«, sagte Lahm. Ob die Schützenhilfe der Konkurrenz gemeint war, blieb offen.
Gruppe A
FC Bayern - Bordeaux 0:2 (0:1)
Haifa - Juventus Turin 0:1 (0:1)
1. Girondins Bordeaux 4 6:2 10
2. Juventus Turin 4 3:1 8
3. Bayern München 4 4:4 4
4. Maccabi Haifa 4 0:6 0
Gruppe B
Manchester - ZSKA Moskau 3:3 (1:2)
Besiktas Istanbul - Wolfsburg 0:3 (0:1)
1. Manchester United 4 7:4 10
2. VfL Wolfsburg 4 7:3 7
3. ZSKA Moskau 4 6:8 4
4. Besiktas Istanbul 4 1:6 1
Gruppe C
AC Mailand - Real Madrid 1:1 (1:1)
Olympique Marseille - Zürich 6:1 (2:1)
1. Real Madrid 4 11:6 7
2. AC Mailand 4 6:5 7
3. Olympique Marseille 4 8:6 6
4. FC Zürich 4 4:12 3
Gruppe D
Apoel Nikosia - FC Porto 0:1 (0:0)
Atlético Madrid - FC Chelsea 2:2 (0:0)
1. FC Chelsea 4 8:2 10
2. FC Porto 4 5:2 9
3. Atlético Madrid 4 2:8 2
4. Apoel Nikosia 4 1:4 1
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.